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       # taz.de -- Zähneklappern im Klassenzimmer: Marode Schulen und keine Lösung in Sicht
       
       > In Schleswig-Holstein fehlt das Geld für Schulsanierungen. Die
       > Bildungsministerin verweist auf Bundesmittel, doch die sind für den
       > Ganztagsausbau.
       
   IMG Bild: Viel zu seltener Anblick: Schulneubau in Norderstedt
       
       Kältefrei gab es für die Kinder der Lilli-Martius-Schule: Mehrmals fiel
       Anfang Dezember die Heizung im Schulzentrum im Stadtteil Elmschenhagen aus.
       Angesichts von bibberkalten Temperaturen sagte Schulleiter Torben Wegner
       zeitweise den Unterricht ab, nur für die Grundschulkinder gab es eine
       Notbetreuung. Die CDU-Landtagsabgeordnete Seyran Papo sieht die Schuld bei
       der Stadt Kiel, sie erkennt eine „tiefgreifende Erkrankung“ der zurzeit
       noch SPD-geführten Stadtverwaltung. Dabei [1][betrifft das Problem alle
       Kommunen], egal welche Parteien dort regieren. Eine Lösung ist trotz
       Millionen-Hilfen des Bundes nicht in Sicht.
       
       Fußböden mit Löchern, Wasserflecken an der Decke, Wände, an denen
       Klebestreifen vieler vorangegangener Klassenbelegschaften hängen, wackelnde
       Stühle: „Darüber tauschen wir uns bei jedem Schulleitertreffen aus“,
       berichtet Kerstin Quellmann, Co-Landesvorsitzende der Gewerkschaft
       Erziehung und Wissenschaft (GEW). Zuständig für die Ausstattung und den
       Erhalt der Gebäude sind die Schulträger, in der Regel die Städte und
       Gemeinden.
       
       Dennoch teilt Quellmann die Kritik der CDU-Abgeordneten Papo an der
       Verwaltung der Landeshauptstadt nicht: „Kiel ist eine Kommune mit vielen
       Schulen, das bedeutet hohe Anforderungen und hohe finanzielle Belastung.“
       Anderen Großstädten wie Lübeck oder Flensburg gehe es ebenso. In Gemeinden,
       die nur eine Grundschule tragen, sei die Lage oft entspannter. „Eigentlich
       reicht ein Blick auf die Ausstattung, um zu sagen, ob es eine Schule in
       einer Großstadt oder im eher ländlichen Raum ist“, sagt Quellmann.
       
       Aber auch die kleineren Gemeinden stöhnen unter der Last der Kosten für die
       Sanierung und den modernen Ausbau ihrer Schulen. Ein Grund ist auch, dass
       die Gebäude inzwischen mehr bieten sollen als zu ihrer Bauzeit. So braucht
       es Mensen für den Ganztagsbetrieb und Räume für klassenübergreifendes
       Lernen. Das Thema brennt nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern
       bundesweit.
       
       ## Ein bundesweites Problem
       
       „Die kommunalen Landesverbände sehen das Land in der Pflicht, eine
       auskömmliche Finanzausstattung der Kommunen zu gewährleisten“, forderte der
       Gemeindetag Schleswig-Holstein und brachte einen [2][„Masterplan“ gegen den
       Sanierungsstau] ins Spiel. Das war 2018. Wirklich passiert ist seither
       wenig, nur die Summen sind gestiegen: 1,8 Milliarden Euro veranschlagt der
       Gemeindetag, um alle rund 800 Schulen in Schleswig-Holstein auf den neusten
       Stand zu bringen.
       
       Martin Habersaat, Bildungsexperte der SPD-Landtagsfraktion, schlägt die
       Gründung einer landeseigenen Gesellschaft namens „Bildungsbau
       Schleswig-Holstein“ vor. Sie könne mehrere Probleme auf einmal lösen, sagte
       er der taz: „So ein Betrieb könnte leichter und zu anderen Konditionen
       Kredite aufnehmen als eine Gemeinde, könnte die Sanierung übernehmen und
       die Schule per Mietkauf an die Kommune übertragen.“ Als Vorbild nannte
       Habersaat den [3][Landesbetrieb „Schulbau Hamburg“].
       
       Doch im Kieler Landtag fiel der Vorschlag durch: „Das bringt keine
       Beschleunigung, sondern eröffnet erst einmal eine neue Baustelle“, sagte
       Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU). Die Regierung unterstütze die
       Kommunen bereits, und ein weiteres „Musterraumprogramm“ solle Anfang 2026
       starten. Außerdem erinnerte Stenke an das Sondervermögen des Bundes, über
       das „mindestens 240 Millionen zusätzlich“ fließen würden: „All das schafft
       gute Räume für gute Bildung.“
       
       Allerdings sind die Millionen aus dem Sondervermögen nicht dafür gedacht,
       löchrige Decken und kaputte Fußböden zu stopfen, sondern für neue Räume für
       den Ganztag. Schließlich haben Erstklässler:innen ab Sommer 2026 ein
       Recht auf Nachmittagsbetreuung. „Klar, von dem Geld werden die Schulen auch
       insgesamt profitieren“, sagt Kerstin Quellmann. Aber das Problem der
       fehlenden Mittel lasse sich dadurch nicht lösen. „Wie es gehen soll? Wenn
       ich es wüsste, würde ich es verraten.“
       
       Das Heizungsproblem im Schulzentrum Lilli Martius in Kiel-Elmschenhagen ist
       inzwischen gelöst: „Die Heizung ist angelaufen, wir gehen von Schulbetrieb
       nach Plan aus“, schrieb der Schulleiter im [4][Newskanal der Homepage].
       
       15 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politik/!6123549&s=Schule+Sanierung/
   DIR [2] https://www.shgt.de/veroeffentlichungen/presse/details/news/kommunale-landesverbaende-zur-schulbaufoerderung-immenser-sanierungsstau-erfordert-einen-masterplan
   DIR [3] https://www.schulbau.hamburg/
   DIR [4] https://lms-kiel.com/infos-fuer-eltern/news-blog/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Geisslinger
       
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