# taz.de -- John F. Kennedy über Trump: Abschied von Amerika
> Die USA teilen die Welt in hegemoniale Einflusszonen auf und machen sich
> damit selbst klein. Atmen wir noch dieselbe Luft?
IMG Bild: Berlin, 26. Juni 1963: John F. Kennedy bei seiner Rede auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses
Wenn man von ihnen Abschied nehmen muss, leuchten Dinge und Menschen, auch
Ideen manchmal noch einmal hell auf. Was für eine schöne Vorstellung es
war, als man, wie defizitär die konkrete Umsetzung stets auch immer gewesen
ist, daran glauben konnte, dass die Menschheit, wie John F. Kennedy es
irgendwo ausdrückte, gemeinsam diesen „kleinen Planeten bewohnt“.
Das hoffnungsfrohe Tremolo in der Stimme des US-Präsidenten hallt noch
einmal nach: „Wir alle atmen dieselbe Luft. Wir alle interessieren uns für
die Zukunft unserer Kinder. Und wir alle sind sterblich.“
Auch das war Amerika. E pluribus unum. Klar war da auch Kitsch drin. Aber
eben auch ein einleuchtendes Ziel: die vernünftige Einrichtung der von der
Menschheit gemeinsam bewohnten Welt. Vorbei. In einer in Einflusszonen von
hegemonialen Mächten aufgeteilten Welt wird man nicht mehr dieselbe Luft
atmen.
Es wird immer deutlicher, dass die Trump-Vance-Musk-Epoche darauf
hinausläuft. USA, Russland, China als imperiale Mächte, die sich
[1][gegenseitig in Ruhe machen lassen]. Und Europa ist dazu verdammt,
entweder zur eigenen Einflusszone oder Spielball zu werden (immerhin hat
man als Europäer das unverdiente Privileg, in einer reichen und liberalen
Gegend geboren worden zu sein).
Als die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg zweigeteilt war, war es anders. Da
standen sich in West und Ost zwei Gesellschaftsentwürfe gegenüber, die
jeweils für die ganze Menschheit standen. Jetzt, in der neuen Aufteilung
der Welt, geht es zynisch um Macht und Abschottung. Ich schenk euch die
Uiguren und die Krim, wenn ich [2][dafür Grönland haben kann.] Dass Amerika
dieses Spiel betreibt, ist tatsächlich schwer zu verarbeiten. Es macht sich
damit auch selbst klein.
## Care-Pakete zurückschicken?
Es wird sehr seltsam sein, mit diesem neuen Amerika umzugehen. Kulturell
und intellektuell sind die USA und Europa viel zu eng miteinander verbunden
– historisch, philosophisch, über Hollywood, Disney, HipHop, was weiß ich
noch –, als dass man plötzlich in eine Äquidistanz zu den drei
Hegemonialmächten gehen könnte.
Ach, Amerika, fast möchte man in Care-Paketen die einstigen Ideale über den
Atlantik zurückschicken. Kann man darauf hoffen, dass die USA sich
irgendwann einmal wieder an sie erinnern werden?
4 Mar 2025
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DIR Dirk Knipphals
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