# taz.de -- Neue Agrarexportstrategie: Schlecht für Bauer, Tier und Umwelt
> Auf Agrarexporte zu setzen, ist falsch – besser wäre es, sich um das
> Tierwohl zu kümmern.
IMG Bild: Die Strategie auf Agrarexporte zu setzen ist falsch – besser wäre es, sich um das Tierwohl zu kümmern
Bundeslandwirtschaftsminister [1][Alois Rainer] setzt mit seiner
Agrarexportstrategie auf das falsche Pferd. Es ist ein Irrweg, die Ausfuhr
von Lebensmitteln „zur Priorität“ zu erklären, [2][wie es der CSU-Politiker
am Mittwoch getan hat]. Zumal er dafür „Bürokratie“ abbauen will, womit
vermutlich Tierwohl- und Umweltstandards gemeint sind.
Auf dem Weltmarkt entscheidet vor allem der Preis. Mit der Konkurrenz etwa
aus Südamerika mitzuhalten, ist für die meisten deutschen Bauern schon
wegen hoher Kosten für Arbeitskräfte, Boden und Energie kaum möglich. Kein
Abbau von Umweltauflagen könnte deutsche Produkte so weit verbilligen, dass
dieser Nachteil wettgemacht würde.
Im Übrigen sind die meisten Vorschriften für Tier- und Umweltschutz in der
Landwirtschaft notwendig. Es ist sinnvoll, giftige oder umweltschädliche
Pestizide zu verbieten, körperenge Einzelkäfige für Sauen einzuschränken
und die Verschmutzung des Grundwassers durch Düngemittel zu reduzieren.
Selbst wenn die deutsche Landwirtschaft ihre Produktionskosten zulasten von
Tieren und Umwelt senken würde: Mehr Abhängigkeit vom Export schadet ihr.
Denn die Abnehmer können ihre Märkte jederzeit schließen.
Als zum Beispiel China 2020 wegen der Afrikanischen Schweinepest in
Brandenburg einen [3][Importstopp für deutsches Schweinefleisch] erließ,
brach der deutsche Export zusammen. Russland belegte die EU-Milchwirtschaft
2014 mit einem politisch motivierten Embargo. Am Ende rief die Branche nach
noch mehr Subventionen, um die Ausfälle zu kompensieren – und [4][bekam
sie]. Mehr Exporte könnten sich für die deutschen Bauern sogar als Bumerang
erweisen.
Wer auf weltweite Absatzmärkte setzt, kann schlecht plausibel machen, warum
beispielsweise brasilianische Produkte hierzulande kaum zugelassen sein
sollen. Diese Doppelmoral lässt sich langfristig nicht halten. Stattdessen
sollte Rainer etwa mit Subventionen für den Stallumbau dafür sorgen, dass
die Bauern zum Beispiel [5][Fleisch tierfreundlicher erzeugen]. Und dass
mehr Verbraucher dafür bezahlen, beispielsweise durch eine moderate
Tierwohlabgabe.
10 Dec 2025
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## AUTOREN
DIR Jost Maurin
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