URI:
       # taz.de -- EU will Aufrüsten: „Kriegstüchtiges“ Europa bis 2030
       
       > Die EU-Kommission stellt ein Strategiepapier zur europäischen Aufrüstung
       > vor. Insgesamt sollen 800 Milliarden Euro in mehrere Programme fließen.
       
   IMG Bild: Ursula von der Leyen plant die „Wiederbewaffnung“ Europas. Das EU-Parlament hat dabei aber nichts zu melden
       
       Brüssel taz | „Die Geschichte wird uns Untätigkeit nicht verzeihen“, heißt
       es in einem Weißbuch zur Verteidigung, das die EU-Kommission am Mittwoch in
       Brüssel vorgelegt hat. Darin wird der Weg zu einer umfassenden
       „Wiederbewaffnung“ Europas vorgezeichnet.
       
       Die neue Strategie hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
       bereits im Dezember angekündigt, zu Beginn ihrer zweiten Amtszeit in
       Brüssel. [1][Die Aufrüstung der EU] ist daher nicht auf die jüngsten
       Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump zurückzuführen. Allerdings
       bietet Trumps unberechenbarer Kurs einen willkommenen Grund für von der
       Leyen, um sich wieder mehr Macht zu sichern.
       
       Die Aufrüstung soll nämlich von ihrer Brüsseler Behörde organisiert werden.
       Ähnlich wie in der Coronapandemie, als von der Leyen den Kauf von Impfstoff
       koordinierte, will sie auch bei der Beschaffung von Rüstungsgütern eine
       Schlüsselrolle spielen. Obwohl Rüstung und Verteidigung laut EU-Vertrag in
       den Händen der Mitgliedsstaaten liegen, entwickelt die
       Von-der-Leyen-Behörde detaillierte Pläne.
       
       In dem nun vorgelegten Strategiepapier wird nicht nur empfohlen, dass die
       EU bis zum Jahr 2030 kriegstauglich sein soll („Readiness 2030“). Brüssel
       hat auch sieben Schlüsselbereiche ausgemacht, in denen es militärische
       „Fähigkeitslücken“ gebe. Dazu gehören Luftverteidigung und Raketenabwehr,
       aber auch Artilleriesysteme, Drohnen und Transportkapazitäten.
       
       ## Enge Absprachen beim Kauf
       
       Beim Kauf der Waffensysteme sollen die Mitgliedsstaaten eng
       zusammenarbeiten. Bei Gemeinschaftsprojekten sollen europäische Hersteller
       bevorzugt werden. Auch Kriegswaffen müssen zu 65 Prozent in der EU, in der
       Ukraine oder in anderen europäischen Ländern hergestellt werden. „Wir
       müssen mehr in Europa kaufen“, so von der Leyen. Eine exklusive „Buy
       European“-Klausel sei das aber nicht.
       
       Auch an die Finanzierung hat die EU-Kommission gedacht. Für den Kauf von
       Rüstungsgütern will sie neue Kredite im Wert von bis zu 150 Milliarden Euro
       an die EU-Länder vergeben. Außerdem sollen die EU-Schuldenregeln
       gelockert werden. Insgesamt geht es bei „SAFE EU“ und „ReArm Europe“ – so
       heißen die Programme – um [2][bis zu 800 Milliarden Euro.] Das ist mehr
       als nach der Coronakrise.
       
       Die Aufrüstungspläne sollen im Eilverfahren beschlossen werden – ohne
       Beteiligung des Europaparlaments. Die Abgeordneten dürften auch später, bei
       der Vergabe der Kredite und der Bewilligung der Rüstungsprojekte, wenig zu
       melden haben. Dies zeigen die Erfahrungen mit dem [3][Corona-Aufbaufonds:]
       Die Entscheidungen über die Projekte und das Geld fallen in der Kommission,
       nicht im Parlament.
       
       Die Eile begründet von der Leyens Team mit dem Krieg in der Ukraine, aber
       auch mit den laufenden Friedensgesprächen. „Wenn es Russland erlaubt wird,
       seine Ziele in der Ukraine zu erreichen, dann werden seine territorialen
       Ansprüche noch darüber hinausgehen“, heißt es.
       
       ## Keine klare Linie
       
       Widersprüchlich sind die Aussagen zu den USA und zur Nato. Einerseits
       betont die EU-Behörde, dass sie am Nordatlantikpakt festhalten will.
       Andererseits ist von einer „Europäischen Verteidigungsunion“ die Rede, die
       unabhängig agieren soll. Unter Trump könne man sich nicht mehr auf
       Sicherheitsgarantien aus den USA verlassen.
       
       19 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Zeitenwende-in-Europa/!6074226
   DIR [2] /Militaerhilfe-aus-der-EU/!6070362
   DIR [3] /Kritik-am-Corona-Aufbaufonds-der-EU/!6036401
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
   DIR EU-Kommission
   DIR Ursula von der Leyen
   DIR Verteidigung
   DIR Aufrüstung
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Europäische Union
   DIR Wiederaufbau
   DIR Griechenland
   DIR Nato
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Europäische Kommission
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR EU-Gipfel
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Klimabilanz der Nato: Aufrüstung führt zu CO2-Emissionen
       
       Die Nato-Staaten befeuern die Klimakrise, wenn sie ihre militärischen Pläne
       umsetzen. Das zeigt eine Untersuchung im Auftrag der Vereinten Nationen.
       
   DIR Europäische Verteidigungspolitik: EU beschließt gemeinsame Milliarden für Rüstung
       
       In Brüssel einigen sich die EU-Staaten auf ein schuldenfinanziertes
       Programm für die kollektive Beschaffung von Rüstungsgütern.
       
   DIR Corona-Aufbaufonds der EU: Intransparent und leistungsschwach
       
       Der Europäische Rechnungshof hat den EU-Fonds zur wirtschaftlichen Erholung
       nach der Covid19-Pandemie analysiert. Das Ergebnis ist denkbar schlecht.
       
   DIR Griechenland investiert in Aufrüstung: Vom Euro-Sorgenkind zur Militärmacht
       
       Griechenland beschließt ein milliardenschweres Rüstungsprogramm. Die
       Regierung in Athen sendet damit auch ein Signal an die Türkei.
       
   DIR Trumps Position zur Nato: Eine Armee unter europäischer Flagge
       
       Europa braucht eigene Waffensysteme und ein zentrales Oberkommando, um sich
       von Trump abzunabeln. Die nukleare Abschreckung ist die wirksamste.
       
   DIR Zukunft der deutschen Außenpolitik: Merz, Macron und die Sache mit den Autokraten
       
       Europa wartet auf den neuen Bundeskanzler, der Außenpolitik zur Chefsache
       erklären will. Kann Friedrich Merz das?
       
   DIR Bundestag genehmigt Ukraine-Hilfe: Elf Milliarden Euro bis 2029
       
       Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am Freitag die geplante
       Ukraine-Hilfe gebilligt. Das Geld soll den Abwehrkampf gegen Russland
       unterstützen.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Massiver Drohnenangriff auf Odessa
       
       Russland attackiert die Ukraine und wirft ihr gleichzeitig Verstoß gegen
       geplante Waffenruhe vor. EU-Gipfel kann sich nicht auf konkrete Zusagen
       einigen.
       
   DIR Ergebnisse des EU-Gipfels: Nicht alle wollen aufrüsten
       
       Beim EU-Gipfel gab es Kritik an dem Verteidigungspaket der Kommission. Die
       Finanzierung bleibt unklar.
       
   DIR Zeitenwende in Europa: Wer zahlt die europäische Aufrüstung?
       
       Nach von der Leyens Ankündigung auf dem EU-Gipfel wird deutlich: Die
       Finanzierung ist ungeklärt.
       
   DIR EU-Antwort auf Putin und Trump: Zu wenig und zu spät
       
       Dieser EU-Gipfel wird in die Geschichte eingehen als historische
       Niederlage. Er schafft einen Schuldenberg. Und führt zum erneuten
       Wettrüsten.
       
   DIR Ukraine-Gipfel in Brüssel: Weitere Militärhilfe für Kyjiw
       
       Die EU will für Aufrüstung 150 Milliarden Euro Schulden aufnehmen. Auch die
       Mitgliedstaaten müssen ran. Nichtsdestotrotz ist die EU in der Defensive.