URI:
       # taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Demokratische Quellenarbeit
       
       > Instrumentalmusik, die rattert, faucht und schnarrt: Sawt Out kreiert
       > freie Jazz-Sounds mit Noise-Einschlag. Nun legt das Trio ein neues Album
       > vor.
       
   IMG Bild: Sawt Out (Burkhard Beins, Mazen Kerbaj und Michael Vorfeld) vor einer Zeichnung von Laure Ghorayeb
       
       Das Trio Sawt Out verweist auf eine jahrhundertealte Tradition, die
       Bläserformation mit Perkussion, und macht eine zeitlose Moderne daraus:
       Trompeter [1][Mazen Kerbaj] spielt in seinen eigenen Worten elektronische
       Musik in akustischer Manier. Er lässt sein Instrument fauchen und rattern,
       schnarren und sägen. Bei den beiden Perkussionisten [2][Burkhard Beins] und
       Michael Vorfeld werden die Schlaginstrumente schon mal zu
       Streichinstrumenten.
       
       Gerade erschienen ist „Fake Live in America“. Mit 71 Minuten Laufzeit ist
       das vierte Album das bis dato umfangreichste von [3][Sawt Out].
       Ungewöhnlich ist es noch aus einem anderen Grund: Es enthält Mitschnitte
       einer elftägigen Tour durch die Vereinigten Staaten im Juni 2023 und
       dokumentiert diese nicht einfach. Die drei ausgedehnten Stücke sind
       Collagen aus Aufnahmen verschiedener Qualität, von professionellen
       Mikrophonen bis hin zum Smartphone, also das Resultat demokratischer
       Quellenarbeit.
       
       Die Improvisationsmusiker Kerbaj, Beins und Vorfeld sind keine Halbgötter
       mit Notenschlüssel: Am Ende des vierzigminütigen Mittelstücks „The Box“
       sorgt das Publikum für einen Klangteppich. Sawt Out schöpfen aus dem Fundus
       von experimentellem Jazz, Noise und Industrial.
       
       Speziell im ersten Stück „Way In“ hat das etwas Ritualistisches. Den „Way
       Out“ wiederum weisen Spieluhr und Glöckchen. In aller Geräuschhaftigkeit
       steuern Sawt Out sehr oft einen Ruhepol an. Mit ihrer Instrumentalmusik
       setzen sie einen Kontrapunkt gegen den Missbrauch der Worte und bleiben so
       aktuell.
       
       13 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5838254
   DIR [2] /!6041288/
   DIR [3] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5901465
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Robert Mießner
       
       ## TAGS
       
   DIR taz Plan
   DIR Kolumne Berlinmusik
   DIR Schlagzeuger
   DIR Free Jazz
   DIR Noise
   DIR Industrial Music
   DIR taz Plan
   DIR taz Plan
   DIR taz Plan
   DIR taz Plan
   DIR Neues Album
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Minimalistisch an der Orgel
       
       Hanno Leichtmann komponierte sein neues Album „Outerlands“ an der Orgel der
       Villa Aurora. Seinen Ursprüngen am Schlagzeug lässt er darauf freien Lauf.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Den Meerstern grüßen
       
       Vielstimmige Renaissance-Klänge, die sich Zeit lassen: Das neue Album des
       Rias Kammerchor steht im Zeichen von Tomás Luis de Victorias' Kirchenmusik.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Metal, der auch Oma gefällt
       
       Die Berliner Band Crashpad veröffentlicht ihr Debütalbum „Happy Place“.
       Darauf lässt die Gruppe 80er- und 90er-Spielarten des Metal wieder
       aufleben.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Göttliches Toben
       
       Ruhestörung mit Niveau: „NERR – Filling Open Spaces“ ist das Resultat eines
       Ad-hoc-Konzertes und einer Aufnahmesession am nächsten Tag.
       
   DIR Neues Album von Postrocker David Grubbs: Beim Holzhacken entstanden
       
       „Whistle from Above“, das neue Album von David Grubbs, bietet den Sound des
       anderen Amerikas. Experimente und Klanggedichte treffen auf Postrock.