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       # taz.de -- Prostitution in Videospielen: Endlich ein Gegenbeispiel
       
       > Wenn Sexarbeiter:innen in Games auftauchen, geht es meist darum,
       > ihnen Gewalt zuzufügen. Das Spiel „Opportunity: A Sugar Baby Story“ setzt
       > auf Selbstbestimmung.
       
   IMG Bild: Gute Spiele können die Lebenswelt von Sexarbeiter:innen erfahrbar machen
       
       Ich will dich“, sagt Roman. Und mein Spielcharakter Jacqueline will Roman
       auch. Seit Tagen klicke ich mich durch ihre schmachtenden Tagträume. „Aber
       ich will nicht die Dinge, die damit einhergehen würden, dich außerhalb
       einer beruflichen Tätigkeit zu daten“, erklärt Roman weiter. Heißt: Er will
       Jaquelines Kinder nicht. Dafür hat er aber Geld. Und so einigen sich die
       beiden schnell: Jacqueline wird Romans Sugarbaby. Dann haben sie
       leidenschaftlichen Sex.
       
       Sugardating ist eine Form der [1][Sexarbeit]. In dem Adult-Videospiel
       „Opportunity: A Sugar Baby Story“ aus dem Jahr 2023 kann man –
       vorausgesetzt, man ist mindestens 18 Jahre alt – erleben, wie es sich
       anfühlt, sich selbstbestimmt für diesen Beruf zu entscheiden. Damit ist das
       Spiel eine absolute Ausnahme. Denn Sexarbeiter:innen werden [2][in
       Videospielen] in der Regel nur in Kontexten dargestellt, in denen sie
       Gewalt erfahren. [3][Laut einer Studie aus dem Jahr 2017] traf dies auf
       alle acht untersuchten Videospielhits zu.
       
       Diese Darstellung von Sexarbeit bildet die Realität aber nur zum Teil ab.
       Sie zeigt die Gewalt, die Menschen in Zwangsprostitution erleben. Dass
       Gewalt in der Branche weit verbreitet ist, belegen auch Berichte von
       Aktivist:innen wie Huschke Mau. Aber nicht alle Sexarbeiter:innen
       empfinden ihre Arbeit als gewaltvoll. [4][Einer nichtrepräsentativen
       Umfrage der Erotikplattform Erobella zufolge] sind mehr als die Hälfte der
       befragten Sexarbeiter:innen eher oder sehr zufrieden mit ihren
       Arbeitsbedingungen.
       
       Die einseitige Darstellung von Prostitution als gewaltvoll ist
       problematisch. Denn „wie Medien Sexarbeit darstellen, prägt unsere
       kulturelle Haltung gegenüber Sexarbeitenden. Das gilt auch für digitale
       Spiele“, sagte Nina Kiel auf einer Veranstaltung des Antisexismusvereins
       Game:in in Berlin Anfang Juli. Kiel forscht zu Liebe und Sex in Spielen an
       der TH Köln.
       
       ## Sexarbeiter:innen haben oft passive Rollen
       
       [5][In einem wissenschaftlichen Beitrag aus dem Jahr 2024] analysierte sie,
       wie Videospiele Gewalt gegen Sexarbeiter:innen normalisieren: „Grand
       Theft Auto V“ (2013) ist so programmiert, dass man Geld gewinnt, wenn man
       Sexarbeiter:innen tötet, deren Dienste man gerade in Anspruch genommen
       hat. Und in „Fable III“ (2010) ist es eine offizielle Nebenaufgabe, eine
       Sexarbeiterin zu töten.
       
       Sexarbeiter:innen nehmen in Videospielen meist die Rolle passiver,
       geschädigter oder toter Nebencharaktere ein. Diese Darstellung verstärkt
       die gesellschaftliche Stigmatisierung von Sexarbeiter:innen als
       Gewaltopfer ohne Selbstbestimmung. Und Stigmatisierung führt wiederum dazu,
       dass Sexarbeiter:innen schlechter durch das Recht und die
       Zivilgesellschaft geschützt sind.
       
       Deswegen sind Videospiele wie „Opportunity: A Sugar Baby Story“ so
       wichtig. Weil sie die Lebenswelt von Menschen, die Stigmatisierung
       erfahren, nachvollziehbar machen. Jacqueline zum Beispiel beschreibt, wie
       sie dachte, sie würde sich nach dem ersten Mal mit Roman „hohl oder
       schmutzig oder leer oder irgendwie SCHLECHT fühlen“. Stattdessen fühle sie
       sich „so wenig ängstlich und unsicher“ wie seit Jahren nicht mehr.
       
       14 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Sexarbeit/!t5016492
   DIR [2] /Games/!t5011551
   DIR [3] https://www.firstpersonscholar.com/sex-workers-and-video-games/
   DIR [4] https://erobella.com/presse/umfrage-zum-wohlbefinden-von-sexarbeiterInnen-in-2023/
   DIR [5] https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6797-4/spiel-kritik/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexandra Hilpert
       
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