# taz.de -- Pressefreiheit unter Trump: Man sollte es als Ehrung verstehen
> Das Weiße Haus „enthüllt“ neuerdings Fake News – also Berichte, die der
> Regierung nicht passen. Autor*innen inklusive. Die BBC ist vorne mit
> dabei.
IMG Bild: Ein harter Wind schlägt diesen Journalist:innen ins Gesicht, als sie den Start der Marine One mit seinem Passagier Donald Trump verfolgen
Eine gewisse Ironie ist Donald J. Trump ja nicht abzusprechen. Seit dem
Wochenende gibt es die neue [1][„Misleading. Biased. Exposed“-Website des
Weißen Hauses], die den „Fake News Media“ die Leviten lesen soll. Sie
listet ausgerechnet die Washington Post von Trumps Buddy und
Amazon-Besitzer Jeff Bezos ganz vorn in ihrer Rubrik „Offender Hall of
Shame“.
Dabei hat Bezos der Post doch böse Kommentare über Trump verboten! Das
gefällt dem Präsidenten. Gleichzeitig berichtet das Blatt aber weiter
kritisch-aufklärerisch über seine Politik. Am Sonntag zum Beispiel über die
4.000 angeblich „schlimmsten Verbrecher“, auf die das Department for
Homeland Security Jagd machte. [2][Und von denen, wie die Post geraderückt,
mal wieder die wenigsten Kriminelle waren.] Solche Berichte mag Trump gar
nicht.
Die neue Website, die am Wochenende an den Start ging, funktioniert
insgesamt wie ein Stürmer-Schaukasten fürs mediale Geschäft. Nach dem alten
Motto „Haltet den Dieb“ werden da Ungeheuerlichkeiten unterstellt, um von
den eigenen Machenschaften abzulenken. Es gibt eine scrollbare Liste mit
Journalist*innen, streng sortiert nach wissenschaftlichen Kategorien wie
„left wing lunacy“.
## Die BBC macht sich in die Hose
Dazu passt, dass bislang ein guter Teil der klickbaren Buttons anscheinend
noch gar nicht mit Inhalt hinterlegt sind. Aber wozu auch? „CNN – Exposed“
oder „CBS News – Exposed“ liest sich einfach mal gut. Und Unterstellungen
durch Fakten zu belegen, ist so was von gestern. Es geht um Propaganda,
nicht um Diskurs oder Fehlerkultur. Weshalb Bezos die Post mit seinem
Sowohl-als-auch-Kurs erst recht vor die Wand fährt.
In der Liste der bösen Journalist*innen findet sich auch „The BBC
Staff“. So komplett im Ganzen werden nur wenige gedisst. Die BBC sollte
sich das zur Ehre gereichen lassen. Doch sie sitzt verzagt in London und
macht sich in die Hose.
Gerade ruiniert sie die an ihren Gründer John Reith (1889–1971) erinnernden
Reith-Lectures. Diese Vorträge über den Zustand von Gesellschaft und
Medien, die seit 1948 im Auftrag der BBC von prominenten Denker*innen
gehalten werden, liefert in diesem Jahr der [3][holländische Historiker und
Aktivist Rutger Bregman]. Bregman, der fürs bedingungslose Grundeinkommen
trommelt, hatte in der ersten Folge Trump als „den korruptesten Präsidenten
in der amerikanischen Geschichte“ bezeichnet. Und was macht die BBC?
Streicht den Satz „auf juristisches Anraten“ vor der Ausstrahlung raus.
Schon vor drei Jahren goss der Guardian dieses Verhalten in eine
[4][ikonografische Karikatur]. Sie zeigt den BBC-Naturdoku-Gott David
Attenborough vor einem vor Geiern wimmelnden BBC-Broadcasting House. Und
Attenborough sagt mit bitterer Ironie „Fearful of becoming prey, it begins
to devour itself“ – „Aus Angst, zur Beute zu werden, beginnt sie sich
selbst zu verschlingen.“ „Ja, das unterscheidet sich vom Antrieb der
Trump-Tiere. Die wollen Beute machen!“, meint die Mitbewohnerin.
2 Dec 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.whitehouse.gov/mediabias/
DIR [2] https://www.washingtonpost.com/immigration/2025/11/30/chicago-dhs-immigration-midway-blitz/
DIR [3] /Rutger-Bregman-ueber-Moral/!6061507
DIR [4] https://www.theguardian.com/commentisfree/picture/2023/mar/12/ben-jennings-feeding-frenzy-bbc-attenborough-cartoon
## AUTOREN
DIR Steffen Grimberg
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