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       # taz.de -- Rentenstreit in der Union: Ein Debakel mit Ansage
       
       > Kanzler Merz demonstriert wieder einmal, dass er die Kunst der
       > Regierungsführung nicht beherrscht. Für die Reformfähigkeit verheißt das
       > nichts Gutes.
       
   IMG Bild: Vorführung auf offener Bühne: Kanzler Merz beim Deutschlandtag der Jungen Union am 15. November
       
       Friedrich Merz dürfte der „Deutschlandtag“ der Jungen Union (JU) lange in
       Erinnerung bleiben. Noch nie wurde dem Kanzler [1][in Anwesenheit und auf
       offener Bühne so klar vorgeführt], dass er dabei ist, seine größten
       Unterstützer zu verlieren. Die JU, das waren bislang mehrheitlich
       Merz-Ultras. Noch vor einem Jahr war Merz hier als künftiger Kanzler
       frenetisch gefeiert worden. Jetzt: kritische Nachfragen, kein Beifall,
       eisiges Schweigen.
       
       Aus zwei Gründen kann einen das nicht kalt lassen: Merz hat diese Mischung
       aus Wut und Enttäuschung und die damit eingehende Verhärtung bei der Jungen
       Union erstens selbst mit produziert. Und damit, nur kurz nach
       Stadtbild-Äußerungen und Syrien-Debatte, wieder einmal gezeigt, dass er das
       Handwerk des Regierens nicht beherrscht.
       
       Was in diesem Fall zweitens die ohnehin angeschlagene Koalition in eine
       fulminante Regierungskrise führen könnte. Manche raunen sogar schon von
       einem Scheitern von Schwarz-Rot, sollten die Jungen aus CDU und CSU das
       Rentenpaket im Bundestag wegen ihrer Kritik an der sogenannten Haltelinie
       für das Rentenniveau wirklich scheitern lassen.
       
       Merz hat – wie auch Kanzleramtschef Thorsten Frei und Fraktionschef Jens
       Spahn – offensichtlich viel zu spät erkannt, welche Sprengkraft in dem
       Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Arbeitsministerium steckt. [2][Als die
       JU ihre Kritik anbrachte], bestärkte Merz sie sogar darin. Weil es die
       Verabredung mit der SPD gibt, ließ er sie dann fallen, so empfinden das
       viele aus der JU.
       
       ## Ein Debakel mit Ansage
       
       Vor ihrem Treffen schafften es Merz, Frei und Spahn nicht, den Konflikt
       einzudämmen. Und dann kofferte Merz die JUler noch an, statt sie wie Söder
       geschickt zu umgarnen. Den Widerstand in der Jugendorganisation hat das
       weiter befeuert. Das Ganze: ein Debakel mit Ansage. Wieder einmal.
       
       Nun muss Merz gemeinsam mit Spahn die jungen Abgeordneten von dem Baum
       holen, in dessen Spitze er sie selbst getrieben hat. Auf ein Entgegenkommen
       der SPD wird er dabei kaum hoffen können. Die hat bei der Rente bereits
       viele Zugeständnisse gemacht und kann sich darauf zurückziehen, dass das
       Kabinett dem Gesetzentwurf bereits zugestimmt hat.
       
       Dafür, dass sich die jungen Abgeordneten mit einer Zusatzerklärung für eine
       künftige, umfassende Rentenform zufrieden geben, wie Merz sie vorgeschlagen
       hat, gibt es bislang keine Anzeichen. Vielleicht ist am Ende wirklich der
       einzige Ausweg aus der verfahrenen Situation, das Gesetzespaket zu
       verschieben, bis die Rentenkommission ihre Ergebnisse vorgelegt hat. Für
       die Reformfähigkeit der Koalition ließe das allerdings nicht Gutes hoffen.
       Und für den Kanzler wäre es eine deutliche Schlappe.
       
       17 Nov 2025
       
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