URI:
       # taz.de -- Neuer Korruptionsfall in der Ukraine: Verdacht auf Veruntreuung von 360.000 Euro
       
       > In der Ukraine wurde am Dienstag ein ehemaliger Manager des staatlichen
       > Atomenergieunternehmens Energoatom festgenommen. Eine Spur führt auch
       > nach Russland.
       
   IMG Bild: Korruptionsskandal: ehemaliger erster stellvertretender Energieminister bis Juli 2025 soll Geld veruntreut haben
       
       Die Nachrichten über [1][den Korruptionsskandal bei dem staatlichen
       ukrainischen Atomenergie-Unternehmer] Energoatom reißen nicht ab. Am
       Dienstag ist nun ein ehemaliger Spitzenbeamter und Manager der
       Atomwirtschaft festgenommen worden. Der Mann wird der Veruntreuung von
       umgerechnet 360.000 Euro verdächtigt. Bei dem vom Inlandsgeheimdienst der
       Ukraine (SBU) und der Kyjiwer Staatsanwaltschaft Festgenommenen handelt es
       sich um einen ehemaligen hochrangigen Energoatom-Funktionär.
       
       Während SBU und Staatsanwaltschaft keinen Namen nennen, gehen führende
       ukrainische Medien, darunter auch die New Voice und Liga.net, davon aus,
       dass es sich um Juri Scheiko handelt. Scheiko war bis Juli 2025 Erster
       Stellvertretender Energieminister.
       
       ## Überhöhte Versicherungssumme
       
       Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht ein Versicherungsvertrag zur Haftung für
       mögliche radioaktive Schäden, die durch den Betrieb der Atomkraftwerke
       entstehen könnten. Ein Dokument, das, so die New Voice, sicherheitsrelevant
       für die ukrainische Atomenergie sei.
       
       Am 1. August 2022 wurde zwischen Energoatom und der
       Versicherungsgesellschaft Prosto-Strachuwannja ein Vertrag über umgerechnet
       zwei Millionen Euro abgeschlossen. Nur zwölf Tage später hatte der
       Beschuldigte durch eine zusätzliche Vereinbarung die Vertragssumme um knapp
       500.000 Euro erhöht. Interne Prüfungen, dokumentarische Revisionen und eine
       gerichtliche Wirtschaftsexpertise waren laut Generalstaatsanwaltschaft zu
       dem Schluss gekommen, dass knapp 400.000 Euro zu viel bezahlt worden seien.
       
       ## Spur führt über Zypern nach Russland
       
       Außerdem, so die ukrainische Staatsanwaltschaft, führten Spuren dieses
       korrupten Geflechts über den Umweg Zypern nach Russland. Und damit gehe es
       in diesem Fall nicht mehr nur um Wirtschaft. Es gehe auch um die nationale
       Sicherheit, so Generalstaatsanwalt Ruslan Krawtschenko laut New Voice. Im
       Zuge der Untersuchung der Eigentümerstruktur von Prosto-Strachuwannja
       stießen Ermittler auf ein Geflecht von Firmen, das letztlich zum russischen
       Finanzsektor führen soll.
       
       Über mehrere zypriotische Firmen führte die Spur laut Staatsanwaltschaft zu
       einem armenischen Staatsbürger sowie zur Gesellschaft R-Inter, die der
       russischen Holding RESO zugeordnet wird. Endbegünstigte dieser Holding
       seien russische Staatsbürger.
       
       ## Sicherheitsrisiko in Kriegszeiten
       
       Für Generalstaatsanwalt Ruslan Krawtschenko ist diese Konstruktion eine
       klassische Verschleierung der wirtschaftlichen Nutznießer über ausländische
       Firmennetze. Verdeckte Kontakte zu russischem Kapital würden in
       Kriegszeiten ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen.
       
       „Gegen ihn wird eine Anklage gemäß Artikel 191 Absatz 5 des
       Strafgesetzbuches der Ukraine vorbereitet (Veruntreuung fremden Eigentums
       durch Missbrauch der Amtsposition eines Beamten in besonders großem
       Umfang)“, zitiert das maßgeblich durch die USA finanzierte Radio Svoboda
       Generalstaatsanwalt Ruslan Kravchenko.
       
       Bereits am 12. November hatte die Regierung den Vize-Chef des Atomkonzerns
       Energoatom, Jakob Hartmut, entlassen. Man habe diese Entscheidung auf der
       Grundlage von Informationen der Antikorruptionsbehörde NABU getroffen, so
       die Premierministerin Julija Swyrydenko. Jakob Hartmut ist deutscher
       Staatsbürger.
       
       3 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Korruption-in-der-Ukraine/!6129174
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Clasen
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Korruption
   DIR Atomkraftwerk
   DIR Atomenergie
   DIR Generalstaatsanwaltschaft
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Waffen
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Anton Hofreiter zum Ukraine-Krieg: „Die Ukraine kann den Deal nicht annehmen“
       
       Der 28-Punkte-Plan von Trump und Putin werde nicht zum Frieden führen, sagt
       der Grüne Anton Hofreiter. Die Alternative: mehr Ukraine-Hilfen aus der EU.
       
   DIR Dänisch-ukrainische Rüstungskooperation: Ein explosives Projekt
       
       Eine ukrainische Rüstungsfirma baut im dänischen Dorf Vojens jetzt eine
       neue Raketenfabrik. Am Montag erfolgte dort der erste Spatenstich.
       
   DIR Korruptionsskandal in der Ukraine: Jermaks schwarzer Freitag
       
       Der Chef des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, ist zurückgetreten.
       Zuvor wurde die Wohnung des engen Vertrauten Wolodymyr Selenskyjs
       durchsucht.
       
   DIR Korruption in der Ukraine: Der Skandal weitet sich aus
       
       Im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre in der Ukraine tauchen weitere
       Namen auf. Auch der Leiter des Präsidialamtes soll mitgemischt haben.