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       # taz.de -- Bayer Leverkusens Erfolgswelle: Mit Wirtz und Herz
       
       > Ein genialischer Jungspund führt Bayer ins Halbfinale des DFB-Pokals. Es
       > war die ideale emotionale Vorbereitung auf den Ligagipfel gegen die
       > Bayern.
       
   IMG Bild: Erinnerungsfoto: Die Leverkusener Jonathan Tah, Amine Adli und Robert Andrich nach dem Sieg gegen Stuttgart
       
       Leverkusen taz | Es war ein merkwürdiger emotionaler Zustand, in dem Xabi
       Alonso seinen Arbeitstag nach dem nächsten denkwürdigen Sieg seiner
       Leverkusener Mannschaft beendete. „Gerade bin ich ein bisschen leer“, sagte
       der Trainer nach dem 3:2-Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den VfB
       Stuttgart, dessen Schlusspointe ihn kurz zuvor in Ekstase versetzt hatte.
       
       In seinem Kopf hatte Alonso nach eigener Aussage bereits die Worte für die
       kurze Ansprache vor der Verlängerung formuliert, als Jonathan Tah in der
       90. Minute den Siegtreffer köpfte. Der Trainer war noch lange nach dem
       Abpfiff erkennbar euphorisiert, „manchmal ist der Kopf wichtiger als die
       Beine“, sagte er auch mit Blick auf das Duell gegen den FC Bayern am
       Samstag. „Und jetzt ist der Kopf sehr stark.“ So ist das, wenn Alonso sich
       leer fühlt: Seine Gedanken sind immer noch klar und analytisch.
       
       Wobei es an diesem prachtvollen Fußballabend weniger um [1][Klarheit und
       Strategie] ging als in den meisten anderen Partien von Bayer Leverkusen.
       Die Werkself feierte einen Sieg der Emotionen. „Manchmal gewinnen wir mit
       Kontrolle, mit Struktur und Stabilität“, erläuterte Alonso, aber „heute
       haben wir mit Herz und Seele gewonnen, es ist sehr wichtig, auch das zu
       haben.“ Diese emotionale Wucht ist tatsächlich gerade eine prägende
       Eigenschaft dieses Teams.
       
       „Wir haben heute viele Sachen nicht so gut gemacht“, erklärte Leverkusens
       Robert Andrich und spielte auf ein paar Fehler im Defensivverbund, vor
       allem aber auf Ungenauigkeiten im Passspiel an. Demgegenüber steht jedoch
       der Eindruck, dass hier ein Ensemble echter Champions wächst, das
       tatsächlich Titel gewinnen könnte. Und dieser Eindruck wirkt tief hinein in
       den Klub und sein Umfeld.
       
       ## Ungewohnte Stimmung auf den Rängen
       
       Für gegnerische Anhänger war das Stadion in Leverkusen während der
       vergangenen Jahrzehnte [2][ein ziemlich angenehmes Auswärtsziel], weil es
       regelmäßig gelang, lauter zu werden als das Heimpublikum. Das ist jetzt
       anders. Die Arena hat sich atmosphärisch verändert, die Stimmung ist
       dichter, intensiver und energiegeladener geworden. Und Erlebnisse wie
       dieser Sieg im Pokal verstärken das. „Wir haben schon eine Menge Auftrieb,
       aber so etwas Emotionales, so eine Mentalitätssache, das muss uns noch mehr
       Auftrieb geben“, sagte Andrich.
       
       Zwei weitere Siege durch Treffer ganz kurz vor dem Abpfiff waren dem
       Bundesligatabellenführer im Januar [3][bei Augsburg und Leipzig gelungen],
       jetzt haben sie auch ihrem Heimpublikum diese besonders schöne Sorte
       Glücksmoment verschafft. Und eine Verlängerung, die vor dem Duell mit dem
       FC Bayern sehr viel Kraft gekostet hätte, ersparten sie sich so auch.
       „Natürlich ist das viel besser, wenn wir an den Samstag an das Spiel gegen
       Bayern denken“, sagte Alonso, dessen Team jetzt endgültig als Favorit auf
       den Pokalsieg gelten kann.
       
       Dabei muss die Mannschaft weiterhin ohne formstarke Angreifer auskommen.
       Victor Boniface ist noch bis April verletzt, Patrik Schick fehlt die Form,
       auch Jonas Hofmann hat nicht seine beste Phase. Und der gegen Stuttgart
       eingewechselte Neuzugang Borjas Iglesias ist noch kein Faktor im Spiel.
       Dafür spielte Florian Wirtz wieder einmal brillant. Die Tore schossen
       Andrich, Adli und Tah, aber das 2:2 und den Siegtreffer bereitete der
       genialische Jungspund vor.
       
       Details wie das elektrisierte Publikum, wie wachsende Leidenschaft, die
       Form von Wirtz und diese spezielle Mentalität, die immer wieder Siegtore
       kurz vor Schluss hervorbringt, sind Zutaten, die eine gewaltige Vorfreude
       auf das Duell mit den Bayern erzeugen.
       
       Der Stuttgarter Deniz Undav meinte gar, dass in diesem mitreißenden
       Viertelfinale „die beiden besten Mannschaften der Liga gegeneinander
       gespielt“ hätten. Die Bundesligatabelle, in der der FC Bayern deutlich vor
       dem VfB steht, liefert da zwar ein Gegenargument, aber emotional ist Undavs
       Eindruck nachvollziehbar. Während die ewige Dominanz der Bayern allen
       bekannt und langweilig geworden ist, wirken Stuttgart und Leverkusen
       frisch, aufregend, offensiv und hoch attraktiv.
       
       Und bei Leverkusen kommt nun noch etwas hinzu: Nach einer Hinrunde mit
       wenigen echten Höhepunkten stehen nun das Duell gegen München, ein
       Pokalhalbfinale sowie K.-o.-Spiele in der Europa League an.
       
       Leverkusen ist zum aufregendsten Fußballstandort dieser Bundesligasaison
       geworden.
       
       7 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Spitzenteam-Bayer-Leverkusen/!5977885
   DIR [2] https://www.tripadvisor.de/ShowUserReviews-g187379-d1804283-r470306111-BayArena-Leverkusen_North_Rhine_Westphalia.html
   DIR [3] /Deutscher-Meister-Bayer-04/!5984275
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Theweleit
       
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