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       # taz.de -- Nach Druck der Bundesregierung: Das Verbrenner-Aus kippt
       
       > Die EU-Kommission will die Flottengrenzwerte für Autos aufweichen. Die
       > Union feiert. Doch Wissenschaftler warnen.
       
   IMG Bild: Das „Verbrenner-Aus“ galt als wichtigstes Symbol für eine klimafreundliche Politik
       
       Das Aus vom „Verbrenner-Aus“ ist offenbar ausgemachte Sache. [1][Nach
       massivem Druck] von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und dem bayerischen
       Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) will die von der deutschen
       Europapolitikerin Ursula von der Leyen (CDU) geführte EU-Kommission ihren
       Vorschlag zu Flottengrenzwerten für Autos aufweichen.
       
       Die EU-Behörde werde am Dienstag vorschlagen, auch nach 2035 noch Neuwagen
       mit Verbrennermotoren zuzulassen, heißt es in Brüssel. Das Ziel, den
       CO₂-Ausstoß der Autoflotten um 100 Prozent auf null zu verringern, werde
       auf 90 Prozent abgesenkt, erklärte der CSU-Politiker Manfred Weber nach
       einem Gespräch mit von der Leyen.
       
       Damit würde der [2][Green Deal], den von der Leyen 2019 nicht zuletzt auf
       Druck der Klimabewegung ausgerufen hatte, zu Makulatur. Die EU-Kommission
       hat bereits eine ganze Reihe von Umwelt- und Klimagesetzen ausgehöhlt oder
       auf die lange Bank geschoben. Das „Verbrenner-Aus“ galt als wichtigstes
       Symbol für eine klimafreundliche Politik.
       
       Nun feiern CDU/CSU einen „Sieg der Vernunft“. Weber hatte bereits vor
       Wochen medienwirksam angekündigt, dass er persönlich für das „Aus vom Aus“
       kämpfen werde. „Damit ist das Technologieverbot für den Verbrenner vom
       Tisch“, erklärte Weber. Alle in Deutschland gebauten Motoren könnten damit
       weiterproduziert werden. Das gelte auch für [3][Hybride].
       
       Allerdings können Weber und von der Leyen nicht allein entscheiden. Für die
       Revision der Flottengrenzwerte braucht es die Zustimmung des
       Europaparlaments und der 27 EU-Staaten. Weber spricht nur für die
       konservative Europäische Volkspartei, die die größte Fraktion im Parlament
       stellt. Er setzt von der Leyen immer wieder unter Druck.
       
       Selbst in der EU-Kommission gibt es noch Vorbehalte gegen den abrupten
       Kurswechsel. Dort sind nicht weniger als sechs EU-Kommissare mit dem Thema
       beschäftigt. Die fürs Klima zuständige Kommissarin Teresa Ribera hat vor
       einer Aufweichung der Klimaziele gewarnt. Die spanische Sozialistin könnte
       noch Änderungen durchsetzen.
       
       Unklar ist auch, ob alle EU-Staaten mitziehen. Frankreich und Spanien
       hatten sich im Oktober gemeinsam dafür ausgesprochen, die EU-Vorgaben
       weitgehend beizubehalten. Allerdings scheint Paris nun zu Zugeständnissen
       bereit – wenn dafür neue Anreize für eine industriefreundliche Produktion
       in Europa geschaffen werden.
       
       Spanien hingegen bekräftigte seine Haltung. „Jede weitere Lockerung würde
       das Risiko einer erheblichen Verzögerung der Modernisierungsinvestitionen
       mit sich bringen, verbunden mit einem vorübergehenden Rückgang der
       Nachfrage nach Elektrofahrzeugen“, heißt es in einem Brief von
       Ministerpräsident Pedro Sánchez von der Leyen.
       
       Im Europaparlament stößt vor allem die Art der „Einigung“ auf Widerspruch.
       „Anscheinend haben EVP-Chef Weber und Präsidentin von der Leyen sich im
       Hinterzimmer auf eine Abänderung der Flottengrenzwerte geeinigt“,
       kritisiert der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken. Dabei würden sie mit
       Rechten und Rechtsextremen gemeinsame Sache machen.
       
       „Eine Aufweichung der Ziele ist schlecht für den Wirtschaftsstandort
       Europa“, kritisierte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Terry Reintke.
       Der Schlingerkurs schaffe Planungsunsicherheit. Von „verkehrspolitischem
       Irrsinn“ spricht der linke EU-Abgeordnete Martin Günther. Die Industrie
       brauche klare Orientierung.
       
       Patrick Plötz, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für System- und
       Innovationsforschung in Karlsruhe, nannte eine Aufweichung des
       Null-Gramm-Ziels für 2035 grundsätzlich falsch. Der Absatz von Pkws mit
       Verbrennungsmotor sinke seit Jahren. Der Verband der Automobilindustrie VDA
       betonte, man müsse erst noch die Details der Neuregelung abwarten.
       
       Neben Vorschlägen zu den Flottengrenzwerten dürfte die EU-Kommission am
       Dienstag auch Maßnahmen wie eine Batterie-Strategie und Vorschläge für
       umweltfreundlichere Dienstwagen vorlegen. Damit will von der Leyen offenbar
       ihren Kritikern entgegenkommen und für Akzeptanz werben, bevor sie beim
       Klimaschutz auf die Bremse tritt.
       
       12 Dec 2025
       
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