# taz.de -- Neue Regeln fürs Schiffsrecycling: Gefahrstoffkataster für alte Pötte
> Ende Juni tritt ein weltweites Abkommen zum Schiffsrecycling in Kraft. Es
> soll Arbeiter und Umwelt schützen. Was es in der Praxis ändert, ist
> fraglich.
IMG Bild: Schrottgewinnung: eine Abwrackwerft im Hafen von Mumbai, Indien, am 10.8.2005
Berlin taz | Das Hongkonger Übereinkommen für sicheres und umweltgerechtes
Schiffsrecycling (kurz HKC) von 2009 tritt am 26. Juni 2025 in Kraft.
Hintergrund sind die Zustände, die beim Verschrotten von Schiffen
insbesondere in (Süd-)Asien herrschen – damals wie heute.
Dort fahren alte Schiffe bei Flut auf den Strand und bleiben im Watt
stecken, wo sie zerlegt werden, erklärt Ingvild Jenssen von der NGO
[1][Shipbreaking Platform]. „Dabei treten Öl und schwermetallhaltige
Lackspäne aus und verschmutzen das Küstengebiet.“ Diese Arbeit sei
gefährlich und viele Arbeiter und Arbeiterinnen litten an
Berufskrankheiten, weil sie giftige Dämpfe oder Asbest einatmeten.
Solchen Zuständen will die HKC abhelfen. Jetzt verbietet sie oder begrenzt
Stoffe für Schiffe wie Asbest und PCB. Insofern erlaubt, müssen diese
Stoffe dann dokumentiert werden.
Jedes Schiff muss ein Gefahrstoffkataster (IHM) mitführen. Soll es
verschrottet werden, ist ein individueller Recyclingplan Pflicht. Und die
Abwracker müssen Pläne zum [2][Schutz von Arbeitern und Umwelt in ihrem
Betrieb aufstellen], bestimmt die HKC. Komplexer wird die Lage durch
weitere Regelwerke wie die EU-Schiffsrecycling-Verordnung (EU SRR).
In den letzten Jahren wurden schon viele Gefahrstoffkataster gemäß EU SRR
und HKC (vor)zertifiziert, sagt der Umweltingenieur Henning Gramann. „In
der Praxis ist die Umsetzung der Vorgaben allerdings in vielen Fällen nicht
oder nicht effizient erfolgt und auch fehlerhaft.“ Er kenne etwa Fälle, in
denen Schiffen fälschlicherweise Asbestfreiheit oder Asbestfunde
bescheinigt worden seien.
Auch viele Werften seien gemäß der HKC (vor)zertifiziert worden, so
Gramann. Er war und ist in Bangladesch, Indien und Pakistan aktiv. Dabei
traf er auf Zertifikate, die seiner Schilderung nach ihr Papier nicht wert
waren.
## Bessere Standards in Indien
Andererseits stimmt auch: In einigen indischen Werften herrsche heute ein
besserer Standard als in einigen europäischen. Der Fachmann findet
überdies, „dass viele Schiffsrecycler in Asien viel mehr für die Einhaltung
der Vorgaben der HKC tun und getan haben und viel mehr investiert haben,
als ein Großteil der europäischen Eigner“.
Der Verband Deutscher Reeder erklärt zur HKC: „Jetzt kommt es darauf an,
dass Reeder und Werften weltweit die neuen Standards konsequent umsetzen.“
Die EU SRR sollte „in die internationalen Vorgaben überführt werden“.
Anders sieht es Shipbreaking Platform. Die NGO hält die [3][HKC für zu
lasch]. Sie solle überarbeitet werden – und die EU SRR solle dafür eine
Blaupause sein.
Hapag-Lloyd beschreibt die HKC zwar als Durchbruch. Aber „wir sehen
durchaus Nachbesserungsbedarf“, teilt eine Sprecherin mit. Und auf die
Frage, was sich für die Reederei mit dem Inkrafttreten ändere: „Nach
unserer jetzigen Hapag-Lloyd-Richtlinie werden nur Fazilitäten genutzt, die
auch auf der EU-SRR-Liste stehen.“ Hintergrund des Statements: Auf der
EU-Liste steht noch keine einzige Werft in Südasien.
Branchenriese Maersk erklärt, er recycle alte Schiffe „unter den
Responsible Ship Recycling Standards (RSRS), die strenger sind als die
Vorgaben der Hongkong Konvention. Daher ändert sich für uns durch das
Inkrafttreten der Hongkong Konvention nichts.“
25 Jun 2025
## LINKS
DIR [1] https://shipbreakingplatform.org/
DIR [2] /Arbeitsbedingungen-in-Suedasien/!6063506
DIR [3] /Entsorgung-auf-Kosten-der-Umwelt/!5272282
## AUTOREN
DIR Phillipp Steiner
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