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       # taz.de -- Propaganda-Plattform des Kreml: Red ist russisch
       
       > Laut Bundesregierung steht hinter dem Medienportal Red Russland. Es
       > bestehen enge Verbindungen zum staatlichen Propagandasender RT.
       
   IMG Bild: Gern gesehener Gast: Autokrat Putin bei Russia Today
       
       Berlin taz Die Bundesregierung hat nun bestätigt: Russland steht hinter der
       Berliner Medienplattform [1][Red]. Das teilte das Auswärtige Amt auf
       taz-Anfrage mit. Die Bundesregierung hat demnach ein Verfahren angewendet,
       das bislang elfmal [2][bei Cyberangriffen] zum Einsatz kam. Im Fachjargon
       heißt das „Attribuierung“: Auf Grundlage von nachrichtendienstlichen
       Erkenntnissen wird dabei die Verantwortung eines Angriffes einem
       staatlichen oder nicht staatlichen Akteur zugeordnet.
       
       Mit Red wird das Verfahren erstmals im Falle von „ausländischer
       Informationsmanipulation“ angewendet. „Die Plattform wird eingesetzt, um in
       Deutschland Debatten zu manipulieren und so die Gesellschaft gezielt zu
       spalten“, sagt eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes der taz. Red gebe sich
       dabei als Plattform unabhängiger Journalist*innen aus.
       
       „Dass Red personell und finanziell eng mit dem russischen Staatsmedium und
       Propagandainstrument RT verzahnt ist, wird den Nutzern verschwiegen.“
       
       Im Oktober [3][recherchierte die taz zu Red]. Die Plattform präsentiert
       sich als „revolutionäres“ und bewegungsnahes Medium, berichtet in
       Deutschland von Demonstrationen und Besetzungen im linken Spektrum. Red
       dreht auch unkritische Interviews mit den Vertretern von
       Terrororganisationen wie Hamas, Hisbollah und Palestinian Islamic Jihad.
       
       Gegründet wurde Red 2023 von Hüseyin Doğru. Im Impressum steht AFA Medya,
       ein Unternehmen, das scheinbar als Briefkastenfirma in Istanbul angemeldet
       wurde. Zuvor hat Doğru das RT-Medium Redfish betrieben – ein ähnliches
       Portal mit ähnlicher Zielgruppe.
       
       Nach Sanktionen gegen sämtliche RT-Medien nach Russlands Großüberfall auf
       die Ukraine im Februar 2022 wurde Redfish eingestellt, mit der Auflösung
       war Doğru beauftragt. Er startete dann ein neues Projekt und benannte den
       Telegram-Kanal von Redfish in Red um. Auch weitere frühere
       Mitarbeiter*innen von Redfish wechselten zu Red. Red streitet bis
       heute ab, Verbindungen zu Russland zu haben.
       
       Im Mai kündigte die EU als Folge von Putins Angriffskrieges auf die Ukraine
       weitere Sanktionen gegen Personen und Organisationen mit Verbindungen zu
       Russland an. Auch Doğru landete auf der Liste: Seine Bankkonten wurden
       eingefroren, gegen ihn wurde zudem ein Einreiseverbot in die EU verhängt,
       obwohl er in Berlin lebt und sich nach taz-Informationen noch hier aufhält.
       
       ## Aufgelöst, aber noch online
       
       Im selben Monat gab Red bekannt, [4][dass die Plattform sich auflöse]. Das
       sei „keine freiwillige Entscheidung“, schrieb Red in einem Statement. Sie
       komme nach einer „koordinierten Kampagne“, die von „einer unheiligen
       Allianz aus deutschen Medien, Journalisten, Gewerkschaftern und NGOs“
       initiiert worden sei. Die Social-Media-Kanäle von Red würden jedoch von
       „Ehrenamtlichen“ weiterbetrieben, hieß es weiter. Bis heute ist die Website
       von Red noch online.
       
       Trotz – oder wegen – der Nähe zu Russland halten einige linke
       Aktivist*innen und Gruppierungen weiterhin zu Doğru und Red.
       
       Das zeigte sich auch am Donnerstag auf einer Veranstaltung der Jungen Welt
       in Berlin, die im Mai nach der angekündigten Lösung ein Interview mit Doğru
       sowie Auszüge des Red-Statements veröffentlichte. Um das
       „EU-Wahrheitsregime“ sollte es gehen und darum, was man tun könne, nachdem
       deutsche Journalisten auf der Russland-Sanktionsliste gelandet waren.
       
       Vereint auf dem Podium saßen neben [5][Nick Brauns von der Jungen Welt] und
       [6][Florian Warweg von den Nachdenkseiten] auch Roberto de Lapuente vom
       Overton-Magazin und Tilo Gräser vom Magazin Hintergrund, dessen
       verantwortlicher Redakteur auch bei einem rechten Radiosender moderiert.
       Auch Doğru hätte sprechen sollen, aber ihm sei von seinen Anwälten
       abgeraten worden, hieß es vom Podium.
       
       Begonnen wurde die Veranstaltung mit einem Einspieler [7][von Alina Lipp,
       die aus dem Donbass berichtet], und von Thomas Röper, der sich gerade in
       Moskau befand. Beide wurden neben Doğru ebenfalls von der EU sanktioniert.
       
       Die Fronten auf der Bühne waren klar: Russland werde zu Unrecht zum
       Bösewicht aufgebauscht, Deutschland und NATO seien kriegsgeil und die
       Sanktionierung von Lipp, Röper und Doğru eine Methode, die an die Zeit des
       Nationalsozialismus erinnere. (taz)
       
       7 Jul 2025
       
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