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       # taz.de -- Die Schönheit der Liga: Lob des Zweiten
       
       > Formal gehören 18 Vereine zur Fußballbundesliga. Sechs Vereine machen sie
       > oben spannend. Elf erledigen den Job unten. Das ist eine gute Bilanz.
       
   IMG Bild: Vorbild Bezirksliga: Fans des SV Neustetten finden sich mit dem Platz zwei ab, Juni 2025
       
       Der Fußball ist bekloppt. Gemeint ist natürlich nicht der Sport selbst, das
       Laufen, Schießen und Kombinieren. Der ist weiterhin sinnvoll und
       sinnstiftend. Gemeint ist das Reden und Schreiben über Fußball. Die Art,
       wie wir über diesen Sport sprechen, kommt nämlich immer ohne etwas sehr
       Wichtiges aus.
       
       Ein Finale, so heißt es, ist der Kampf um Platz eins. Das Halbfinale
       hingegen ist der Kampf der besten vier. Und wer das Halbfinale verliert,
       kämpft um Platz drei.
       
       Platz zwei fehlt.
       
       Dabei geht es hier um die nicht zu verachtende Ehre, sich Vizemeister
       nennen zu dürfen. Das ist ein Titel, der bis 2024 für eine niederrheinische
       Industriestadt identitätsstiftend war: [1][Vizekusen]. Das ist zudem das,
       was 2001 von [2][Schalke] blieb: vier Minuten Meister, aber ein Jahr lang
       Vizemeister.
       
       Und auch in dieser Spielzeit ist es der Platz zwei, der von sehr vielen
       Teams angestrebt wird. Viel zu lange haben sich die meisten Bundesligisten
       ihre Identität nur an dem in seiner Machtfülle erstarrten und ergrauten
       Quasimonopolisten aus München geholt: „Wer ist heuer der
       [3][Bayern-Jäger]?“ war eine gern gestellte und ungern beantwortete Frage,
       und fast jeder durfte mal ran. In ganz wenigen Fällen gab es
       Ausnahmemeister, die mal aus Wolfsburg, mal aus Dortmund oder mal aus
       Leverkusen kamen.
       
       Welchen schönen Wert der Platz zwei entfalten kann, scheint sich erst in
       der aktuellen Bundesligasituation voll zu entfalten. RB Leipzig will gerne
       Vizemeister werden und hat bemerkt, dass es dieses Ziel auch dann weiterhin
       verfolgen kann, wenn es mal gegen Union Berlin strauchelt. Bei Bayer
       Leverkusen setzt sich die Erkenntnis durch, dass dieser Klub eher Sympathie
       und Liebe einheimsen kann, wenn er sich im Derby gegen den 1. FC Köln
       wirklich wie ein Rivale aus der Nachbarstadt präsentiert.
       
       Eintracht Frankfurt kann die ganze doofe Prosa von der „[4][launische
       Diva]“ hinter sich lassen, und sich als Spitzenklub präsentieren, der auch
       mal eine kleine Negativserie hat und sich sogar gegen den FC Augsburg
       schwer tun darf. Der VfB Stuttgart nutzt die Nichtfixierung auf Platz eins,
       um langfristig eine stabile Mannschaft mit einem fähigen Trainer zu
       entwickeln. Und die [5][TSG Hoffenheim] schafft es sogar, sich als nicht
       ganz unsympathischer Fußballverein darzustellen, der mal gewinnt und mal
       verliert und immer auf Augenhöhe mittut.
       
       Kampf um Platz zwei? Wir sind dabei! So etwa lautet die Botschaft eines
       gleichermaßen entspannten wie spannend werdenden Ligaalltags. Und wie das
       alles gelingen kann? Man lasse die Bayern einfach ziehen. Martin Krauss
       
       14 Dec 2025
       
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