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       # taz.de -- Folgen von Waldbränden in Spanien: Nach dem Feuer die Asche
       
       > Nach schweren Bränden in Galicien spült Regen Asche in Flüsse und
       > verseucht das Wasser. Dörfer haben kein Trinkwasser mehr, das Meer ist
       > bedroht.
       
   IMG Bild: Zwei Anwohner und ein Forstbeamter beobachten einen Waldbrand im Galicischen Bergland bei Casaio, Spanien am 25. August
       
       Vilamartín de Valdeorras hat ein Problem. Das 1.900-Einwohner-Dorf in der
       Provinz Ourense im nordwestspanischen Galicien hat kein Trinkwasser mehr.
       Nicht etwa wegen Trockenheit, sondern weil es regnet. „Flüsse und Bäche
       sind gut gefüllt, aber sie sind [1][mit Asche] verseucht“, erklärt
       Bürgermeister Enrique Álvarez. Diese kommt von den verheerenden
       [2][Waldbränden] im vergangenen Sommer. Der jetzt im Herbst einsetzende
       Regen reißt sie mit.
       
       „Bei uns im Kreis sind 30.000 Hektar abgebrannt, praktisch die gesamte
       bewaldete Fläche“, erklärt Álvarez. In der Provinz Ourense, der am
       stärksten betroffenen in ganz Spanien, waren es insgesamt drei Mal soviel.
       Überall am Ufer der Leira, die bei Vilamartín in den Fluss Sil fließt, hat
       sich schwarzer Schlamm abgesetzt. „Chapapote del Monte“ „Ölschlamm aus den
       Bergen“ nennen sie das in Anlehnung an „Chapapote“, den Ölschlamm von
       Tankerunglücken, den sie an der Küste nur zu gut kennen,
       
       „Unsere Wasserreservoire sind verseucht. Oft ist das Wasser nicht einmal
       mehr zum Duschen zu gebrauchen“, sagt Álvarez. Trinkwasser muss per LKW
       gebracht werden. Nicht nur Vilamartín, der gesamte Kreis leidet unter der
       Asche. „Solange Regional- und Zentralregierung nichts unternehmen, wird das
       wohl den ganzen Winter über so weitergehen“, ist Álvarez sich sicher. Denn
       im Herbst und Winter regnet es in Galicien besonders viel.
       
       Etwas unternehmen, das ist nicht leicht. Zwar hilft es, die abgebrannten
       Ländereien mit Stroh zu bedecken, um so die verbrannte Erde vor Auswaschung
       zu schützen – Mulching nennen sie das hier – aber dazu braucht es viel
       Personal und es kostet viel Geld. Hinzukommt, dass viele Gegenden absolut
       unzugänglich sind. Dort kann Stroh nur per Hubschrauber ausgebracht werden.
       Dem Stroh werden üblicherweise Samen beigemischt, damit wieder Gras und
       Sträucher wachsen.
       
       ## Was folgt danach?
       
       „Sie machen das an einigen Stellen, aber das ist nicht genug“, urteilt
       Cristóbal López von der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Für
       ihn ist die Waldbrandbekämpfung und -vorsorge ungenügend, aber auch „die
       Pläne für danach“. „Die Verwaltung ignoriert die wahren Anforderungen
       vollständig“, sagt er. „Galicien versorgt sich fast ausschließlich aus
       Oberflächenwasser. Große grundwasserführende Schichten gibt es hier nicht“,
       weiß López. Deshalb sei das mit der Asche eine „Katastrophe für Flora und
       Fauna in den Gewässern, aber auch ein großes Problem für die öffentliche
       Gesundheit.“
       
       Studien des Spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC) zeigen, dass Boden,
       der extremer Hitze ausgesetzt war, undurchlässig wird. Dadurch kann
       Regenwasser nicht mehr ins Erdreich eindringen, sondern fließt ab und
       transportiert dabei Asche und mit ihr verschiedene Schadstoffe mit. In
       großen Mengen kann das, was ins Meer gelangt, Sauerstoffmangel am
       Meeresboden verursachen und Tausende von Organismen töten, die dort leben.
       
       Studien des Instituts für Ozeanographie (IEO) zeugen von alarmierenden
       Konzentrationen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) in den
       Sedimenten aller Flussmündungen Galiciens. Die Schadstoffe stammen
       eindeutig aus den Überresten verbrannter Vegetation. Manche dieser
       Schadstoffe überschritten bei einer Untersuchung vor zwei Jahren die in der
       EU-Wasserrahmenrichtlinie festgelegten Grenzwerte um das bis zu Zwölffache.
       [3][]
       
       [4][Nach den Waldbränden dieses Jahres] wird die Belastung im Wasser,
       Stränden und am Meeresgrund erneut zunehmen. Viele der Schadstoffe reichern
       sich dann im Gewebe von filtrierenden Organismen wie Muscheln, Herzmuscheln
       und Miesmuscheln an. Dies führt zum einen zum Schalentiersterben durch
       Vergiftung. Und der Verzehr belasteter Schalentiere ist eine Gefahr für die
       menschliche Gesundheit.
       
       „Wir schauen immer voller Furcht auf die Waldbrände“, erklärt Marina
       Buceta, Sprecherin der Muschelsammlerinnen in Pontevedra. 2006 wurden dort
       die gesamten Strände mit Ascheschlamm verseucht. „Ein Teil ist bis heute
       nicht mehr zu gebrauchen“, sagt sie. Buceta hofft, dass in diesem Jahr der
       Ascheschlamm die Muschelbänke nicht betrifft. „Ein Großteil der Waldbrände
       war in Ourense“, sagt sie.
       
       Die dortigen Flüsse münden in den Miño. Der Grenzfluss zwischen Galicien
       und Portugal fließt an einer Steilküste ins Meer. „Bei uns hat es im
       Hinterland auch gebrannt, aber viel weniger“, sagt Buceta. Sie hofft, dass
       die Flüsse hier nicht verseucht werden. Allerdings weiß auch sie um die
       stetige Zunahme der Verschmutzung des Meeres auch ohne Katastrophen wie die
       von 2006.
       
       7 Nov 2025
       
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