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       # taz.de -- Mehr häusliche Gewalt in Deutschland: Patriarchale Gewalt, nicht bloß „Familiendramen“
       
       > In Deutschland sind 2024 so viele Menschen wie noch nie Opfer häuslicher
       > Gewalt geworden. Experten gehen zudem von einer Dunkelziffer aus.
       
   IMG Bild: Bei Gewalt gegen Frauen handelt es sich nicht um „Familiendramen“, sondern um patriarchale Gewalt
       
       Berlin dpa | In Deutschland sind 2024 laut registrierten Zahlen so viele
       Menschen wie noch nie Opfer von [1][häuslicher Gewalt] geworden. Das
       berichtet die „Welt am Sonntag“ auf Grundlage von Zahlen des
       Bundeskriminalamts. Demnach waren insgesamt 256.942 Menschen offiziell
       betroffen. Der Anstieg habe gegenüber dem Jahr zuvor bei rund 3,7 Prozent
       gelegen. Experten gehen jedoch von einer Dunkelziffer aus, weil nicht alle
       Fälle gemeldet werden.
       
       ## „Häusliche Gewalt bedeutet zumeist Gewalt an Frauen“
       
       Der Sozialverband Deutschland (SoVD) zeigte sich besorgt über die neuen
       Zahlen. Die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier betonte: „Häusliche
       Gewalt bedeutet zumeist Gewalt an Frauen, umso wichtiger sind Einrichtungen
       wie das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“.“
       
       Von häuslicher Gewalt ist immer dann die Rede, wenn es sich um Personen
       handelt, die in einer partnerschaftlichen Beziehung zueinander sind oder
       waren oder wenn sich die Gewalt in der Familie abspielt, beziehungsweise
       eine familiäre Beziehung besteht. Dem Bericht zufolge wurde rein
       statistisch betrachtet etwa alle zwei Minuten ein Mensch Opfer.
       
       Besonders im Fokus steht dabei die Gewalt, die von Partnern oder
       Ex-Partnern verübt wird. Diese betrifft die meisten Fälle. Hierbei gab es
       dem Bericht zufolge 2024 knapp 171.100 Fälle – 1,9 Prozent mehr als 2023.
       In den vergangenen Jahren waren überwiegend Frauen betroffen. Dem
       Zeitungsbericht zufolge nahm in den vergangenen fünf Jahren häusliche
       Gewalt um fast 14 Prozent zu.
       
       ## Weshalb ist die Zahl der Fälle gestiegen?
       
       Das Familienministerium teilte der Zeitung mit, der Anstieg häuslicher
       Gewalt könne auf eine Zunahme der Gewaltbereitschaft „im Lichte
       gesellschaftlicher Krisen und persönlicher Herausforderungen“
       zurückzuführen sein. Möglich sei aber auch eine gewachsene
       Anzeigebereitschaft.
       
       Im Februar hatte der Bundesrat – nach dem Bundestag – einem Gesetz für
       einen besseren Schutz von Opfern zugestimmt. Damit werden die Länder dazu
       verpflichtet, ausreichend Schutz- und Beratungsangebote zu schaffen. Sie
       erhalten dafür vom Bund zwischen 2027 und 2036 insgesamt 2,6 Milliarden
       Euro.
       
       Der Rechtsanspruch auf kostenlosen Schutz und Beratung soll ab 1. Januar
       2032 greifen. Bislang konnten Betroffene von häuslicher oder
       geschlechtsspezifischer Gewalt nur darauf hoffen, dass ihnen geholfen wird
       und genügend Kapazitäten, etwa in Frauenhäusern, vorhanden sind.
       
       ## Hubig: Besserer Schutz könnte 2026 kommen
       
       Um etwa Frauen besser vor gewalttätigen Partnern zu schützen, plant
       Bundesjustizministerin Stefanie Hubig eine elektronische Fußfessel für
       Gewalttäter. Sie wolle eine Regelung nach dem sogenannten spanischen
       Modell, sagte die SPD-Politikerin der „Süddeutschen Zeitung“. In Spanien
       werden keine festen Verbotszonen, etwa der Wohnort oder der Arbeitsplatz
       der Betroffenen, überwacht.
       
       Stattdessen ist der Abstand zwischen Täter und Opfer maßgeblich: Das Opfer
       trägt eine GPS-Einheit – befindet sich der Täter mit der Fußfessel
       absichtlich oder unabsichtlich in der Nähe, wird bei der Polizei Alarm
       ausgelöst und das Opfer erhält einen Warnhinweis. Nach dem Sommer werde sie
       einen Gesetzentwurf vorlegen, kündigte Hubig an.
       
       ## Reaktionen auf die Statistik
       
       Die Grünen erklärten, bei [2][Gewalt gegen Frauen] handele es sich nicht um
       „Familiendramen“, sondern um „patriarchale Gewalt“. „Es braucht mehr
       Präventions- und Täterarbeit, schnelle Verfahren, verpflichtende Schulungen
       von Polizei und Justiz“, sagte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen,
       Ulle Schauws, der „Welt am Sonntag“. Die Linke forderte der Zeitung zufolge
       Reformen beim Sorge- und Umgangsrecht.
       
       Die SoVD-Vorstandsvorsitzende Engelmeier betonte zudem: „Frauen mit
       Behinderungen erleiden fast doppelt so häufig wie nichtbehinderte Frauen
       körperliche Gewalt.“ Trotz dieser erschreckenden Zahl mangele es an Plätzen
       in Frauenhäusern – besonders für Frauen mit Behinderungen.
       
       2 Aug 2025
       
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