# taz.de -- Machtwechsel bei „Welt“ und „Politico“: Aust und vorbei
> Der Springer-Verlag baut eine neue Dachmarke auf. Stefan Aust hört als
> Herausgeber der „Welt“-Gruppe auf. „Premium“-Herausgeber wird Ulf
> Poschardt.
IMG Bild: Der neue Chef: Ulf Poschardt wird nun Herausgeber der neuen Dachmarke „Premium-Gruppe“
Berlin dpa | Der frühere Spiegel-Chefredakteur und langjährige
Welt-Gruppe-Herausgeber, [1][Stefan Aust], gibt die Position des
Herausgebers auf. Welt-Gruppe-Chefredakteur Ulf Poschardt wird Herausgeber
einer neuen Dachmarke mit den Bereichen Welt, Politico Deutschland und
Business Insider Deutschland, wie das Medienhaus Axel Springer [2][in einer
Pressemitteilung] bekannt gab. Neben der personellen Veränderung macht der
Konzern einen größeren strategischen Schritt: Die drei journalistischen
Marken rücken enger zusammen in einer „Premium-Gruppe“.
In der Mitteilung heißt es, Aust (78) höre zum Jahreswechsel als
Herausgeber auf, bliebe aber Autor des Hauses. Seit 2014 ist er in der
Herausgeberposition für die Welt-Gruppe tätig. Aust zählt zu den
bekanntesten Journalisten Deutschlands. Er war viele Jahre für das
ARD-Format „Panorama“ tätig, er baute „Spiegel TV“ auf und war über Jahre
an der Spitze des Nachrichtenmagazins. Er stieg später beim
Nachrichtensender N24 ein, der Teil des [3][Springer-Konzerns] wurde. Sein
Wechsel zu Springer hatte manchen in der Branche verwundert, weil viele
Aust bei eher linksorientierten Medien verortet hatten.
## Der neue Chef
Poschardt ist seit 2016 Chefredakteur der Welt-Gruppe, die aus Zeitung,
Sonntagszeitung samt digitalen Angeboten und TV besteht, und er wird nun
Herausgeber der neuen Dachmarke „Premium-Gruppe“. Der 57 Jahre alte
Journalist ist für seine Präsenz auf der Social-Media-Plattform X bekannt.
Neuer Chefredakteur der Welt-Gruppe wird der Journalist Jan Philipp Burgard
(39), wie es weiter hieß. Er bleibt zugleich in Personalunion Chefredakteur
des Bereichs Welt TV. Burgard kam vor Jahren von der ARD zu Springer.
Außerdem führt der Konzern für die Welt am Sonntag wieder den
Chefredakteursposten ein. Dieser war erst in diesem Jahr abgeschafft worden
– ausgelöst dadurch, dass Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld zu Media Pioneer
von Gabor Steingart wechselte, an dem Springer Anteile hält. Seither gab es
mit Jacques Schuster (59) einen Verantwortlichen für die Sonntagszeitung.
Der Journalist wird Chefredakteur des Blattes.
## Wie die deutschen Ableger von „Politico“ und „Business Insider“ mit
„Welt“ kooperieren
Axel Springer schafft eine neue Dachmarke für die Welt-Gruppe, Politico
Deutschland und Business Insider Deutschland als „Premium-Gruppe“ mit mehr
als 40 Millionen Nutzern pro Monat.
Die Marken sollen spezifische Inhalte produzieren, sie bleiben aber
publizistisch eigenständig mit eigenen Produkten, Formaten und Plattformen.
Ob der Schritt mit einem Stellenabbau einhergeht und wie hoch die
Investitionen sind – dazu machte Springer keine Angaben.
Die Welt-Gruppe soll innerhalb der Dachmarke Kompetenzcenter für Bewegtbild
sein. Die digitalen Marken Politico und Business Insider sollen
investigative und exklusive Politik- und Wirtschaftsberichterstattung
publizieren. Diese beiden Marken, die es zuvor schon in den USA gab, werden
redaktionell ausgebaut, wie es von Springer weiter hieß.
Es gibt darüber hinaus auch hier personelle Veränderungen. Neben dem
Chefredakteur von Politico Deutschland, Gordon Repinski, kommt der
Welt-Ressortleiter Außenpolitik, Klaus Geiger (48), hinzu. Als Senior
Executive Editor soll er weitere Bezahl-Produkte und Eventformate
verantworten. Kayhan Özgenc (54) bleibt Chefredakteur bei Business Insider
Deutschland mit Schwerpunkt auf investigativer Recherche. Moritz Seyffarth
(30) stößt von der Welt-Gruppe hinzu und wird ebenso Chefredakteur der
Marke. Geiger (Politik) und Seyffarth (Wirtschaft) leiten zudem jeweils
eines der Kompetenzcenter in der Premium-Dachmarke.
## Impulse für das Geschäft mit Werbung
Mit der neuen Dachmarke will der Konzern auch in der für die Medienbranche
wichtigen Werbewirtschaft, die in Deutschland etwa im Bereich TV schon
länger schwächelt, im Premium-Segment punkten. Der Springer-Konzern spricht
von neuen Kommunikationslösungen, „die es so auf dem deutschen Medienmarkt
bisher nicht gibt.“ Chef der Premium-Gruppe wird der Springer-Manager Peter
Würtenberger (58).
Springer-Chef [4][Mathias Döpfner] teilte mit: „Die Schaffung der
Premium-Gruppe ist ein Gründungsmoment und vor allem ein entschiedenes
Bekenntnis zum Qualitätsjournalismus.“ Er sprach für die Welt-Gruppe von
einer „Zukunftssicherung als intellektuelles Leit- und Debattenmedium“.
Im September war bekannt geworden, dass Axel Springer wieder ein Medienhaus
in Familienhand wird. Der Medienbereich soll im Besitz von Friede Springer
– Witwe des Verlegers Axel Springer (1912-1985) – und Mathias Döpfner, der
ebenso Anteile hält, geführt und von den Rubriken-Geschäften mit Job- und
Immobilienportalen abgetrennt werden. Die Pläne stehen unter dem Vorbehalt
behördlicher Genehmigungen und die Transaktion soll voraussichtlich im
zweiten Quartal 2025 erfolgen.
Die Mediengeschäfte mit den Marken Bild, Business Insider, Politico, Welt,
Morning Brew und weitere Bereiche wie unter anderem das
Online-Vergleichsportal „Idealo“ verbleiben bei Springer. Knapp 98 Prozent
des Unternehmens kontrollieren dann Döpfner (61) – seit 2002
Vorstandsvorsitzender – und Friede Springer (82). Perspektivisch will sich
Axel Springer vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines
Digitalunternehmen werden. Ein Zeitpunkt wurde bisher nicht genannt.
26 Nov 2024
## LINKS
DIR [1] /Stefan-Aust/!t5019981
DIR [2] https://www.axelspringer.com/de/ax-press-release/welt-gruppe-politico-deutschland-und-business-insider-deutschland-gehen-als-premium-gruppe-in-die-offensive
DIR [3] /Axel-Springer/!t5018047
DIR [4] /Mathias-Doepfner/!t5014433
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