# taz.de -- CDU-Politiker Marco Wanderwitz: Schmerzhafter Abgang eines Standhaften
> Wanderwitz ist einer von vielen Politikern, die sich wegen Hass von
> rechts zurückziehen. Dabei braucht die Demokratie jetzt liberale
> CDU-Politiker:innen wie ihn.
IMG Bild: Sitzt bald nicht mehr im Bundestag: Marco Wanderwitz
Jetzt also [1][Marco Wanderwitz]. Der CDU-Abgeordnete aus Sachsen [2][hat
angekündigt, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren]. Der Hauptgrund:
Anfeindungen und Bedrohungen von rechts. „Ich muss mich und meine Familie
schützen“, sagt Wanderwitz. Als Abgeordneter, der besonders entschlossen
für ein AfD-Verbot kämpft, hat er im heimischen Erzgebirge viele Feinde.
Persönlich ist sein Rückzug also nachvollziehbar. Für den Zustand dieses
Landes ist es erneut ein Alarmzeichen.
Wanderwitz ist ja nicht der Erste, der diese Konsequenzen zieht: Viele
Politiker*innen, vor allem aus Ostdeutschland, geben auf, weil sie dem
Druck von rechts nicht länger standhalten wollen oder können.
Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas, Wanderwitz’ Partnerin, hat schon
vor Monaten angekündigt, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren.
Dasselbe gilt [3][für den SPD-Abgeordneten Karamba Diaby]. [4][Der
parteilose Landrat Dirk Neubauer] hat hingeschmissen; zahlreiche
Bürgermeister*innen haben aufgegeben. Ein Punkt, den alle von ihnen
beklagen: der fehlende Rückhalt der Zivilgesellschaft. Diese zu
unterstützen, etwa durch das lang erwartete Demokratiefördergesetz, muss
Aufgabe der neuen Bundesregierung sein – ganz egal, wer dann den Kanzler
stellt.
Bei Magwas und besonders Wanderwitz aber kommt noch hinzu: Der Gegenwind
kam auch aus der eigenen Partei. Dass die beiden sich zurückziehen, hat
auch damit zu tun. Sie sind liberale Christdemokrat*innen, da hat man es in
der besonders konservativen Sachsen-CDU ohnehin schwer. Wanderwitz hat
seiner Partei zudem einiges zugemutet. Die hatte den Rechtsextremismus im
Land lange verleugnet.
## Er brach mit dem Kleinreden
Wanderwitz war einer der Ersten, der mit dem Kleinreden und dem
Verharmlosen brach und statt Anbiederung offensiv klare Kante gegen die AfD
einforderte. Dass er dabei vor Jahren die Ostdeutschen als
„diktatursozialisiert“ bezeichnete und einen Teil von ihnen für die
Demokratie verloren gab, machte das Ganze nicht leichter. Statt sich – bei
allen inhaltlichen Differenzen – vor ihn zu stellen, erklärte ihn
Ministerpräsident Michael Kretschmer zum Sündenbock für schlechte
Wahlergebnisse und kanzelte ihn ab.
Der CDU kommt bei der Verteidigung der Demokratie eine Schlüsselstellung
zu. Sie muss eine klare Grenze zu rechten Antidemokraten ziehen und der AfD
den Weg an die Macht versperren. Um diesen Kurs auch bei sehr schwierigen
Mehrheitsverhältnissen zu halten, braucht es Christdemokrat*innen, die
dafür einstehen, auch wenn es hässlich wird. Solche wie Wanderwitz. Das
macht seinen Rückzug besonders schmerzhaft.
19 Nov 2024
## LINKS
DIR [1] /Marco-Wanderwitz/!t5609251
DIR [2] /Bisheriger-Ost-Beauftragter/!6050498
DIR [3] /SPD-Bundestagsabgeordneter-aus-Halle/!6018090
DIR [4] /Gedenkstaettenleiter-von-Buchenwald/!6028552
## AUTOREN
DIR Sabine am Orde
## TAGS
DIR CDU
DIR Marco Wanderwitz
DIR Marco Wanderwitz
DIR Schwerpunkt AfD
DIR Kolumne Der rechte Rand
DIR Schwerpunkt AfD
DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
DIR NRW-SPD
DIR Schwerpunkt Ostdeutschland
DIR AfD-Verbot
DIR Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Rückzug von Marco Wanderwitz: Die Bedrohten
Der CDU-Mann Marco Wanderwitz verlässt die Politik, und er ist nicht der
Einzige. Der Aufschrei ist groß – aber auch die Frage, was zu tun ist.
DIR AfD-Kandidatur in Sachsen: Krah will in den Bundestag
Der extrem rechte Maximilian Krah will als Direktkandidat für den Bundestag
antreten. Der AfD-Bundesvorstand ist darüber nicht erfreut.
DIR Zunahme rechtsextremer Gewalt in Hamburg: „Eine alarmierende Bilanz“
2023 gab es in Hamburg 32 Prozent mehr Fälle rechter Gewalt als 2022. Die
Beratungsstelle Empower sieht die Erfolge rechter Parteien als einen Grund.
DIR Umgang mit der AfD: Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Über die Frage, ob wir AfD-Wähler:innen in der taz mehr zitieren sollten,
diskutiert die Redaktion seit Wochen heftig. Ein Pro & Contra.
DIR Kanzlerkandidat-Debatte: In der SPD ist die Hölle los
Das Geplänkel um eine mögliche Kanzlerkandidatur von Boris Pistorius ist zu
einem Machtkampf geworden. Am Dienstagabend sollte es eine Krisensitzung
geben.
DIR SPD-Linker Sebastian Roloff: „Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
Der SPD-Linke Sebastian Roloff setzt auf Olaf Scholz. Er fordert eine
schnelle Klärung der Kanzlerfrage durch die Partei.
DIR Bisheriger Ost-Beauftragter: Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück
Der CDU-Abgeordnete will bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr
kandidieren. Er müsse sich und seine Familie „körperlich und seelisch“
schützen.
DIR AfD-Verbotsantrag im Bundestag: Wahlkampfgeschenk für die AfD
Mit dem Verbotsantrag voreilig vor den Bundestag zu ziehen, ist
kontraproduktiv. Um die Erfolgsaussichten zu steigern, ist jetzt Geduld
gefragt.
DIR AfD-Verbot: Leichtfertiges Abmoderieren
Ja, es gibt gute Gründe gegen ein AfD-Verbot. Aber angesichts der realen
Gefahr für die Demokratie sollte man die Pro-Argumente ernst nehmen.