# taz.de -- Ski-Alpin: Aichers Zeiten kommen
> Beim Weltcup in St. Moritz schlägt Emma Aicher die US-Amerikanerin
> Lindsey Vonn. Die Generation Ü30 und Ü40 tritt langsam ab.
IMG Bild: Generationen-Vereinigung: Siegerehrung des Abfahrtsrennens mit Emma Aicher, Lindsey Vonn und Sofia Goggia
Das Ende der Tage im Engadin war ein bisschen schmerzhaft. [1][Emma Aicher]
geriet am Sonntag im Super-G nach nur ein paar Fahrsekunden bei einem
kleinen Sprung in Rücklage und schied aus. Aber was bleibt außer dem
kleinen Schreck bei dem Sturz am Sonntag, ist die zweite Weltcup-Abfahrt in
St. Moritz 24 Stunden zuvor. Der Sieg der 22 Jahre alten Skirennläuferin
vom SV Mahlstetten, ihr dritter in einem Weltcup-Rennen. Aicher sprach in
der eigenen unaufgeregten Art davon, „sehr zufrieden mit meiner Fahrt“
gewesen zu sein. Dass das aber ein bisschen untertrieben war, zeigte ihr
fast überschwänglicher Jubel beim Blick auf die Zeittafel, nachdem sie im
Ziel abgeschwungen hatte.
Alleine ganz oben auf dem Podest zu landen, ist für die junge Aicher noch
etwas Besonderes. Aber erst recht, wenn links und rechts davon zwei der
ganz Großen in der Abfahrt stehen, Weltmeisterin und Olympiasiegerin
[2][Lindsey Vonn] als Zweite und [3][Sofia Goggia], Gewinnerin der
Goldmedaille bei den Winterspielen in Pyeongchang 2018, als Dritte. Die
eine hatte am Tag zuvor bei ihrem 83. Weltcup-Sieg mit 41 Geschichte
geschrieben, die andere möchte das im kommenden Februar mit einem weiteren
Olympiasieg in ihrer Heimat Italien.
In St. Moritz wurde vom Duell Alt gegen Jung, oder höflicher formuliert:
Etabliert gegen Aufstrebend gesprochen. Entschieden haben ihn am Ende die
Jüngeren für sich – dank des Sieges der Neuseeländerin [4][Alice Robinson]
im Super-G. Die Generation Ü30 mit ein paar Ausnahmeathletinnen ist bald
Geschichte. Ob die verletzten Federica Brignone (Italien) und [5][Lara
Gut-Behrami] (Schweiz) noch einmal zurückkommen, ist sehr fraglich. Die 33
Jahre alte Goggia mag von Vonn inspiriert sein und noch ein paar Jahre
dranhängen, aber mit 41, sagte sie zuletzt, werde sie nur noch als
Touristin auf der Piste zu finden sein. Und Vonn hat angekündigt, dass nach
Olympia Schluss ist, spätestens am Saisonende. Der Skisport, die FIS,
braucht also neue Ski-Heldinnen, neben Mikaela Shiffrin, die auch schon 30
ist und wohl bald ihren Fokus verändern wird.
Noch setzt Vonn Maßstäbe in der Abfahrt. Aber Aicher ist in der Lage,
darauf zu reagieren. Bei der ersten Abfahrt am Freitag hatte sie auf ihr
Skigefühl vertraut und war Fünfte geworden, die US-Amerikanerin dagegen auf
eine aggressive Linie am Limit und damit die Konkurrenz düpiert. Sie habe
ein paar Dinge korrigiert, sagte Aicher bei Eurosport. Am Tag zuvor sei sie
bei „ein paar Schwüngen ein bisschen reingeschmiert“, statt auf der Kante
zu fahren.
Nicht brav, sondern immer frecher
Cheftrainer Andreas Puelacher hatte seiner Athletin bei der Analyse am
Freitagabend mit auf dem Weg gegeben, „etwas zu ändern, wenn du nach ganz
vorne willst“. Sie sei zu brav gefahren, stellte der Österreicher fest.
Seine Ansage deshalb vor dem Rennen: „Wir fahren frecher.“
Die Stärke von Aicher ist, dass sie sich schnell umstellen kann. In der
Vorbereitung hat sie kaum die schnellen Disziplinen trainiert hat. Die
Erklärung, wie das funktionieren kann, ist für Aicher ganz einfach: „Ich
habe einfach Spaß am Skifahren.“
Spätestens mit ihrem dritten Platz beim Slalom von Levi Mitte November hat
Aicher die deutschen Hoffnungen geschürt, wieder einmal den Gesamtweltcup
zu gewinnen. Aber angesichts der Dominanz von Mikaela Shiffrin im Slalom
und der Klasse von Robinson in gleich zwei Disziplinen muss Aicher dazu
wohl in drei Disziplinen auf dem Podest landen.
14 Dec 2025
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## AUTOREN
DIR Elisabeth Schlammerl
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