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       # taz.de -- Verhandlungen um Ukraine-Waffenruhe: Zweite Runde in Saudi-Arabien
       
       > Im saudi-arabischen Dschidda sprechen ukrainische und US-amerikanische
       > Delegationen über ein mögliches Ende von Russlands Krieg gegen die
       > Ukraine.
       
   IMG Bild: Ukrainische und US-amerikanische Delegationen an einem Tisch, Dschidda, 11.3.2025
       
       Berlin taz | In der Lobby eines Hotels in der saudi-arabischen Hafenstadt
       Dschidda schlugen Mitarbeiter des US- Senders CNN am Dienstagnachmittag zu.
       Auf die Frage, wie die Gespräche bisher gelaufen seien, antwortete der
       Nationale Sicherheitsberater der USA Mike Waltz, man bewege sich „auf das
       Ziel“ zu. Zuvor hatte ein ukrainischer Beamter gesagt, dass die
       Verhandlungen konstruktiv begonnen hätten. [1][Am Dienstagmorgen hatten
       sich Vertreter der USA und der Ukraine zu Gesprächen über ein Ende des
       russischen Angriffskrieges getroffen].
       
       Laut des ukrainischen Politikwissenschaftlers Wolodymyr Fessenko seien
       Verhandlungen ohne die Teilnahme einer russischen Delegation sinnlos. Denn
       es brauche direkte Gespräche, um einen Waffenstillstand zu erreichen.
       „Russland will Frieden, aber Wladimir Putin und Außenminister Sergei Lawrow
       sagen klar, dass sie gegen einen Waffenstillstand sind? Sie wollen
       angeblich Friedensverhandlungen, ein Friedensabkommen, aber erst danach ein
       Ende des Krieges. Hier besteht ein klarer Widerspruch zwischen den
       Positionen der Vereinigten Staaten und Russlands“, zitiert das
       russischsprachige Webportal Nastojaschee Vremja Fessenko.
       
       In der Nacht zu Dienstag hatten ukrainische Truppen vor allem mehrere Ziele
       im Großraum Moskau attackiert. Laut Angaben des russischen
       Verteidigungsministeriums seien 337 Drohnen abgeschossen worden – davon 91
       über dem Moskauer Gebiet. Zwei Menschen seien getötet und 18 verletzt
       worden.
       
       Der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation beim Nationalen
       Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine (SNBO), Andrei Kowalenko,
       sprach von den massivsten derartigen Angriffen auf Moskau und andere Städte
       seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg am 24. Februar 2022. Diese
       seien strategisch und demonstrierten, dass die Ukraine auch weiterhin
       russische Ziele angreifen und Druck auf den Kreml ausüben könne. „Das ist
       ein zusätzliches Signal an Putin, dass auch er an der Einstellung von
       Luftschlägen interessiert sein sollte“, heißt es in einem Video Kowalenkos
       auf Youtube.
       
       ## Vorschlag: begrenzter Waffenstillstand
       
       Um zu einer Feuerpause zu gelangen, hat Kyjiw einen begrenzten
       Waffenstillstand vorgeschlagen. Dieser umfasst ein Verbot von Angriffen mit
       Drohnen und Langstreckenraketen vor allem auf die kritische Infrastruktur
       sowie einen Verzicht auf Militäreinsätze im Schwarzen Meer. In diesen
       Bereichen sei die Einhaltung eines Waffenstillstands überprüfbar, heißt es
       zur Begründung.
       
       Unterdessen meldete das Moskauer Verteidigungsministerium am Dienstag
       weitere Rückeroberungen [2][in der westrussischen Region Kursk]. Dort seien
       „mehr als hundert Quadratkilometer“ zurückerobert worden. Zwölf Ortschaften
       seien „befreit“ worden. Bereits in den vergangenen Tagen waren Fortschritte
       gemeldet worden. Die Informationen sind nicht unabhängig überprüfbar. Die
       Ukraine hatte angekündigt, ihre Streitkräfte in der Region zu „verstärken“.
       
       Ukrainische Truppen hatten im vergangenen August eine Offensive in die
       Region gestartet und mindestens 1.300 Quadratkilometer des Territoriums
       eingenommen. Ein strategisches Ziel Kyjiws war es, russische Truppen zum
       Abzug aus der Ostukraine zu zwingen und sich eine bessere Position bei
       künftigen Verhandlungen mit Moskau zu verschaffen.
       
       Derweil macht sich die Mehrheit der Ukrainer*innen, was künftige
       Verhandlungen, welcher Art auch immer, mit Moskau angeht, keine Illusionen.
       87 Prozent der Befragten glauben, dass sich Russland nicht mit den bereits
       besetzten Gebieten zufrieden geben wird. Das geht aus einer Umfrage des
       Kyjiwer Internationalen Instituts für Soziologie (KMIS) hervor, die
       zwischen Februar und März 2025 durchgeführt wurde. 66 Prozent sind
       überzeugt, dass Russlands Ziel immer noch die Zerstörung der Ukraine ist.
       
       11 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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