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       # taz.de -- Hamburger SV in der Ersten Liga: HSV auf der Suche nach sich selbst
       
       > Der HSV verliert zu Hause das Erstliga-Derby gegen den FC St. Pauli
       > deutlich. Entscheidender als dieses Ergebnis allein ist aber etwas
       > anderes.
       
   IMG Bild: HSV-Fan auf der Tribüne im Volksparkstadion zeigt es mit zwei Pyros an: Der FC St. Pauli hat das Derby mit 2:0 gewonnen
       
       Die vielen Jahre in der Zweiten Fußball-Bundesliga hatte der [1][Hamburger
       SV im Mai mit dem Aufstieg] eigentlich abgehakt. Die Mannschaft hatte sich
       sportlich entwickelt und auch Trainer Merlin Polzin, jahrelang
       Assistenztrainer diverser Chefcoaches, war an der Aufgabe gewachsen und
       verantwortlich für die Rückkehr in die Erste Liga. Doch jetzt zeigt sich,
       dass es [2][noch nicht zu reichen scheint].
       
       Am Freitagabend verlor der HSV im eigenen Stadion das Derby gegen den FC
       St. Pauli deutlich und verdient mit 2:0. Entscheidender als dieser Sieg
       aber waren die strukturellen Unterschiede, die sich zeigten: Rein sportlich
       ist [3][der kleine Stadtteilklub] dem großen Verein enteilt.
       
       Die vergangene Saison beendet der HSV in der Zweiten Liga auf Platz zwei.
       Das war ein sportlicher Kraftakt und keineswegs der Gipfel einer
       Entwicklung: Um in der Ersten Bundesliga mithalten zu können, ist so gut
       wie alles verändert worden. Aber nach drei Pflichtspielen ist klar, dass
       der HSV sich mühsam an die herrschenden Verhältnisse gewöhnen muss.
       
       ## FC St. Pauli startet nicht bei null
       
       Der FC St. Pauli fing nach seinem Aufstieg in der Saison 2023/24 nicht
       derart bei null an wie jetzt der HSV: Bereits [4][unter Trainer Fabian
       Hürzeler] wurde beim FC St. Pauli ein stilistisches und personelles
       Grundgerüst eingezogen, das zweieinhalb Jahre später mit einigen Retuschen
       auch in der Ersten Liga [5][unter Trainer Alexander Blessin] funktioniert.
       Von ihm auf stimmige Defensive getrimmt und durch Einkäufe und Ausleihen
       eingetütet von Andreas Bornemann, Geschäftsleiter Sport, auf
       Erstliga-Niveau gebracht.
       
       „Bei aller Rivalität können wir anerkennen, welch gute Arbeit geleistet
       wurde“, sagte [6][HSV-Trainer Merlin Polzin] nach dem Derby. „Man darf
       nicht vergessen, wie souverän St. Pauli in der Liga geblieben ist. Wir sind
       offen, uns etwas abzuschauen.“ Polzins preisende Worte gehörten zum Besten,
       was der HSV im Moment zu bieten hatte. Gift und Galle haben ausgedient,
       seit er das Sagen hat.
       
       Dass es manchen Fan schmerzen wird, wie leidenschaftslos Polzin die neue
       Rangliste in der Stadt anerkannte, wird ihn in seinem Bemühen um eine
       nüchterne Analyse nicht interessieren. Der FC St. Pauli ist dem HSV voraus
       und Polzin muss sehen, dass sein Team dazulernt. „Wir wollen uns nicht über
       Romantik definieren, sondern über Arbeit“, sagte er. Sechs Jahre in der
       zweiten Liga haben eben Spuren hinterlassen.
       
       ## HSV sucht sich selbst
       
       Der große Klub ist fußballerisch auf der Suche nach sich selbst, denn der
       wuchtige, unterhaltsame Offensivfußball mit 78 Toren in der vergangenen
       Saison wird nicht weit tragen. Das haben sie beim HSV durchaus erkannt und
       beim 0:0 in Gladbach sah es schon vielversprechend aus.
       
       Auch gegen den FC St. Pauli begann Polzin mit sieben Defensivspielern. Im
       Bemühen um Stabilität ist seinem Team aber die Idee nach vorn
       abhandengekommen. „Es wird unser Thema bleiben, das Offensivspiel zu
       verbessern“, sagte Polzin. Verstärkung soll nun her.
       
       HSV-Vorstand Stefan Kuntz versprach: „Es geht um einen Spieler, der das
       Spiel aus dem Mittelfeld ins letzte Drittel transportiert, der die letzten
       Pässe spielen kann und torgefährlich ist. In diese Richtung schauen wir.“
       Er bemüht er sich um Fabian Rieder von Stade Rennes.
       
       Dem HSV fehlt derzeit die Selbstverständlichkeit eines abgestimmten Teams.
       Merlin Polzin sagte: „Es ist ein Prozess, unser Offensivspiel zu
       verfeinern.“
       
       Auch der FC St. Pauli brauchte in der vergangenen Saison eine Weile, um
       sich an die Erste Liga zu gewöhnen. Trainer Blessin probierte anfangs
       manches, vertraute seinem stabilen, von Hürzeler geerbten Spiel-Aufbau über
       Torwart Nikola Vasilj, Hauke Wahl und Eric Smith dann im Herbst aber
       endlich – er trug die Mannschaft durch die Saison; nur Bayern München
       kassierte weniger Gegentore.
       
       ## Schlussphase erlebten viele Fans nicht mehr
       
       Am Freitag standen fünf Neue in St. Paulis Startaufstellung; Sturm-Zugang
       Martijn Kaars kam ohne ein einziges Teamtraining zum Einsatz. Blessin hat
       eben ein Gerüst, das nicht bricht, auch wenn ein Pfeiler wie David Nemeth
       fehlt. Das ist Bornemanns Verdienst. Der Geschäftsleiter Sport hat auch in
       diesem Sommer wieder neue Spieler geholt, deren Namen kaum jemand kannte.
       „Wir haben jetzt ein ganz anderes Tempo im Team“, sagte Blessin und meinte
       die Verpflichteten Andréas Hountondji und Mathias Pereira Lage.
       
       Die Schlussphase des Duells Hamburg gegen Hamburg erlebten viele HSV-Fans
       am Freitagabend gar nicht mehr mit, weil sie vorzeitig den Heimweg
       antraten. Bevor auch er sich in die warme Nacht verabschiedete, wollte
       HSV-Kapitän Jussuf Poulsen noch etwas Zuversicht verbreiten. Er lobte die
       Stimmung im Volkspark und die Unterstützung der Fans: „Ich habe in unserer
       Mannschaft viel Leidenschaft gesehen. Ich bin schon lange dabei. Wir müssen
       ruhig bleiben. Es war nicht alles schlecht.“ Was aufmunternd gemeint war,
       klang wie die Bestätigung, dass dieser HSV als erster Abstiegskandidat in
       die Saison geht.
       
       31 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR Frank Heike
       
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