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       # taz.de -- Fußball-Derby in Niedersachsen: Wasserwerfer und Fan-Frust in Hannover
       
       > Weil Fans ausgeschlossen wurden, kam es beim 1:1-Unentschieden der
       > Rivalen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig zu Fanprotesten.
       
   IMG Bild: Fand sicher nicht nur Eintracht-Trainer Daniel Scherning beklemmend: Wasserwerfer, vor der Zuschauertribüne
       
       Hannover taz | In blauen Müllbeuteln mussten mutige Ordner viel Störendes
       verstauen. Böller, Raketen und Tennisbälle hatten Zuschauer auf das
       Spielfeld geworfen. Der letzte Beweis, dass eine [1][Zweitligapartie
       zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig kein normales Fußballspiel
       ist], war schnell erbracht. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck hatte die
       Begegnung der beiden niedersächsischen Rivalen in der 1. Halbzeit gleich
       dreimal unterbrechen müssen. Die Proteste sogenannter Fans zielten darauf
       ab, dass aus Sorge vor Ausschreitungen ein Teilausschluss der Gästefans
       beschlossen worden war. Der Frust darüber bahnte sich an diesem sonnigen
       Sonntag, der ein 1:1 zu bieten hatte, auf vielfältige Weise seinen Weg.
       
       Es fühlt sich merkwürdig an, wenn eines der vermeintlich wichtigsten
       Fußballspiele des Jahres in Niedersachsen ohne laute Anfeuerungsrufe und
       Fangesänge auskommen. Wegen vergangener Zwischenfälle hatte das
       Niedersächsische Innenministerium unter der Führung von Daniela Behrens
       (SPD) hart durchgegriffen. Der Zuschauerbereich für die Eintracht-Fans
       durfte im Stadion am Maschsee nur zu 60 Prozent ausgelastet werden.
       
       Das nahmen die Anhänger beider Seiten zum Anlass, die Stimmung im Stadion
       nahezu komplett zu boykottieren. „Grenzüberschreitende Maßnahmen können wir
       auch“, stand auf einem Transparent, das offenkundig Anhänger von Hannover
       96 mitgebracht hatten. Auch ein Plakat, das den Kopf von Innenministerin
       Behrens in einem Fadenkreuz zeigte, war zu sehen. Die Wasserwerfer, die die
       Polizei vor der Zuschauertribüne aufgebaut hatte, fand Eintracht-Trainer
       Daniel Scherning „befremdlich und beklemmend“.
       
       ## Kaum gelungene Spielzüge
       
       Eigentlich geht es um Sport. Hannover 96 hat in dieser Saison immer noch
       eine kleine Chance auf eine Rückkehr in die 1. Liga. Eintracht Braunschweig
       bemüht sich um den Klassenerhalt. Es bleibt den Spielern beider Vereine
       hoch anzurechnen, dass sie im gestrigen Durcheinander mit Fanprotesten und
       scharfen Sicherheitskontrollen in der Lage waren, vor 32.100 Zuschauern
       leidenschaftlich Fußball zu zeigen.
       
       Die Aufforderung von Eintracht-Kapitän Ermin Bicakcic, dass seine
       Mannschaft auf dem Platz ein Feuerwerk abbrennen müsse, gelang allerdings
       nur aus Sicht der Fans. Auf dem Rasen gab es mehr hartnäckige Zweikämpfe
       als gelungene Spielzüge. „Spielunterbrechungen sind niemals gut. Aber das
       sollte keine Ausrede sein“, sagte [2][Hannovers Cheftrainer André
       Breitenreiter] nach dem Remis ohne Fanunterstützung.
       
       Wenn es um Unruhe und Querelen abseits des Spielfeldes geht, ist auf
       Hannover 96 Verlass. Parallel zu der Frage, was sich Fans im Stadion
       erlauben dürfen, geht es auch um die Frage, wer in diesem Verein das Sagen
       hat. Die sogenannte 50+1-Regel und die Statuten der Deutschen Fußball Liga
       (DFL), die den Spielbetrieb der 1. und 2. Liga organisiert, begrenzen den
       Einfluss von Investoren und schützen die Interessen der Vereinsmitglieder.
       In Hannover bleibt fraglich, ob die 50+1-Regel eingehalten werden kann.
       
       ## Später Ausgleich für Hannover
       
       Bei kniffligen Entscheidungen zeigt sich immer wieder eine Pattsituation
       zwischen der Kapital- und Vereinsseite. Letztere verhindert seit Monaten,
       dass Sportdirektor Marcus Mann auf Wunsch der 96-Geldgeber zum
       Geschäftsführer befördert werden kann. Ein Kompromiss kommt zumindest in
       Sicht. Mit Henning Bindzus, ehemals beim Hamburger SV beschäftigt, und Mann
       könnte es eine doppelte Geschäftsführung mit Zuständigkeiten für den Sport
       und die Finanzen geben. Noch ist das aber nicht unterschrieben und
       bestätigt.
       
       „Chaotische Zustände“, „Lizenzverlust droht“: Wegen Schlagzeilen wie
       diesen, die Hannover 96 wie am Fließband produziert, wird der Verein als
       chronisch unruhig wahrgenommen. Bis zum 17. März muss Hannover 96 seinen
       Antrag auf eine Lizenz für die Saison 2025/26 abgeben – unterschrieben von
       einem Geschäftsführer, der erst noch ernannt werden muss. Es kann kaum
       gelingen, solche Themen gänzlich von der Mannschaft fernzuhalten.
       
       Für Freunde des Fußballs bleibt festzuhalten, dass Lino Tempelmann
       Braunschweig mit einem schönen Distanzschuss in der 77. Minute in Führung
       gebracht hatte. Der späte Ausgleich für Hannover gelang durch ein Tor von
       Josh Knight in der Nachspielzeit. Wie schon im Hinspiel, das Braunschweig
       mit 2:0 gewann, war die Eintracht ein einsatzfreudiger Spielverderber. Als
       Hannovers Abwehrchef Marcel Halstenberg nach dem Remis den Platz verließ,
       trat er voller Wut gegen eine Wasserflasche. Ihm war anzumerken, dass
       Fußballtage von und mit Hannover 96 schon einmal unbeschwerter und
       erfolgreicher waren.
       
       9 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ultras-bleiben-Niedersachsen-Derby-fern/!6034900
   DIR [2] /Trainerwechsel-soll-Aufstieg-bringen/!6056889
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
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