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       # taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Wettlauf zwischen Licht und Schall
       
       > In der König Galerie untersucht die Konzeptkünstlerin Alicja Kwade
       > Bewegung in Raum und Zeit. Die taz sprach mit der Künstlerin.
       
   IMG Bild: Alicja Kwade, „Phase“, 2017, Keyimage
       
       Dass sich nichts so schnell ausbreitet wie das Licht, ist seit Einstein
       bekannt. 300.000.000 Meter legen Lichtwellen pro Sekunde zurück, wohingegen
       es beim Schall im Vergleich nur 343 Meter in derselben Zeit sind. Bei jedem
       Gewitter lässt sich das anhand der zeitlichen Verzögerung zwischen
       Blitzeinschlag und Donnergrollen beobachten, aber kann es sich irgendwer
       wirklich vorstellen?
       
       In ihrer Einzelausstellung „Phase“ in der [1][König Galerie] versucht sich
       [2][Alicja Kwade] an einer Veranschaulichung.
       
       Zwölf Lautsprecher hat sie kreisförmig wie die Ziffern einer Uhr
       aufgestellt, in der Mitte zwischen ihnen einen Messingring auf den Boden
       gelegt. Ganz ruhig, jetzt. Wie Kwade hörbar suggeriert, kommen wir schlicht
       zu spät: Zu sehen ist nichts mehr, wahrzunehmen ist aber noch das Geräusch
       des Rings, wie er sich um die eigene Achse dreht und schließlich zu Boden
       geht.
       
       Man lauscht dem erst gleichmäßigen, dann immer lauter scheppernden und
       schließlich abebbenden Klang, dem akustischen Bild der Bewegung.
       
       „NachBild“, so der Titel, nimmt Bezug auf die Installation, die Kwade
       bereits 2013 in der St.-Agnes-Kirche zeigte. Für „Nach Osten“ (2011/2013)
       ließ sie einem foucaultschen Pendel gleich eine Glühbirne durchs Schiff
       schwingen und leuchtende Bögen in die Luft zeichnen.
       
       Damals das Licht und die Bewegung der Erde, jetzt der Schall und der Lauf
       der Zeit – Kwade lässt einen wieder staunen über die komplexen Phänomene
       der Physik, noch viel mehr aber über die poetischen Bilder, in die sie ihr
       Erkenntnisinteresse verpackt.
       
       Einblick (698): Alicja Kwade, Künstlerin 
       
       taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt?
       Und warum? 
       
       Alicja Kwade: Robert Schmitt bei [3][Grzegorzki Shows]. Der Künstler ist im
       Hauptberuf Mathematiker und akribischer Informationssammler. Er hat seit
       zehn Jahren Zeitungen gesammelt, die jetzt im kleinen Wärterhäuschen zu
       sehen sind.
       
       Es stellen sich Fragen nach Medien, Speicherung, Ding-Welt, der Abstraktion
       von Information, Wissensgenerierung und -archivierung. Die Grzegorzki Shows
       nehmen die etwas zurückgegangene Tradition von Künstler-Projekträumen auf,
       aber mit besonderen Positionen. Außerdem liebe ich das pinkfarbene
       Neonschild am Eingang; die Eröffnung mit goldenen Sardinendosen und pink
       Rosé-Wein war ein Highlight.
       
       Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen? 
       
       Ich gehe am 6. Dezember zu Cigarettes After Sex. Das höre ich gerade rauf
       und runter. Ansonsten ist eine großartige Nacht im 131, in der
       Chausseestraße quasi garantiert, inklusive wahnsinniger Live Acts wie
       Chrysta Bell.
       
       Im April darf man sich auf Friendly Butter freuen, ein Geheimtipp aus
       Karlsruhe. Ein gutes Gespräch mit einem exzellenten Bier bekommt man in der
       Bar 3 und weiß danach Bescheid, was in der Stadt so los ist!
       
       Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet dich durch den
       Alltag? 
       
       Ich habe immer Bücher in der Handtasche, im Moment eines von René
       Descartes und Leofranc Holford-Strevens, „A Brief History of Time“.
       
       Was ist dein nächstes Projekt? 
       
       Ich habe eine Einzelausstellung im YUZ Museum Shanghai und bereite parallel
       eine Einzelausstellung im Haus Konstruktiv in Zürich vor.
       
       Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten
       Freude? 
       
       Nachts alleine im Atelier mit lauter Musik, Wintersonne in Berlin, skurrile
       schillernde Persönlichkeiten auf den Straße, wie der Percussionist am
       Rosenthaler Platz, der auf der Mülltonne spielt, aus dem Straßenpflaster
       wachsende Blumen, Momente urbaner Poesie eben.
       
       Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg
       immer donnerstags in der Printausgabe der taz.
       
       8 Nov 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.koeniggalerie.com/
   DIR [2] http://www.alicjakwade.com/
   DIR [3] http://grzegorzkishows.com/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Scheder
       
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