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       # taz.de -- Schafhalter schlagen Alarm: Von Wölfen, Ponys und anderen schützenswerten Arten
       
       > Im Klövensteen, einem Wald in Hamburg, sind Wölfe gesehen worden. Einen
       > zu treffen, ist zwar unwahrscheinlich, aber ein Infotag kann nicht
       > schaden.
       
   IMG Bild: Und wenn das Schaf am Ende Menschenfutter wird, wäre das okay?
       
       Ganz schön groß, so ein [1][Wolf]. Macht Eindruck, wie er so durch das
       Fenster in den schummrigen Raum guckt, in dem knapp 20 Leute einem bärtigen
       Berufsschäfer aus Brandenburg zuhören, der aussieht wie man sich den
       Weihnachtsmann vorstellt oder wie Harry Rowohlt.
       
       In freier Wildbahn möchte man diesem Tier eher nicht Auge-in-Auge begegnen.
       Das hier ist allerdings nicht lebendig und im Klövensteen, einem Wald ganz
       im Hamburger Westen, einem Wolf zu begegnen, kann zwar passieren, aber doch
       eher theoretisch.
       
       Der [2][Förderverein der Deutschen Schafhaltung] hat trotzdem zu einem
       Infotag mit Kinderprogramm über Wölfe in die Gaststätte Pony Waldschänke
       geladen. Der Gasthof liegt mitten im Klövensteen, einem beliebten Hamburger
       Ausflugsziel. Keine 14 Kilometer von der Reeperbahn entfernt warten hier
       Ruhe und Frieden. Es gibt einen Ponyhof im Wald, wo Kinder auf einem 1,5
       Kilometer langen Rundkurs am Zügel geführt werden können. Vor einigen
       Jahren konnte man auf einem Hof am Waldrand noch frische Kuhmilch in selbst
       mitgebrachte Behältnisse abfüllen und mit nach Hause nehmen und vorher noch
       ein paar Kälbchen streicheln.
       
       ## Transparente mit Parolen
       
       Ohne Abstecher in die Pony Waldschänke bleibt eigentlich kein Ausflug in
       den Klövensteen. Es gibt Ziegen im Gehege, einen Kiosk und gute Pommes.
       Und an diesem Freitagabend hängen an der Hecke, die die Gaststätte vom
       Waldweg trennt, Transparente mit Parolen wie „Der Wolf frisst kein Gras“
       und „Ein Herz für Schafe“. Auf die Tagesordnung, die etwas schrubbelig an
       einem Aufsteller klebt, hat jemand mit schwarzem Edding „Wölfe?!“
       geschrieben.
       
       Die Antwort ist: Ja. In ganz Hamburg hat es in den vergangenen 20 Jahren
       zwar nicht mal 20 nachgewiesene Wolfsichtungen gegeben. Aber im
       Klövensteen will man welche gesichtet haben. So alle zwei Jahre ziehe mal
       ein junger Wolf auf der Suche nach einem Revier hier durch, erzählt ein
       Nabu-Vertreter.
       
       Vor dem Gasthaus stehen rustikale Holzmöbel, biergartenartig, auf denen
       sich Standardausflugsgäste mit Pommes und Bier, Wolf-Interessierte und
       Schäfersleute mischen. Richtig viel los ist am frühen Abend nicht mehr. Der
       Vortrag des bärtigen Schäfers über Vor- und Nachteile von
       Herdenschutzhunden – Vorteil: Sie passen gut auf eine Schafherde auf, darum
       wird Schäfern geraten, sich welche zuzulegen. Nachteil: Sie sind
       gefährlich, in Italien hat ein Herdenschutzhund mal eine Wanderin
       totgebissen – wird über einen Lautsprecher nach draußen übertragen. Eine
       schöne Erzählstimme hat er, mit dem Ins-Mikro-sprechen hat er es hingegen
       nicht so. Aber draußen hört eh keiner so recht zu, als er erzählt, wie
       schlau Wölfe sind und dass sie über Schutzzäune springen können, sogar mit
       erbeutetem Schaf im Maul. Das habe er selber schon gesehen.
       
       Die Jägerschaft aus dem fernen Hamburg-Harburg ist mit einem Wolfsmobil
       gekommen, in dem vor allem präparierte heimische Tiere zu sehen sind, eine
       Spinnerin bietet Schaffelle an und erklärt, wie ein Wollknäuel ein
       Wollknäuel wird, eine Kräuterfachwirtin läuft herum und Mitarbeiterinnen
       eines forensischen Instituts, das Tierrisse untersucht und Gutachten
       erstellt, haben einen Infostand aufgebaut.
       
       Über allem schwebt eine politische Agenda, die der Nabu zwar nicht
       mitträgt, der Rest aber schon: „Günstiger Erhaltungszustand des Wolfes in
       Deutschland muss anerkannt werden.“ Sie wollen also erreichen, dass der
       Wolf nicht mehr als geschützte Art eingestuft wird, auch, damit sie sich
       mit mehr als Hunden und Zäunen gegen Angriffe wehren können.
       
       ## Gewehre statt Wattebäusche
       
       Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung hat darum Briefe entworfen, die
       man an Bundesumweltminister Carsten Schneider schicken soll, damit der
       dafür sorgt, [3][dass Wölfe abgeschossen werden dürfen]. „Bisher dürfen wir
       nur mit Wattebäuschen nach denen werfen“, sagt eine Schäferin.
       
       Die Standardausflugsgäste wirken davon aber am Ende des Tages nicht
       überzeugt. Sie gehen lieber noch mal Ziegen kraulen und fahren zurück in
       die Stadt. Ilka Kreutzträger
       
       12 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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