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       # taz.de -- Cannabis-Messe Mary Jane in Berlin: Hanfsamen vom Glücksrad
       
       > Auf der Kiffer-Messe Mary Jane boomt das Thema Selbstanbau – auch, weil
       > die Politik die Anbau-Clubs bisher im Regen stehen lässt.
       
   IMG Bild: Mit Cannabis lässt sich gut verdienen: Mike Tyson (Bildmitte), Boxer und Unternehmer, raucht auf der Mary Jane einen Joint
       
       Berlin taz | Jetzt noch größer und noch länger – die Hanf-Messe „Mary
       Jane“, am Sonntag zu Ende gegangen, stellte auch in ihrer neunten Ausgabe
       wieder Rekorde auf. Sie fand an vier anstatt wie bisher drei Tagen statt,
       über 500 Aussteller waren zugegen, und so priesen die Veranstalter sie nun
       als „weltgrößtes Cannabis-Event“ an.
       
       Dass die von der Ampelregierung [1][im letzten Jahr beschlossene
       Teillegalisierung von Cannabis] auf die „Mary Jane“ wie ein Booster wirken
       würde, hatten deren Initiatoren schon bei der letzten Veranstaltung
       erkannt. Anstatt wie bisher in der Arena in Treptow fand sie erstmalig in
       der weit geräumigeren Messe Berlin statt. Der Ansturm war dann aber immer
       noch so enorm, dass danach viele Besucher klagten, sie hätten stundenlang
       am Eingang warten müssen und seien zum Teil wegen Überfüllung gar nicht
       mehr eingelassen worden.
       
       Beim Besuch am Samstagnachmittag schienen derartige Probleme im Griff zu
       sein. Es gab kein Gedrängel am Einlass, die Messehallen und ein riesiges
       Freigelände mit einer gesamten Ausstellungsfläche von über 20.000
       Quadratmetern waren dennoch bestens besucht. Nachdem im letzten Jahr zig
       Mal die Polizei und Krankenwagen vorbeikommen mussten, weil Besucher und
       Besucherinnen ihre Grenzen beim Drogenkonsum nicht richtig eingeschätzt
       hatten, wurde erstmalig auch ein Awareness-Team als Ansprechpartner
       gestellt.
       
       Die Ampelregierung löste den Cannabis-Boom aus, und er ist ungebrochen,
       auch wenn die neue Bundesregierung [2][längst nicht mehr so hinter der
       Teillegalisierung steht] wie die alte. Die CDU macht kein Geheimnis daraus,
       dass sie den Kiffern möglichst schnell wieder das Leben schwerer machen
       möchte, allerdings will die SPD als Koalitionspartner aktuell noch am
       Status quo festhalten. Es sind also eigentlich wieder unsichere Zeiten für
       die Cannabis-Branche, die aber sichtbar optimistisch bleibt.
       
       ## Statt den „Clubs“ beherrscht Telemedizin das Geschäft
       
       Überall wurde richtig groß aufgefahren auf der Messe: Gefühlt an jedem
       zweiten Stand gab es ein Glücksrad, wo man etwa Samen für Hanfpflanzen
       gewinnen konnte. Es fanden zig Podiumsdiskussionen und Konzerte statt, etwa
       von dem Hamburger Rapper und Dauerkiffer Samy Deluxe.
       
       Der US-Rapper Snoop Dogg, schon lange eine Ikone der Cannabis-Szene,
       präsentierte als Testimonial seine eigenen Blättchen für das Drehen von
       Joints und der Ex-Boxer Mike Tyson, in den USA inzwischen erfolgreicher
       Cannabis-Geschäftsmann, kam am Freitag vorbei. Mit Cannabis lässt sich
       richtig Geld verdienen: Wie schmeckt wohl dieser Honig von „Captain Weedy“,
       fragte man sich auf der Messe und am nächsten Stand lockte „Das große
       Cannabis Kochbuch“ mit dem Motto: „Kiffen war gestern, heute wird gekocht.“
       
       Im letzten Jahr war auf der Mary Jane das bestimmende Thema die
       Anbauvereinigungen, die gemäß der derzeitigen Gesetzgebung dafür sorgen
       sollen, die Cannabis-Konsumenten mit qualitativ hochwertigem Gras zu
       versorgen. Da die Sache mit den Clubs jedoch weiterhin aufgrund diverser
       bürokratischer Hürden nur sehr schleppend voran kommt, boomen derzeit der
       Selbstanbau von Hanfpflanzen und vor allem medizinisches Cannabis.
       
       Über Online-Plattformen kann man sich ohne Probleme zum Cannabis-Patienten
       erklären lassen und bekommt sein Gras dann von einer Apotheke geliefert.
       Der Inhaber einer solchen Cannabis-Apotheke im hessischen Langen, der auf
       der Messe mit einem Stand vertreten war, sagte dann auch: „Die Clubs haben
       sich verabschiedet“. Die sogenannte Telemedizin beherrsche stattdessen nun
       das Geschäft.
       
       ## Die CDU will den Zugang wieder erschweren
       
       Da aber längst klar ist, dass nicht jeder Cannabis-Patient wirklich an
       Schlafstörung oder Depression leidet und in Wahrheit einfach nur gutes Gras
       von den Apotheken haben möchte, gibt es derzeit [3][Signale von der CDU],
       diesen Bereich, der auch von so manchen undurchsichtigen Geschäftemachern
       durchdrungen wird, wieder besser zu regulieren, sprich: den inzwischen
       recht einfach Zugang zu Cannabis über die medizinischen Online-Plattformen
       wieder zu erschweren.
       
       Ein Mitarbeiter am Stand von Demecan, einer Firma, die medizinisches
       Cannabis herstellt und vertreibt, gab sich dennoch völlig gelassen – und er
       wirkte dabei noch nicht einmal bekifft. „Wir hören, dass alles weitgehend
       so bleiben soll wie bisher und dass die CDU eigentlich auch andere Probleme
       hat“, sagte er. Außerdem gäbe es Dank der Telemedizin inzwischen ordentlich
       Steuereinnahmen, auf die vielleicht auch die Politiker und Politikerinnen
       der CDU nicht verzichten möchten.
       
       Interessant wäre da gewesen, beim „politischen Gipfeltreffen der
       drogenpolitischen Sprecher im Bundestag“ am Samstag auf der Mary Jane von
       der angekündigten Vertreterin der CDU mehr dazu zu erfahren. Doch auf
       diesem saßen dann bloß die Sprecher von den Grünen und der Linken.
       Wahrscheinlich weil die CDUlerin nichts zu sagen gehabt hätte, was die
       Besucher und Besucherinnen der Mary Jane gerne hören wollten.
       
       22 Jun 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hartmann
       
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