# taz.de -- Berliner Haushalt für Mobilität: Spürbar zu wenig
> Die Grünen kritisieren den schwarz-roten Entwurf für den
> Mobilitätshaushalt scharf. Gerade das Sparen bei kleineren Posten wirke
> sich negativ aus.
IMG Bild: Wo sind sie nur alle, die versprochenen Zebrastreifen?
Berlin taz | Die Grünenfraktion im Abgeordnetenhaus lässt kein gutes Haar
am Haushaltsentwurf des Senats für den Bereich Mobilität. Senatorin Ute
Bonde (CDU) sei „mit ihrem gerupften Verkehrshaushalt die große Verliererin
dieser Haushaltsaufstellung“, befanden die verkehrspolitischen
Sprecherinnen Antje Kapek und Oda Hassepaß am Mittwoch. Für die Sitzung des
Mobilitätsausschusses am Nachmittag legten sie einen Änderungsantrag vor,
der – wenn auch erwartbar chancenlos – die Versäumnisse von Schwarz-Rot
aufzeigen soll.
Die CDU kürze massiv beim Rad- und Fußverkehr, bei der Verkehrssicherheit
und bei der Planung neuer Verkehrsangebote, so die beiden Sprecherinnen.
Das sei „Politik zulasten der Schwächsten“. Kapek betonte, dass [1][der
Gesamthaushalt um 10 Prozent „aufgebläht“ worden] sei, die Mittel für
Mobilität, Umwelt und Klimaschutz aber um eine halbe Milliarde gekürzt
werden sollen. „Das bringt zwar dem Haushalt insgesamt nichts, die
BerlinerInnen werden es aber schmerzhaft spüren.“
Ein konkretes Beispiel für solche spürbaren Kürzungen: Die Abgeordneten
verweisen auf das 2023 noch von Bondes Vorgängerin Manja Schreiner
angekündigte Sofortprogramm für mehr Zebrastreifen für FußgängerInnen. Laut
dem Bericht der Senatsverwaltung seien statt der versprochenen 100 neuen
Querungshilfen bislang gerade einmal 18 umgesetzt worden. Die im letzten
Haushalt veranschlagten Mittel von rund 4 Millionen Euro seien trotzdem
abgeflossen – und nun solle der Haushaltstitel auch noch auf die Hälfte
zusammengeschrumpft werden. „Blanker Hohn“ [2][angesichts der misrablen
Unfallbilanz], finden Kapek und Hassepaß.
Für den Radverkehr sehe der Entwurf gerade einmal 2,20 Euro pro EinwohnerIn
vor. „Wir waren schon mal bei 5 Euro“, sagte Hassepaß, und in einer Stadt
wie Paris seien es 25 Euro. Die Empfehlung des nationalen Radverkehrsplans
sei sogar eine Finanzierung des Radverkehrs von 30 Euro pro Jahr und Kopf.
Auch bei den großen Posten wie der [3][Sanierung der BVG-Infrastruktur und
der Anschaffung neuer Fahrzeuge] seien die veranschlagten Summen nicht
auskömmlich: 82 Millionen Euro im Jahr für die Infrastruktur seien bei
einem Sanierungsstau von rund 3 Milliarden Euro im U-Bahnnetz viel zu
wenig. Mit den im Verkehrsvertrag vorgesehenen 1.074 neuen U-Bahnwagen
ließen sich zudem keine Taktverdichtungen bewerkstelligen. Deshalb müsse
der Senat die Bestellung von Fahrzeugen auf 1.500 Stück ausweiten – was
gemäß dem Rahmenvertrag mit dem Hersteller auch möglich ist. Finanziert
werden solle das über sogenannte Transaktionskredite.
## „Exakt null Euro“
Für die Planung von neuen U-Bahn-Teilstrecken – etwa der U8 ins Märkische
Viertel, der U2 in Pankow und der U7 zum BER – seien „exakt null Euro“
eingestellt worden, so Antje Kapek. Für diese Projekte sollen bald
Grundlagenuntersuchungen beginnen. An diese würden sich bei positivem
Ausgang eigentlich weitere Planungsarbeiten anschließen.
Wenig verwunderlich: Die Grünen wollen das fehlende Geld unter anderem von
zwei ohnehin umstrittenen Straßenprojekten abziehen – dem Neubau der
Tangentialverbindung Ost (TVO) durch die Wuhlheide und der Sanierung des
Schlangenbader Tunnels in Wilmersdorf. Dabei geht es in den kommenden
beiden Jahren um Mittel in Höhe von rund 70 Millionen Euro. Die TVO, die
Berlin nach der Ablehnung von Fördermitteln durch den Bund weitgehend
alleine finanzieren müsste, würde bis zu ihrer Fertigstellung nach
Senatsangaben 350 Millionen Euro verschlingen. Die Grünen rechnen
allerdings mit einem weit höheren Betrag, vielleicht sogar dem Doppelten.
„Ausgesprochen misslich“ findet Kapek, dass die Linksfraktion Anfang der
Woche den Mobilitätshaushalt als wenig problematisch befand und sogar
anregte, Mittel für Verkehrsprojekte (etwa das geplante Sharing-Konzept) in
den Umweltbereich zu übertragen. „Das Glas ist fast leer“, so Kapek, „da
macht es doch keinen Sinn, noch ein paar Tropfen von der einen auf die
andere Seite zu verschieben.“
8 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Claudius Prößer
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