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       # taz.de -- TikTok-Trend „No revenge, because“: Guter Ansatz, trotzdem daneben
       
       > Der Social Media-Trend „No revenge, because“ propagiert Selbstliebe und
       > Heilung, doch fördert stattdessen Sexismus und den Male Gaze.
       
   IMG Bild: „Keine Rache, weil du eines Tages deinen Fehler begreifen wirst.“
       
       Wer vor den Trümmern einer gescheiterten Beziehung steht, neigt zu heftigen
       Reaktionen: Manche haben Angst vor der Zukunft, andere leiden unter
       Heulkrämpfen und Wutanfällen oder wollen sich gar an den Ex-Partner*innen
       rächen. [1][Auf Social Media] geht aktuell ein Trend um, der sich zumindest
       gegen Letzteres ausspricht.
       
       Videos mit dem Titel „No revenge, because …“ vermitteln die Idee, dass
       Rache und Vergeltung nicht der richtige Weg seien, um mit Konflikten oder
       Trauer umzugehen. Die Nutzer*innen, die mitmachen – überwiegend Frauen –,
       begründen ihre ausbleibende Rache mit Selbstliebe, Wachstum und dem Wunsch,
       emotionale Teufelskreise zu durchbrechen.
       
       Das klingt nach einem vielversprechenden und vor allem gesunden Ansatz, um
       Trauer zu bewältigen. Mit Zeilen wie „keine Rache, denn obwohl ich weiß,
       was du mir angetan hast, muss ich dir nicht dasselbe antun, um glücklich zu
       werden“ will der Trend eine Botschaft von Reflexion und Heilung fördern.
       Tiktoker*innen nutzen die kurzen Clips, um sich gegenseitig zu ermutigen
       und zu zeigen: Du bist nicht allein. Doch der Trend führt sich selbst ad
       absurdum.
       
       Nach wenigen Minuten scrollen wird klar, dass viele die eigentliche
       Botschaft nicht verstanden haben. „Keine Rache, weil ich Abschlüsse und
       Freundschaften habe und überall neu anfangen kann“ oder der Klassiker:
       „Keine Rache, weil du eines Tages deinen Fehler begreifen wirst. Und wenn
       es so weit ist und du mich zurück willst, wird es zu spät sein“.
       
       ## Doch nicht so heilsam
       
       Aussagen wie diese zeugen nicht gerade von Reflexion. Es scheint, als
       würden Nutzer*innen auf Social Media den Kampf über das famose letzte
       Wort am Ende einer Beziehung ausfechten, ganz nach dem altbekannten Motto:
       Wer hat gewonnen?
       
       Die Kontraproduktivität dieses Trends gipfelt in der Variante „No revenge,
       because my halloween costume is smaller than this“, bei der Frauen einen
       Rock zeigen, der kürzer ist als ein gewöhnlicher Stift. Der Gedanke, sich
       mit dem klassischen Rachemotiv nicht am Ex zu rächen, wirkt absurd.
       
       Immerhin will man sich doch am Ex rächen, indem man der ganzen Welt das
       knappe Kostüm auf Tiktok präsentiert. Gleichzeitig sehen alle darüber
       hinweg, dass der Ex durchaus während der Beziehung bemerkt haben wird, wie
       gut und sexy man aussieht – und dennoch gegangen ist.
       
       Das Ende der Beziehung hatte wohl andere Gründe. Statt sich mit diesen
       auseinanderzusetzen und Heilung zu erfahren, wie es der Trend besagt,
       machen sich viele Frauen doch lieber kleiner als sie sind und inszenieren
       sich einmal mehr als Objekte der männlichen Begierde.
       
       5 Nov 2024
       
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