# taz.de -- Bildungsministerin Karin Prien: Rhetorischer Eskapismus
> Bildungsministerin Karin Prien erklärt Kita-Investitionen zur
> „Schicksalsfrage für Deutschlands“. Das verkennt die wahren Probleme im
> Bildungsbereich.
IMG Bild: Karin Prien ist scheinbar Freundin der Schicksalsfragen. Nur ob die Fragen wirklich stimmen, steht auf einem anderen Blatt
Schicksalsfrage scheint ein Lieblingswort von Bildungsministerin Karin
Prien zu sein. Schon 2018 erklärte die CDU-Politikerin, damals
Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, dass Bildung, nun ja, eine
Schicksalsfrage sei – jetzt ist es die frühkindliche Bildung, die über
Deutschlands Zukunft entscheidet. Da hat sie nicht ganz unrecht: Aus doofen
Kindern werden nun mal nur selten schlaue Erwachsene. Aber wie Prien das
Problem, dass Bildung in Kitas und Schulen vielfach mit ungenügend bewertet
wird, aufgreift, verdient auch keine Eins.
Den Geburtenrückgang als „demografische Rendite“ zu bezeichnen und damit
von anderen Qualitätsmängeln in Kitas abzulenken – Stichworte hier unter
anderem: [1][zu große Gruppen, Erzieher:innen am Rande des
Nervenzusammenbruchs,] fehlende Plätze in nicht wenigen Regionen, dafür
Platzüberschuss in anderen Ecken der Republik –, ist schon ein ausgebuffter
rhetorischer Kniff.
Denn es geht um viel mehr als nur um frühkindliche Bildung. Beispielsweise
um Entlastung und bessere Bezahlung des Kitapersonals, Gleichbehandlung
aller Kinder und eben keine zu kurz gedachte [2][Migrationsquote in Schulen
(Prien-Idee in diesem Sommer),] mehr Sportangebote und – ja, natürlich –
mehr spielerische Lernangebote in Vor- und Grundschulen. Diese und andere
langjährige Forderungen von Kita- und anderem Bildungspersonal umzusetzen,
ist dezidierte Aufgabe einer Bildungsministerin.
Ausgebuffte Rhetorik ist Priens „Schicksalsfrage“ aber vor allem, weil sie
suggeriert, dass Wirtschaft und Demografie des Landes einzig und allein von
den Jungen und ganz Jungen abhängen – und nicht etwa von aktueller
Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Wie wäre es denn, [3][jungen
Menschen neben ausreichender Bildung Angebote zu machen], die sie
wenigstens ein bisschen sorgenfreier in die Zukunft schauen lassen:
beispielsweise soziale Absicherung, bezahlbare Wohnungen, echte
Klimamaßnahmen, eine Politik, die Familien mit Kindern unterstützt und
nicht die Ehe an sich – das sind wahre demografische Renditen.
15 Dec 2025
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## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
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