URI:
       # taz.de -- Geschlecht und Sexualität im Gaming: Niemand liebt dich
       
       > Eine neue Lebenssimulation will dem Klassiker „Die Sims“ Konkurrenz
       > machen. Für Queers ist sie dystopisch.
       
   IMG Bild: „InZOI“ ist wie „Die Sims“ ein Spiel, dass die echte Welt simuliert
       
       Als ich durch die Stadt laufe und Frauen angrabe, fühle ich mich wie der
       schlimmste [1][Pick-up-Artist]. Kurz vorstellen, bisschen Smalltalk. Sie
       weist mich ab. Ich öffne beleidigt ihr Profil: Sie steht nur auf Männer, na
       toll. Das Ganze passiert mir noch neun weitere Male. Frustriert klappe ich
       den Laptop zu. So begann mein Leben als Incel.
       
       Nein, Spaß. Aber sauer bin ich schon. In dem [2][Spiel „InZOI“] ist es
       nahezu unmöglich, queer zu daten. Das Spiel ist eine Lebenssimulation, die
       dem [3][Klassiker „Die Sims“] Konkurrenz machen könnte. Man erstellt einen
       Haushalt und lässt die Figuren die Stadt erkunden, arbeiten, heiraten und
       kinderkriegen. Dabei lernen sie auch computergesteuerte „Zois“ in ihrer
       Stadt kennen. Aber: Alle sind hetero, ohne Ausnahme.
       
       Der Hersteller Krafton hat schon angekündigt, dass er diese „Probleme“
       beheben will. Das Spiel ist im Early Access, heißt: Es ist noch nicht
       fertig und kann Programmierfehler enthalten. Aber ist das wirklich ein
       Fehler? Oder mag Krafton einfach keine [4][Queers]?
       
       Heterosein gilt in unserer Gesellschaft als normal. Das lernte ich schon
       als Kind, denn alle Disney-Filme zeigten Hetero-Paare. Genau wie Kinder
       muss auch Software die Regeln einer Gesellschaft lernen. Die Entscheidung,
       was Entwickler:innen ihr beibringen, ist politisch.
       
       ## Queere Hochzeiten gibt es nicht
       
       Krafton hat programmiert, dass es zwei Körperkategorien gibt – männlich und
       weiblich. Darauf basierend werden Geschlechtsidentität und sexuelle
       Orientierung festgelegt. Alle Zois sind erst mal cis und hetero. Diese
       Standardeinstellungen können Spieler:innen zwar ändern, aber nur bei
       den Zois, die sie selbst spielen, nicht bei den automatischen Zois, denen
       sie begegnen. Krafton hat Queers – wenn nicht gezielt ausgeschlossen, dann
       mindestens – komplett vergessen. Peinlich!
       
       Selbst als ich zwei lesbische Frauen erstelle, wollen sie partout nicht
       miteinander flirten. Für romantische Interaktionen muss ich ein lesbisches
       Paar erstellen, das bereits verheiratet ist. Queere Hochzeiten gibt es
       nicht. Kinder adoptieren oder zeugen geht auch nicht. Dass es nur für
       unterschiedliche Zois-Körper möglich ist, Kinder zu zeugen, muss man
       programmieren. Es ist also eine bewusste Entscheidung von Krafton.
       
       Genauso bewusst und rückwärtsgewandt ist es, zwei Körperkategorien
       vorzugeben. Geschlecht ist ein ausgedachtes Konzept. Ja, es gibt Menschen,
       die mit Penis oder Vagina geboren werden. Aber beides sieht man bei Zois
       nicht, also sollte das egal sein. Und wie der Rest des Körpers aussieht,
       wie breit die Schultern und wie groß die Brüste sind, ist unabhängig vom
       Geschlecht. Warum gibt es nicht eine oder fünf Körperkategorien, ohne
       Labels wie „männlich“ und „weiblich“?
       
       Ich will Geschlecht nicht abschaffen. Eine Lebenssimulation ohne wäre doof,
       schließlich kann es eine wichtige Rolle für die eigene Identität spielen.
       Aber die Freiheit zu haben, sich diskriminierungsfrei vom binären
       Geschlechtersystem zu distanzieren und sich nicht einordnen zu müssen, ist
       genauso wichtig.
       
       6 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Pick-up-Artists/!t5027868
   DIR [2] https://krafton.com/en/news/press/krafton-launches-inzoi-in-global-early-access/
   DIR [3] /Der-Tod-im-Gaming/!6043910
   DIR [4] /Schwerpunkt-LGBTQIA/!t5025674
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexandra Hilpert
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Zockerzecke 
   DIR Schwerpunkt LGBTQIA
   DIR Spiele
   DIR Gender
   DIR Kolumne Zockerzecke 
   DIR Kolumne Zockerzecke 
   DIR Kolumne Zockerzecke 
   DIR Kolumne Zockerzecke 
   DIR Kolumne Zockerzecke 
   DIR Kolumne Zockerzecke 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sex-Games von Plattformen genommen: Mastercard gegen Pornos
       
       Eine australische NGO bewegt Steam dazu, Adult Games zu entfernen. Das
       wirft Fragen über Moral und Zensur im Gaming auf.
       
   DIR Preisverleihungen in der Gamingbranche: Wer am besten unterhält, gewinnt das Preisgeld
       
       Eine aufwendige Preisverleihung vs. ein cozy Indiespielfestival. Unsere
       Autorin hat beide besucht und zieht daraus Schlüsse für die Gamingbranche.
       
   DIR Youtube-Wettrennen „The Race“: Frauen können nicht gewinnen
       
       In der Roadtrip-Serie „The Race“ hat eine Frau gewonnen. Was die
       Zuschauer:innen daran kritisieren ist weit enternt vom eigentlichen
       Problem.
       
   DIR Computerspiele und mentale Gesundheit: Weshalb Gaming glücklich macht
       
       Unser Kolumnist spielt aus verschiedenen Gründen: mal um zu fliehen, mal um
       zu wachsen. Games können glücklich machen. Das sagt auch die Wissenschaft.
       
   DIR Gamification der Arbeit: Ein Wolfsbaby als Belohnung
       
       Arbeit als Mittel der Selbstoptimierung mit lockeren Spielen verbinden. Ist
       „Gamification“ unproduktiver Spaß oder einfach nur Kapitalismus?
       
   DIR Vom Staat entwickelte Videospiele: Why so serious?
       
       Sogenannte „Serious Games“ unterhalten und bilden zugleich. Das Land NRW
       hat so ein Spiel entwickelt, aber die Unterhaltung vergessen.