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       # taz.de -- Israelische Propaganda: Journalisten in Gaza und der Hamas-Vorwurf
       
       > Die IDF beschäftigt eine Einheit, die palästinensischen Journalisten
       > Hamas-Verbindungen anlasten soll. Das will eine Recherche aufgedeckt
       > haben.
       
   IMG Bild: Die Journalisten Anas al-Sharif (l) und Mohamed Qreiqeh wurden bei einem israelischen Luftangriff in Gaza getötet
       
       Berlin taz | Was den Krieg in Gaza angeht, gibt es selbst in der
       israelischen Regierung ein Problembewusstsein. Ihr Problem sind aber nicht
       etwa die ausgehungerten und ausgebombten Palästinenser oder die
       verbleibenden Geiseln. Ihr Problem besteht darin, wie man der
       Weltöffentlichkeit einen Krieg präsentabel machen kann, den viele
       Völkerrechtler und Menschenrechtsorganisationen als Völkermord betrachten.
       
       „Wir stehen vor sehr schwierigen PR-Herausforderungen, und die größte davon
       ist die Verlängerung des Krieges“, [1][sagte Premierminister Benjamin
       Netanjahu] kürzlich auf die Frage des Portals ynet. „Das Außenministerium
       verfügt über ein riesiges Budget in Höhe von mehreren hundert Millionen
       Schekel für Propagandamittel, auf die ich hier nicht näher eingehen werde,
       was im digitalen Zeitalter von großer Bedeutung ist.“
       
       Zu welchem Zweck einige dieser Schekel ausgegeben werden könnten, will eine
       neue Recherche der israelisch-palästinensischen Zeitschrift 972+ Magazine
       und des Portals Local Call nachgewiesen haben. Demnach habe das israelische
       Militär nach dem 7. Oktober 2023 [2][eine Spezialeinheit geschaffen], deren
       Aufgabe es ist, Informationen aus Gaza zu beschaffen, um das Ansehen
       Israels in den internationalen Medien zu verbessern.
       
       So habe die Einheit versucht, Belege zu finden, dass die Hamas Schulen und
       Krankenhäuser für militärische Zwecke nutzt. Mit eben diesem Verweis hat
       Israel immer wieder seine völkerrechtswidrigen Angriffe auf zivile
       Infrastruktur begründet. Darüber hinaus sollte die Einheit Journalisten in
       Gaza ausfindig machen, die man als Undercover-Hamasfunktionäre darstellen
       könne, heißt es weiter. Die Informationen seien auch an amerikanische
       Geheimdienste weitergegeben worden.
       
       ## Nicht Sicherheit, sondern Propaganda
       
       Dem Bericht zufolge ging es Israel dabei nicht um Sicherheit, sondern um
       Propaganda. Man sei erbost gewesen, dass palästinensische Reporter Israels
       „Ansehen vor der Welt beschmutzten“, zitiert 972+ Mag eine Quelle.
       
       Immer wenn die mediale Kritik an Israel anschwoll, sei die
       „Legitimierungs-Zelle“ beauftragt worden, Informationen zu finden, die man
       als Gegenpropaganda streuen konnte. „Wenn die globalen Medien darüber
       berichten, dass Israel unschuldige Journalisten tötet, dann wird sofort
       versucht, einen Journalisten zu finden, der vielleicht nicht ganz so
       unschuldig ist – als ob das irgendwie die Tötung der anderen 20 akzeptabel
       machen würde“, sagte die Quelle.
       
       So scheint das Vorgehen auch im Fall von Anas al-Sharif gegriffen zu haben.
       Am 10. August tötete das israelische Militär den Al-Jazeera-Journalisten
       und fünf weitere Kollegen mit einem Raketenschlag in einem Zelt in
       Gaza-Stadt. Bereits im Oktober 2024 hatte Israel behauptet, al-Sharif sei
       in Wirklichkeit ein Hamas-Kommandant. Das Komitee zum Schutz von
       Journalisten warnte daraufhin vor seiner Tötung.
       
       Zur Rechtfertigung hat die israelische Armee auf X Dokumente
       veröffentlicht: Screenshots angeblicher Dienstpläne, Trainingslisten und
       Gehaltsunterlagen der Hamas. Die Echtheit dieser Dokumente konnte bislang
       nicht verifiziert werden. Sie sollen aber zeigen, dass al-Sharif von 2013
       bis 2017 Teil der Hamas war. Selbst aus ihnen geht also nicht hervor, dass
       al-Sharif seit dem 7. Oktober an Kampfhandlungen teilgenommen hätte.
       
       Kein Krieg der Welt ist derzeit so gefährlich für Journalisten wie der in
       Gaza. Laut Reporter ohne Grenzen sind mehr als 200 von ihnen ums Leben
       gekommen. Insgesamt sind mindestens 61.776 Menschen gestorben, wobei die
       wirkliche Zahl deutlich höher liegen dürfte. Durch die israelische
       Belagerung entfaltet sich derzeit eine Hungersnot in Gaza, in deren
       Zusammenhang laut UN bereits 235 Menschen, darunter 106 Kinder, ihr Leben
       verloren haben.
       
       15 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ynetnews.com/article/yhghz25jc
   DIR [2] https://www.972mag.com/israel-gaza-journalists-hamas-hasbara/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leon Holly
       
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