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       # taz.de -- ESC und Israel: Spanien, Irland & Co. boykottieren ESC in Wien
       
       > Mehrere Länder hatten den Ausschluss Israels vom nächsten Eurovision Song
       > Contest gefordert. Den wird es nicht geben – dafür nun einen Boykott.
       
   IMG Bild: BDS beim ESC: Schon 2025 wurde Israels Teilnehmerin Yuval Raphael massiv angefeindet
       
       afp | Der Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Jahr in Wien wird
       voraussichtlich mit Israel, aber dafür ohne zahlreiche andere Länder
       stattfinden. Bei einer Sitzung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) am
       Donnerstag in Genf wurde Israels Teilnahme nicht zur Abstimmung gestellt,
       sodass der Weg für Israel frei ist. Die ARD stellte sich hinter die
       Entscheidung, die Rundfunkanstalten von Spanien, Irland, Slowenien und den
       Niederlanden kündigten dagegen umgehend einen ESC-Boykott an.
       
       Anlass für den Konflikt ist die Kriegführung der israelischen Armee im
       Gazastreifen nach dem mörderischen Überfall der radikalislamischen
       Terrororganisation Hamas und ihrer Verbündeten am 7. Oktober 2023.
       [1][Mehrere Rundfunkanstalten hatten deshalb bereits vor Monaten mit einem
       Boykott des ESC im Mai 2026 in Wien gedroht.] Es gab jedoch auch Länder,
       die eine Teilnahme Israels zur Bedingung für ihre eigene Beteiligung
       machten. Auch die Bundesregierung hatte sich gegen eine Ausgrenzung Israels
       gewandt.
       
       Um den Konflikt zu entschärfen, hatte die EBU im November neue Regeln für
       den Wettbewerb angekündigt. So sollen unter anderem schon in den Halbfinals
       professionelle Jurys mit abstimmen und die Regeln für Werbekampagnen
       verschärft werden. Die in der EBU zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten
       stimmten bei ihrer Versammlung hinter verschlossenen Türen am Donnerstag
       offenbar mehrheitlich dafür, das Maßnahmenpaket als ausreichend einzustufen
       und nicht konkret über eine Teilnahme Israels abzustimmen.
       
       Die EBU-Mitglieder hätten ihre „klare Unterstützung für Reformen zur
       Stärkung des Vertrauens und Schutz der Neutralität“ ausgedrückt, erklärte
       die EBU. Dies ermögliche es allen Mitgliedern, die diese Regeln
       akzeptieren, teilzunehmen.
       
       ## ARD stellt sich hinter Entscheidung
       
       Die ARD begrüßte die EBU-Entscheidung „ausdrücklich“. Die nun beschlossenen
       Maßnahmen dienten dazu, „die Transparenz, Neutralität und Fairness in den
       Abstimmungs- und Organisationsprozessen des ESC zu festigen“.
       
       „Die ARD setzt sich dafür ein, ein Bewusstsein zu schaffen, dass der
       Zusammenhalt aller Sender die Grundlage für die Stärke und Vielfalt des ESC
       bildet“, hieß es offenbar mit Blick auf die Boykottdrohungen.
       [2][Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos, für CDU)] sagte der
       Bild: „Israel gehört zum ESC wie Deutschland zu Europa.“
       
       Die Sendeanstalten von Spanien, den Niederlanden, Slowenien und Irland
       kündigten allerdings direkt nach dem Votum in Genf einen Boykott des
       nächsten ESC an. Unter diesen Umständen sei eine Beteiligung „nicht
       kompatibel“ mit seinen „grundlegenden allgemeinen Werten“, erklärte der
       niederländische Sender Avrotros. Der irische Sender RTE begründete seinen
       Boykott mit „den entsetzlichen menschlichen Verlusten im Gazastreifen“ und
       der anhaltenden humanitären Krise in dem Palästinensergebiet.
       
       Vorab hatte auch der isländische Sender RUV mit einem Boykott gedroht. Nun
       erklärte die Rundfunkanstalt, die Direktion werde über die Teilnahme
       Islands am Mittwoch beraten. Andere Länder wie Belgien, Schweden und
       Finnland erwogen dies ebenfalls. Der schwedische Sender SVT zog die
       Bedenken nach der Bekanntgabe der Teilnahme Israels jedoch zurück. Das
       ESC-Motto „United by Music“ (Geeint durch Musik) droht dennoch, zur Farce
       zur werden.
       
       ## Bye, bye Big Five
       
       Spanien zählt zu den sogenannten Big Five, den fünf großen Geldgeberländern
       des ESC. Außerdem gehörten die spanischen Zuschauer bislang zu den
       leidenschaftlichsten Fans des Wettbewerbs. Irland ist mit sieben Siegen
       beim ESC und dessen Vorgänger-Veranstaltungen das erfolgreichste Land des
       traditionsreichen Musikwettbewerbs. Die Niederlande belegten immerhin
       fünfmal den ersten Platz.
       
       Israels Staatschef Isaac Herzog erklärte, Israel verdiene es, „auf jeder
       Bühne der Welt vertreten zu sein“. Er dankte Israels „Freunden, die für
       Israels Rechte aufgestanden“ seien. Der ESC müsse weiterhin nicht nur die
       Musik, sondern auch die „Freundschaft zwischen den Nationen und
       grenzüberschreitende kulturelle Verständigung“ fördern. Der israelische
       Außenminister Gideon Saar bezeichnete die Boykottankündigungen anderer
       Länder als „Schande“.
       
       Der Streit um Israel ist die wohl größte Zerreißprobe in der Geschichte des
       weltweit beachteten Musikwettbewerbs, der im kommenden Jahr zum 70. Mal
       stattfindet. Neben der Debatte um Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem
       Hamas-Massaker im Oktober 2023 gab es auch Vorwürfe, Israel könne die
       Zuschauerabstimmung in diesem Jahr manipuliert haben.
       
       Die israelische Starterin Yuval Raphael hatte im ESC-Finale in Basel im Mai
       völlig überraschend das Publikums-Voting gewonnen und war dadurch in der
       Gesamtwertung Zweite geworden. Hinweise auf Manipulationen fanden sich aber
       nicht, Israel könnte von einer aufwändigen Werbekampagne in
       Online-Netzwerken profitiert haben. ESC-Sieger war in diesem Jahr nach
       Publikums- und Jury-Abstimmung der österreichische Countertenor JJ,
       [3][weshalb Wien im kommenden Jahr Gastgeber ist].
       
       Der ESC soll neutral und unpolitisch sein. Allerdings hat sich die
       Weltpolitik immer wieder auf den Wettbewerb ausgewirkt. So darf Russland
       wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht mehr teilnehmen
       
       5 Dec 2025
       
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