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       # taz.de -- Sarkozys Gefängnis-Memoiren: Knast-Bestseller aus Frankreich
       
       > Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy war knapp drei Wochen in Haft.
       > Jetzt will er sich mit seinen Haft-Memoiren eine goldene Nase verdienen.
       
   IMG Bild: Viele Sarkozy-Fans wollen ein signiertes Exemplar
       
       Vor der Buchhandlung Lamartine im 16. Pariser Arrondissement stehen Fans
       und Neugierige am Mittwoch dieser Woche auf fast 300 Metern Länge Schlange.
       Rufe, wie „Nicolas, Nicolas!“ sind zu hören, als der Ex-Staatschef
       [1][Nicolas Sarkozy] eintrifft. Die Menge begrüßt ihn wie bei einer
       Wahlkampagne.
       
       Die Menschen sind gekommen, um sich das neueste Werk des berühmten Autors
       mit dem Titel „Tagebuch eines Häftlings“ signieren zu lassen. Dabei hat
       Sarkozy nach seiner Verurteilung zu fünf Jahren Haft wegen illegaler
       Wahlfinanzierung mit Geldern aus Libyen gerade einmal [2][20 Tage] im
       Gefängnis verbracht.
       
       Er habe seine Eindrücke in seiner Zelle mit Kugelschreiber
       niedergeschrieben und die Blätter via Anwalt seiner Sekretärin zukommen
       lassen, die alles „ins Reine“ geschrieben habe, erzählt Sarkozy in dem
       Buch. Es dürften die einträglichsten Tage hinter Gittern werden. Das Buch
       ist schon jetzt Nummer eins auf der französischen Bestsellerliste.
       
       „Wissen Sie, was ich machen werde, wenn ich nicht mehr Präsident sein
       werde? Geld und nochmals Geld!“, das hatte der „Blingbling-Präsident“ 2011
       dem befreundeten Journalisten Franz-Olivier Giesbert verraten. Nach dem
       Ende seiner Präsidentschaft 2012 verdiente er gut – als Konferenzredner,
       privater Anwalt oder Berater in der Golfregion und Russland. Seinen Sinn
       fürs Geschäftliche hat sich Sarkozy bewahrt.
       
       ## Spott und Häme gibt es auch
       
       Die Memoiren betrachten jedoch nicht alle als Meisterwerk. Das Magazin
       Marianne spottet über „dieses Monument der Literatur“. Als „Albtraum“
       schildert Sarkozy die Tage in seiner VIP-Einzelzelle mit zwei Leibwächtern
       in der Nachbarzelle. „Pathetisch“ findet das in Libération Sylvain Chazot:
       „Er jammert über die grauen Mauern im Gefängnis La Santé, die Dusche, den
       kleinen Sportsaal, die harte Matratze, den zu tief hängenden Spiegel und
       den Lärm anderer Gefangener.“ Chazot erinnert daran, dass Sarkozy als
       Innenminister härtere Haftbedingen gefordert hatte, und kommentiert:
       „Sarkozy entdeckt, dass das Gefängnis kein Club Med ist.“
       
       Sarkozy aber scheut nicht den Vergleich mit Frankreichs berühmtestem Opfer
       eines Justizirrtums. Der jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus war 1894 nach
       einer antisemitischen Verleumdung auf die Teufelsinsel verbannt worden.
       Schonungslos drückt Sarkozy auf die Tränendrüse. Er erzählt, er habe auf
       Knien betend seinen Glauben wiedergefunden und im Gefängnis „das Leben neu
       begonnen“. Vor allem in den Medien des rechtsextremen Magnaten [3][Vincent
       Bolloré] wird Sarkozys Buch deswegen gelobt.
       
       Alle Rezensionen zitieren eine Passage, in der Sarkozy der Rechtspopulistin
       Marine Le Pen bei ihrem Anruf versprochen habe, sich bei den kommenden
       Wahlen öffentlich gegen die Brandmauer (in Frankreich „republikanische
       Front“) auszusprechen. Eine solche strategische Wende der Konservativen
       wäre „extrem gravierend“ für Frankreich, meint Sarkozys Nachfolger François
       Hollande auf RTL.
       
       ## Stimmen aus der Leserschaft
       
       Ganz vorne in der Schlange wartet der grauhaarige Gauthier (Name geändert),
       der mit seiner Tochter aus Angoulême angereist ist. „Wir schulden ihm das
       für alles, was er für Frankreich getan hat“, sagt er. Seine Tochter fügt
       an, sie sei „von Sarkozys menschlicher Seite und seinem Schicksal gerührt“.
       
       Auch Corinne Marchand wartet. Sie arbeitet im Design. Ihr verstorbener
       Vater sei „leidenschaftlicher Anhänger von Sarkozy“ gewesen. Ihrer Mutter
       möchte sie das Buch mitbringen und ist der Ansicht, der Ex-Präsident sei
       „bestimmt Opfer einer Art Revanche“. Vor allem sei es absurd gewesen, ihn
       gleich einzusperren, weil er keine Bedrohung darstelle.
       
       François ist Unternehmer, er war zu jung, um Sarkozy als Präsident erlebt
       zu haben, doch er habe alle seine Bücher gelesen. Was dessen Probleme mit
       der Justiz angeht, findet er: „Da kann jeder denken, was er will.“ Nach
       seinem Auftritt in Paris will Sarkozy auf Frankreichtour gehen: von
       Neuilly-sur-Seine über Cannes bis Versailles.
       
       14 Dec 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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