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       # taz.de -- Sondervermögen für Infrastruktur: Mehr Geld für Sicherheit, Infrastruktur und Klima
       
       > Nach der Einigung von Union, SPD und Grünen stimmt auch der
       > Haushaltsausschuss für eine Grundgesetzänderung, um die Schuldenbremse zu
       > lockern.
       
   IMG Bild: Grünen-Chefin Britta Haßelmann im Gespräch mit CDU-Chef Friedrich Merz im Bundestag, am 16. 3. 2025
       
       Die Anbahnung verlief komplex, die Umsetzung geht aber geschmeidig voran:
       Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am Sonntag über eine
       Grundgesetzänderung beraten, mit der die Schuldenbremse gelockert und ein
       neues Sondervermögen eingerichtet werden soll. Zu Redaktionsschluss lief
       die Sitzung noch. Zu erwarten war aber, dass das Gremium mit der Mehrheit
       von Union, SPD und Grünen den Weg freimacht für die Schlussabstimmung am
       Dienstag.
       
       Bereits am Freitag hatten sich die Vorsitzenden der drei Fraktionen [1][auf
       die Änderung geeinigt]. Deren Grundlage war ein Vorschlag aus den
       schwarz-roten Sondierungsgesprächen. Am Sonntag sollte der
       Haushaltsausschuss die Änderung absegnen und damit formalisieren. Geplant
       ist im Einzelnen:
       
       1. Ab einer Höhe von 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (aktuell rund 43
       Milliarden Euro) dürfen alle Verteidigungsausgaben durch Kredite finanziert
       werden. Die Grünen haben dabei einen breiteren Begriff von Sicherheit
       durchgesetzt als ursprünglich geplant: Es geht nicht mehr nur um den Etat
       des Verteidigungsministeriums, sondern auch um alle „Ausgaben des Bundes
       für den Zivil- und Bevölkerungsschutz sowie für die Nachrichtendienste, für
       den Schutz der informationstechnischen Systeme und für die Hilfe für
       völkerrechtswidrig angegriffene Staaten“.
       
       2. Der Bund darf für ein neues Sondervermögen über 12 Jahre weitere Kredite
       in Höhe von [2][500 Milliarden Euro] aufnehmen. Anders als ursprünglich
       geplant wird als Verwendungszweck nicht nur die Infrastruktur genannt,
       sondern auch „Klimaneutralität bis 2045“. 100 Milliarden Euro aus dem Topf
       gehen gezielt an den [3][Klima- und Transformationsfonds]. Anders als
       ursprünglich von den Grünen befürchtet können die Kredite wohl nicht
       genutzt werden, um anderswo im Haushalt Platz für Steuergeschenke zu
       schaffen: Die Kredite dürfen nur eingesetzt werden, wenn auch mindestens 10
       Prozent des Kernhaushalts in Investitionen fließen.
       
       3. Weitere 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen [4][gehen an die
       Bundesländer]. Darüber hinaus wird die Schuldenbremse, die für die Länder
       bislang besonders streng ist, für sie auch generell gelockert. Sie dürfen
       künftig Kredite in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (aktuell
       rund 15 Milliarden Euro) aufnehmen.
       
       Dass der Bundestag am Dienstag zustimmt, ist wahrscheinlich. Benötigt wird
       eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also mindestens 489 Stimmen. Schwarz-Rot-Grün
       verfügt im alten Bundestag, der letztmalig zusammentritt, über 520 Stimmen.
       In einer Fraktionssitzung der Grünen gab es am Freitag zwar kritische
       Nachfragen von Abgeordneten, die sich eine grundlegendere Reform der
       Schuldenbremse gewünscht hätten. An der Zustimmung am Dienstag zweifelt die
       Fraktionsspitze aber nicht.
       
       Großes Grummeln gab es vorab aus der Union. Positiv wurde quer durch die
       Partei die Aufstockung der Mittel für die Verteidigung gesehen, kritischer
       das Sondervermögen für die Infrastruktur. Weiterhin bleibt ein dickes
       Glaubwürdigkeitsproblem, da Friedrich Merz im Wahlkampf versprochen hatte,
       keine neuen Schulden zu machen. Manche in der Partei sind froh, dass die
       Grünen dafür gesorgt haben, dass die Schulden nicht einfach in
       Wahlgeschenke umgeleitet werden könnten. Harmonisch soll es in einer
       Fraktionssitzung am Freitag zugegangen sein: Bei einer Probeabstimmung gab
       es keine Stimmen gegen die Einigung.
       
       Nicht zustimmen wollen dagegen die Fraktionen und Gruppen, die an den
       Verhandlungen nicht beteiligt waren: FDP, AfD, BSW und Linke. „Es gibt
       jetzt auch mit den Grünen den gewünschten Blanko-Scheck für die Aufrüstung,
       aber für den sozialen Ausgleich im Land mal wieder nichts“, sagte Heidi
       Reichinnek (Linke) am Freitag. Die Zustimmung der Grünen verspiele die
       Chance auf eine generelle Reform der Schuldenbremse. Während die
       Gegenstimmen im Bundestag wohl nicht ins Gewicht fallen werden, bleibt es
       im Bundesrat spannend: Auch dort ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig.
       Allein mit Landesregierungen, in denen ausschließlich Union, SPD und Grüne
       vertreten sind, wird diese nicht erreicht.
       
       16 Mar 2025
       
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