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       # taz.de -- Wahlen in der Ukraine: Selenskyis geschickter Schachzug
       
       > In der Ukraine könnte es nun zu Neuwahlen kommen. Ob sich der aktuell
       > amtierende Präsident Wolodymyr Selenskyj noch mal aufstellen lässt, ist
       > offen.
       
   IMG Bild: Trump empfängt Selenskyj im Weißen Haus am 17. Oktober 2025
       
       Eines muss man Wolodymyr Selenskyj lassen: Der ukrainische Präsident ist zu
       einem gewieften Taktiker mutiert. Diese Eigenschaft braucht er mehr denn
       je, angesichts der [1][desolaten Lage ukrainischer Truppen vor allem an der
       Front im Osten]. Hinzu kommt, dass Selenskyj von US-Präsident Donald Trump
       und dessen russischem Pendant Wladimir Putin gerade gleichermaßen in die
       Zange genommen wird.
       
       Ausgerechnet diese beiden Männer, deren Schnittmengen immer größer werden,
       bringen immer mal wieder das Thema [2][Wahlen in der Ukraine aufs Tapet].
       Fast schon müßig zu erwähnen, dass Trump immer noch das Märchen von seinem
       angeblich gestohlenen Wahlsieg 2020 verbreitet. In die Kategorie
       „vollkommener Realitätsverlust“ fallen auch Äußerungen Putins, Russland
       habe es geschafft, in diesen kriegerischen Zeiten „Wahlen“ abzuhalten.
       Wahlen unter Putin, die diesen Namen verdienen – echt jetzt?
       
       Selenskyj hingegen hat zu Protokoll gegeben, sich Wahlen nicht verschließen
       zu wollen. Das ist nicht neu. Schon mehrmals hat er betont, nicht „an
       seinem Sessel zu kleben“, wobei die Frage offen ist, ob er überhaupt noch
       einmal antreten würde. Neu hingegen ist, dass Selenskyj die Abhaltung von
       Wahlen auch mit der Forderung von Sicherheitsgarantien seitens der USA und
       europäischer Partnerländer verknüpft. Dies ist ein geschickter Schachzug.
       
       Einerseits ist das wohl als Versuch zu werten, die USA dazu zu bewegen, in
       welcher Form auch immer, weiter an Bord zu bleiben – und das mit den
       Europäern. Andererseits dürfte es Selenskyj darum gehen, überhaupt
       verlässliche militärische Sicherheitsgarantien zu erhalten, die weit über
       den Kontext einer Wahl hinausgehen – für die Ukraine nichts weniger als
       eine Überlebensgarantie.
       
       Die passende Begleitmusik dazu sind die aktuellen sogenannten
       [3][Friedensverhandlungen], in denen Sicherheitsgarantien ein zentraler
       Punkt sind. Sie sind genauso umstritten wie „freiwillige“
       Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland. So massiv, wie Moskau auf der
       kampflosen Überlassung bisher nicht eroberter Gebiete besteht, so klar
       lehnt es Sicherheitsgarantien ab beziehungsweise meint, auch hier die
       Bedingungen diktieren zu können. Diese unverrückbaren Positionen könnten
       Selenskyj darauf hoffen lassen, mit seinem Angebot Washington umstimmen und
       dazu bringen zu können, doch noch Druck auf Russland auszuüben. Doch danach
       sieht es derzeit nicht aus, Washingtons Signale sind andere. Bestürzend,
       aber wahr.
       
       10 Dec 2025
       
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   DIR Barbara Oertel
       
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