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       # taz.de -- Sporturlaub im Winter: Wegfahren, um Bälle wegzuschlagen
       
       > Golfreisen in südliche Fernen sind ökologischer Unfug und bestätigen
       > leider alle Klischees über unseren schönen Sport.
       
   IMG Bild: Wo das Green grün gemacht wurde: Golfplatz von Soma Bay, Ägypten
       
       Wir müssen noch mal über Golfreisen reden. Die sind für Menschen gemacht,
       die winterbedingte Pausen ihres geliebten Sports daheim nicht aushalten.
       Angebote der Reiseveranstalter beballern uns Hobbyschwinger seit jeher.
       Hierzulande ist vieles vermatscht und kalt, also nix wie weg. Weg heißt
       wegfliegen. Weit weg.
       
       Die Pakete sind geschnürt von Dezember bis März, verheißen wird „die Kunst
       des Golfreisens“. Ferne Nahziele wie Portugal und Andalusien sind nur
       Randplayer. Wenn schon weg, dann weiter weg, Wetter- und Wärmegarantien
       stehen ganz oben. An der [1][Algarve] oder im Diktatorenland [2][Türkei]
       braucht man womöglich lange Hose und Regenschirm. Den hätte ich auch zu
       Hause aufspannen können müssen.
       
       An handwerksklappernden Superlativen zur Platzanpreisung mangelt es nicht.
       Meist sind die Bilder so lange photogeshoppt, bis die Augen schmerzen vor
       grün-blau optimiertem Kitsch. Auch die Werbeprosa macht Aua. Ganz vorne
       dabei [3][Ägypten]: „Ein Himmel für Golfer“ sei etwa Soma Bay nahe
       Hurghada. Der Himmel ist indes sehr einsam gelegen, von Ägypten bekommt man
       im Ghetto kaum was mit.
       
       Dafür gibt es einen „Wüstenplatz vom Feinsten“. Auf dem „saftig grüne
       Fairways herrliche Kontraste zu beigen Sandpanoramen und der glitzernden
       See bilden, während sich im Hintergrund die ganze Pracht des
       Roten-Meer-Gebirges erhebt“. Zugabe: Der kleine Übungsplatz sei „auch bei
       Flutlicht spielbar“. Regen? Unbekannt, „evtl. mal 5 Min. alle 3 Monate“.
       
       Das klingt nach Paradies durch massive Ökoverbrechen. Auch nach dem
       4,5-Stunden-Flug ist da massiver Ressourcenverbrauch, um aus Wüste den
       Garten Eden zu machen. Nun gibt es in Soma Bay seit Dezember 2024 Ägyptens
       größte Meerwasser-Entsalzungsanlage für Trinkwasser und
       Golfplatzversorgung, zudem vollständig mit Solarenergie betrieben. Klingt
       vorbildlich, wird aber nicht beworben. Weil es GolferInnen nicht
       interessiert, ob sie ihren Erdenhimmel schwungvoll zerstören?
       
       Oder ab nach Ägypten? 
       
       Südafrika ginge auch. Da gelte es, so ein Reiseveranstalter, „unter
       Gleichgesinnten“ zu spielen. Himmel, wer mag das sein? Ich fürchte, ich
       wäre anders gesinnt. Ansonsten gelten die Kanaren schon immer als
       Winterziel für Golfer. Allerdings sind die Plätze auf Gran Canaria und
       Teneriffa seit Jahren gnadenlos zu gebucht, Drängelei allerorten, nicht
       eben schön. Deshalb taucht seit ein paar Jahren „die wunderbar energetische
       Insel [4][La Gomera]“ in den Katalogen auf, mit der wirklich traumhaften
       Anlage [5][Jardín Tecina] mit Panoramablick über den Atlantik und den
       benachbarten Vulkan Teide auf Teneriffa.
       
       Indes: Die Behauptung „Schon die Anreise ist ein Erlebnis und eine
       Erholung“ tangiert die Wahrheit nur peripher. Nach der Landung in
       Teneriffa-Süd geht es per Bus nach Los Cristianos, eine halbe Stunde Fußweg
       durch rot glühende britannische Touristenmassen zum Fährhafen, dann bis zu
       drei Stunden Warten, Überfahrt nach Gomera zum Hafen San Sebastián, von
       dort weiter per zweiter Fähre nach Playa de Santiago im Süden der Insel,
       nochmal 30 Minuten Walk oder per Bus/Taxi zum Resort. Wer je das Valle Gran
       Rey besuchte, kennt das Prozedere. Ab Haustür daheim 14 Stunden, manchmal
       17. Erlebnis und Erholung?
       
       Zudem: Es geht bei all diesen Golfreisen nicht nur um Golf, sondern die
       Trips sind immer mit Luxushotels und sternenahem Dinieren verbunden, kurz:
       „Lifestyle und Golfsport auf höchstem Niveau“. Das verstärkt alle Klischees
       über Golf als Sport der Schickimickis und gleichgesinnt Bornierten.
       
       Ich wünsche mir Golfreisen zu guten, gerne auch nur teilprächtigen Plätzen
       mit Pauschalmenüs oder Selbstverpflegung, gern unter Gleichgesinnten, und
       Unterkunft in Hostels oder Pensionen, Anfahrt per Bahn. Warum macht das
       niemand? Geht nicht im Winter? Stimmt: Aber ich kann hier fast ein
       dreiviertel Jahr lang Golfplätze beglückt beschlagen. Da hält man eine
       Pause doch mal aus, voller Vorfreude auf den energetischen und bald wieder
       saftig-grünen Erdenhimmel ohne jedes Flutlicht vor der Haustür.
       
       15 Dec 2025
       
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