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       # taz.de -- Erstes Treffen seit Jahrzehnten: Israel und Libanon führen direkte offizielle Gespräche
       
       > Die letzten November unterzeichnete Waffenruhe in Libanon wackelte immer,
       > doch jüngst wuchs die Sorge vor Eskalation. Direkte Gespräche sollen
       > Abhilfe schaffen.
       
   IMG Bild: Libanesische Truppen an der Grenze zu Israel
       
       afp | Ein Jahr nach Inkrafttreten der Waffenruhe mit der Hisbollah sind
       erstmals seit Jahrzehnten Regierungsvertreter Israels und des Libanon zu
       offiziellen Gesprächen zusammengekommen. Die Gespräche fanden am Mittwoch
       im Hauptquartier der UN-Friedensmission für den Libanon (Unifil) in Nakura
       im Südlibanon an der Grenze zu Israel statt. Der Regierungschef des
       Libanon, Nawaf Salam, stellte die Entwaffnung der Hisbollah-Miliz im
       Grenzgebiet zu Israel bis zum Jahresende in Aussicht.
       
       Der Rahmen für den Austausch war der Mechanismus zur Überwachung [1][der im
       November 2024 in Kraft getretenen Waffenruhe] zwischen Israel und der vom
       Iran unterstützten Hisbollah. Das Waffenruhe-Abkommen sieht unter anderem
       die Entwaffnung der Miliz durch die libanesische Armee vor.
       
       An den Verhandlungen waren auch zivile Vertreter beteiligt: der frühere
       libanesische Botschafter Simon Karam und Uri Resnick, Mitglied des
       nationalen Sicherheitsrats Israels. Die US-Botschaft im Libanon begrüßte
       ihre Teilnahme.
       
       Die USA erhoffen sich von den direkten Gesprächen zwischen Israel und dem
       Libanon eine Stabilisierung der Region und eine weitere Schwächung der
       Hisbollah. Bislang unterhalten beide Nachbarländer keine formalen
       diplomatischen Beziehungen und befinden sich formell seit 1948 [2][im
       Kriegszustand]. Offiziell erkennt der Libanon Israel nicht an.
       
       ## „Historische Entwicklung“
       
       An dem nun erfolgten Treffen nahm auch die US-Sonderbeauftragte für den
       Libanon, Morgan Ortagus, teil. Sie hatte am Dienstag Israels Regierungschef
       Benjamin Netanjahu und Außenminister Gideon Saar getroffen.
       
       Die israelische Regierungssprecherin Schosch Bedrosian bezeichnete die
       Gespräche als „historische Entwicklung“. Das Treffen israelischer und
       libanesischer Vertreter sei ein „erster Versuch, eine Grundlage für
       Beziehungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und dem
       Libanon zu schaffen“. Das Büro Netanjahus schrieb in einer Mitteilung von
       einer „positiven Atmosphäre“ bei den Gesprächen.
       
       Der Libanon hatte sich zuvor zu direkten Gesprächen mit Israel bereit
       erklärt. Nach den Gesprächen am Mittwoch sagte Regierungschef Salam vor
       Journalisten, es handle sich „noch nicht“ um „Friedensgespräche“. Zu einer
       möglichen Normalisierung der Beziehungen zu Israel sagte er: „Die
       Normalisierung folgt auf den Frieden. Sie kann nicht vor dem Frieden
       kommen.“ Sein Land sei jedoch dafür offen, seine Bemühungen zur
       Hisbollah-Entwaffnung durch den Überwachungsmechanismus prüfen zu lassen,
       sagte der libanesische Regierungschef.
       
       Bis Ende des Jahres stellte Salam zudem den Abbau der Anlagen der Hisbollah
       im südlichen Grenzgebiet zu Israel in Aussicht. Die Armee sollte bis dahin
       in der Gegend südlich des Flusses Litani „vollständig stationiert sein und
       das vollständige Gewaltmonopol ausüben“.
       
       ## Der Druck auf die Hisbollah wächst
       
       Nach dem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023
       war auch der Konflikt zwischen Israel und der mit der Hamas verbündeten und
       [3][einflussreichen Hisbollah] im Libanon eskaliert. Seit November 2024
       gilt eine Waffenruhe. Beide Seiten werfen sich jedoch gegenseitig immer
       wieder Verstöße gegen die Feuerpause vor.
       
       Die USA hatten zuletzt den Druck auf Beirut erhöht, die Hisbollah zu
       entwaffnen. Die pro-iranische Miliz lehnt ihre Entwaffnung strikt ab.
       Israel macht die Entwaffnung der Hisbollah jedoch zur Bedingung für ein
       Ende seiner Angriffe.
       
       Die Regierung in Beirut hatte die libanesische Armee angewiesen, bis Ende
       des Jahres die militärische Infrastruktur der Hisbollah südlich des Litani
       zu zerstören und die Hisbollah anschließend auch im Rest des Landes zu
       entwaffnen. Aus Israels Sicht setzt die libanesische Armee das Vorhaben
       jedoch nur unzureichend um.
       
       ## Ausweitung der Abraham-Abkommen?
       
       Wegen der Befürchtung, dass die Miliz ihre militärischen Fähigkeiten wieder
       aufbauen könnte, hat Israel daher zuletzt seine Angriffe auf
       Hisbollah-Ziele intensiviert. Der israelische öffentlich-rechtliche Sender
       KAN berichtete am Dienstag, dass sich Israel auf eine „erhebliche
       Eskalation“ mit der Hisbollah vorbereite, die trotz der Bemühungen
       Washingtons als „unvermeidlich“ gelte.
       
       Netanjahu hatte in den vergangenen Monaten immer wieder den Abschluss
       weiterer Friedensabkommen im Zuge der sogenannten Abraham-Abkommen ins
       Spiel gebracht. Mit diesen Abkommen, die US-Präsident Donald Trump während
       seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht hatte, normalisierten die
       Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und der Sudan ihre
       Beziehungen zu Israel. Andere Länder wie Saudi-Arabien und Israels Nachbarn
       Syrien und Libanon sind diesen Schritt bislang nicht gegangen.
       
       4 Dec 2025
       
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