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       # taz.de -- Polizeiliche Kriminalstatistik: Neuer Höchststand häuslicher Gewalt in Deutschland
       
       > Fast 266.000 Personen wurden 2024 Opfer häuslicher Gewalt, sagt das BKA.
       > Das sind 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als 70 Prozent der Opfer
       > sind weiblich.
       
   IMG Bild: Besonders häufig sind Mädchen und Frauen Opfer von häuslicher Gewalt
       
       Häusliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Deutschland ist auf einen
       bisherigen Höchststand gestiegen. Das zeigt das [1][Bundeslagebild] des
       Jahres 2024 zum Thema, das der Präsident des Bundeskriminalamts Holger
       München zusammen mit Bundesfrauenministerin Karin Prien (CDU) und
       Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) am Freitag in Berlin
       vorstellte. „Wir müssen davon ausgehen, dass jede vierte Frau in ihrem
       Leben von Partnerschaftsgewalt betroffen ist“, sagte Prien.
       
       So wurden im Jahr 2024 fast 266.000 Personen Opfer von häuslicher Gewalt,
       darunter mehr als 187.000 Mädchen und Frauen. Zu häuslicher Gewalt zählt
       unter anderem innerfamiliäre Gewalt, betroffen sind oft auch Kinder von
       Tatverdächtigen. 286 Menschen starben durch häusliche Gewalt, darunter 191
       Mädchen und Frauen. Im Fünfjahresvergleich stieg die Zahl der Opfer um fast
       18 Prozent.
       
       Der weit überwiegende Teil häuslicher Gewalt ist allerdings
       Partnerschaftsgewalt. In diesem Bereich gab es mehr als 171.000 Opfer,
       darunter fast 80 Prozent Frauen.
       
       Auch im Bereich der geschlechtsspezifisch gegen Mädchen und Frauen
       gerichteten Straftaten, deren Bundeslagebild am Freitag ebenfalls
       vorgestellt wurde, stiegen die Zahlen etwa bei Sexualstraftaten und
       Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Besonders betroffen sind
       hier junge Frauen.
       
       ## „Da muss deutlich mehr kommen“
       
       „Tut die Politik ausreichend viel, um Frauen vor Gewalttaten zu schützen?“,
       fragte Dobrindt und gab sich gleich selbst die Antwort: „Da muss deutlich
       mehr kommen.“ Man habe sich im Kabinett gemeinsam vorgenommen, „dass wir
       deutlich mehr zum Schutz von Frauen in unserer Gesellschaft erreichen
       wollen“. So habe man diese Woche den Gesetzentwurf zur [2][Fußfessel bei
       Gewalttätern] auf den Weg gebracht.
       
       Prien sagte, Gewalterfahrungen in Partnerschaft und Familie seien „für
       viele in Deutschland traurige Realität“. Das betreffe beide Geschlechter
       und alle Altersklassen, allerdings seien Mädchen und Frauen deutlich
       häufiger betroffen. Viele würden aus „Angst oder Scham“ schweigen, so
       Prien. „Aber eigentlich müssten wir als Gesellschaft beschämt sein, dass
       wir solche Entwicklungen zulassen.“
       
       Die Zahlen seien „nur ein Teil der Realität, weil sie das Hellfeld
       abbilden, nicht das Dunkelfeld“, sagte BKA-Präsident Münch. Vor allem im
       Bereich der Partnerschaftsgewalt werde nur ein Bruchteil der Taten
       angezeigt: „Die Anzeigenquote liegt da bei unter fünf Prozent.“ Lineare
       Hochrechnungen etwa in Bezug auf die Anzahl der Opfer seien daraus
       allerdings nicht ableitbar.
       
       Genaueres soll eine noch nicht abgeschlossene Dunkelfeldstudie bringen,
       deren Ergebnisse Anfang kommenden Jahres vorgestellt werden sollen. „Was
       man bereits jetzt sicher sagen kann: Das Dunkelfeld im Bereich der
       Partnerschaftsgewalt ist extrem hoch und geht über das Erwartbare hinaus“,
       sagte Dobrindt.
       
       ## Wie viele Taten Femizide sind, ist unklar
       
       Vergangenes Jahr hatte es an den Zahlen des BKA Kritik gegeben, weil der
       Begriff des „Femizids“ in der Statistik schwammig verwendet worden war –
       „da waren wir unsauber“, so Münch am Freitag. Wie viele der angezeigten
       Taten Femizide seien, lasse sich nicht genau sagen. Bisher erfasse man
       schlicht keine Tatmotivation, auch eine bundeseinheitliche Definition von
       Femiziden gebe es noch nicht. Man sei aber dabei, diese Definition zu
       erstellen und die Statistik entsprechend zu schärfen.
       
       Judith Rahner, Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats, sagte:
       „Deutschland hat ein Problem der inneren Sicherheit – und das sind
       gewalttätige Männer.“ Seit Jahren steige die Gewalt gegen Frauen und
       Mädchen auf der Straße, zu Hause oder im Netz. Diese Frauen würden von der
       Politik im Stich gelassen. „Ein erneuter Höchststand der Betroffenen von
       Partnerschaftsgewalt ist die Quittung für jahrzehntelanges
       Politikversagen.“ Entscheidend sei, was jetzt getan werde, so Rahner: „Wir
       brauchen Prävention: vom Kindergarten bis zum digitalen Raum, vom
       Sportplatz bis zur Chefetage.“
       
       UN Women Deutschland begrüßte zwar den Beschluss des Kabinetts, etwa die
       elektronische Fußfessel einzuführen. „Um geschlechtsspezifische Gewalt mit
       ihren vielfältigen Folgen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene zu
       verringern und langfristig zu beenden, braucht es jedoch dringend weitere,
       umfassende Maßnahmen“, so Vorständin Carolin Weyand. Das Gewalthilfegesetz
       müsse ausgebaut werden, zudem brauche es ein umfassendes Gesetz gegen
       digitale Gewalt und eine Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt „als
       gesamtgesellschaftliches Problem“.
       
       Dass die Zahlen häuslicher Gewalt seit Jahren steigen, sei „auch das
       Ergebnis einer Politik, die Frauenhäuser von Projektmitteln und der
       Kassenlage abhängig macht“, kritisierte Kathrin Gebel, frauenpolitische
       Sprecherin der Linksfraktion. „Wer jedes Jahr mehr Betroffene zählt, aber
       nicht entsprechend in Schutz, Beratung und Täterarbeit investiert, nimmt
       weitere Femizide billigend in Kauf“, sagte sie.
       
       21 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bka.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/Kurzmeldungen/251121_BLB_HaeuslicheGewalt2024.html
   DIR [2] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/kabinett-haeusliche-gewalt-fussfessel-2394530
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Patricia Hecht
       
       ## TAGS
       
   DIR häusliche Gewalt
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