# taz.de -- Außenpolitisches Desaster: Wadephuls China-Reise kurzfristig abgesagt
> Der CDU-Außenminister wollte am Sonntag nach China fliegen – doch daraus
> wird nichts. Denn China stellt kaum Gesprächspartner zur Verfügung.
IMG Bild: Aus der geplanten Reise nach Peking wird erstmal nichts: Johann Wadephul (CDU), Außenminister
taz/dpa | Außenminister Johann Wadephul (CDU) wollte am Sonntag eigentlich
nach China fliegen. Am Freitag aber kündigte das Außenministerium
überraschend an, die zweitägige Reise werde verschoben. Peking habe außer
einem Treffen des Ministers mit seinem Kollegen Wang Yi keine hinreichenden
weiteren Termine bestätigt, begründete Kathrin Deschauer, die Sprecherin
des Auswärtigen Amts, die Verschiebung. Das kann man wohl als deutliches
Zeichen werten.
„Dabei gibt es gerade in diesen Tagen eine Vielzahl von Themen, die wir mit
der chinesischen Seite gerne besprechen wollen“, fügte Deschauer hinzu.
Auch wenn die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft und [1][deren
Lieferketten diversifiziere] und die Wettbewerbsfähigkeit stärke, „wollen
wir mit China zusammenarbeiten“. Gleichzeitig bereiteten den deutschen
Unternehmen Handelsbeschränkungen vor allem in den Bereichen seltene Erden
und Halbleiter große Sorgen.
Die Sicherheit Asiens und Europas sei zudem eng mit miteinander verbunden.
„Unser Interesse ist, dass China dazu beiträgt, einen [2][gerechten und
dauerhaften Frieden in der Ukraine] zu erreichen“, ergänzte sie. Kein
anderes Land habe so viel Einfluss auf Russland wie China. „Wir sind weiter
sehr daran interessiert, uns partnerschaftlich zur gesamten Themenpalette
auszutauschen. Wir bedauern sehr, dass es in den nächsten Tagen entgegen
gemeinsamer Planungen kurzfristig dazu keine persönliche Gelegenheit geben
wird.“ Die geplante Reise solle aber zu einem späteren Zeitpunkt
stattfinden, so Deschauer. Genaueres zum Termin sagte sie nicht.
Peking hatte kurz zuvor die Haltung der Bundesregierung in der sogenannten
Taiwan-Frage kritisiert. Die Wahrung des Status quo in der Region zu
fordern, ohne dabei eine Unabhängigkeit Taiwans abzulehnen, komme einer
Unterstützung „taiwanischer Unabhängigkeits-Aktivitäten“ gleich, sagte
Außenamtssprecher Guo Jiakun laut dpa. China fordere Deutschland auf, eine
klare und entschiedene Haltung gegen jegliche Aktivitäten für eine
Unabhängigkeit Taiwans einzunehmen und das Ein-China-Prinzip strikt
einzuhalten. [3][Peking betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums].
## Deutsche Kritik an chinesischen Drohungen
Wadephul hatte China in den vergangenen Monaten immer wieder für Drohungen
kritisiert, den Status quo in der Meerenge zwischen Taiwan und China
einseitig verändern zu wollen. Die enorme Zunahme der chinesischen Präsenz
in Gewässern um Japan sowie das robuste militärische Auftreten in der
Straße von Taiwan „stellen nicht nur eine Gefahr für die Sicherheit im
Indopazifik dar, sondern untergraben auch die gesamte internationale
regelbasierte Ordnung“, sagte Wadephul etwa vor einer guten Woche beim
Japanisch-Deutschen Zentrum in Berlin.
Er kritisierte eine zunehmend aggressive Politik Chinas gegenüber
Nachbarländern und die Rückendeckung für Russland. „China und Russland
versuchen, die auf dem Völkerrecht basierende internationale Ordnung
umzuschreiben“, sagte der Außenminister.
Wadephul wäre das erste Mitglied der aktuellen Bundesregierung gewesen, das
China besucht. Eigentlich sollte er einen Besuch des Bundeskanzlers
vorbereiten. Jetzt wird sich wohl auch dieser weiter verzögern. Der
Außenminister hatte zuvor bereits [4][Antrittsbesuche in Japan und
Indonesien absolviert]. Dass die erste Reise in die Region nicht China
galt, dürfte man in Peking zur Kenntnis genommen haben.
Pekings verschärfte Exportkontrollen auf seltene Erden haben große Sorge
bei deutschen Unternehmen ausgelöst. Eine Wirtschaftsdelegation sollte
Wadephul auf seiner Reise begleiten, mit dabei sein sollte etwa der Verband
der Automobilindustrie. Die Industrie ist auf die wichtigen Rohstoffe
angewiesen, weil sie zum Beispiel für Motoren, Turbinen und Sensoren
benötigt werden. Zudem herrscht in der Bundesregierung Unmut über Chinas
Rolle im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, weil die Volksrepublik
im Verdacht steht, mit Ölkäufen Russland zu unterstützen.
## Brugger: „Nicht einschüchtern lassen“
Agnieska Brugger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen,
kritisierte die Haltung Chinas. „Gerade, wenn die Zeiten schwierig und die
Konflikte groß sind, muss man im harten Gespräch miteinander bleiben“, so
Brugger. Dass die chinesische Seite jetzt bewusst keine Gesprächspartner
für den Außenminister zur Verfügung gestellt und so eine Absage der Reise
provoziert habe, sei unsouverän und zeuge von Angst vor einer Debatte in
der Sache. „Es passt auch ins Bild der zunehmenden Bully-Methoden, mit
denen die chinesische Staatsführung weltweit agiert. Davon darf man sich
nicht einschüchtern lassen.“ Die Absage der Reise durch Wadephul sei
„richtig und konsequent“.
Vergessen haben dürfte man bei Grünen aber nicht, wie scharf die Union und
auch der heutige Außenminister Wadephul seine Vorgängerin Annalena Baerbock
für ihre klare Ansprache gegenüber Autokraten auch auf offener Bühne immer
wieder kritisiert hatte. Baerbocks Antrittsbesuch in Peking fand wie
geplant statt.
24 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Sabine am Orde
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