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       # taz.de -- Geschlechterparität in der EU: Männlich, konservativ, machtbewusst
       
       > Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will Geschlechterparität
       > fördern. Doch die EU-Staaten nominieren zu viele Männer für die Behörde.
       
   IMG Bild: Zwei der wenigen Frauen auf Spitzenposten: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Roberta Metsola, Parlamentspräsidentin
       
       Brüssel taz | Ihre Wiederwahl an die Spitze der EU-Kommission im
       vergangenen Juli war [1][eine Zitterpartie]. Einen Monat später droht der
       deutschen Europapolitikerin Ursula von der Leyen (CDU) schon die nächste
       Machtprobe. Und es sieht ganz danach aus, dass sie diesmal den Kürzeren
       ziehen könnte.
       
       Der Grund: Die meisten EU-Staaten ignorieren von der Leyens Wunsch, je eine
       Frau und einen Mann für die nächste EU-Kommission zu nominieren und so für
       Geschlechterparität zu sorgen. Viele schlagen nur einen einzigen Bewerber
       vor: einen Mann.
       
       Die Folge: akuter Frauenmangel in Brüssel. Sechzehn Männer und nur fünf
       Frauen – so fällt die Geschlechter-Bilanz kurz vor Ablauf der Bewerberfrist
       am 1. September aus. Wenn es mit den Nominierungen so weiter geht, könnten
       die Männer am Ende über eine Zweidrittelmehrheit verfügen.
       
       „Das sind wirklich schlechte Nachrichten“, kritisiert die spanische
       Europaabgeordnete Lina Gálvez (S&D), die im EU-Parlament für Frauenrechte
       und Gleichstellung zuständig ist. „Die neue Kommission darf kein Männerclub
       werden“, warnt die deutsche Europa-Staatssekretärin Anna Lührmann von den
       Grünen.
       
       ## Außer der Reihe
       
       Doch die Liste der bisher bekannten Namen spricht eine andere Sprache.
       Österreich hat Finanzminister Magnus Brunner nominiert – ein Mann.
       Frankreich hält an Thierry Breton fest – ebenfalls ein Mann. Ungarn möchte
       eine zweite Amtszeit für Olivér Várhelyi, Lettland schickt erneut Valdis
       Dombrovskis nach Brüssel.
       
       Die prominenteste weibliche Kandidatin – neben von der Leyen – ist [2][Kaja
       Kallas aus Estland]. Sie war allerdings bereits im Juni nominiert worden –
       von den 27 Staats- und Regierungschefs, die sie zur neuen
       EU-Außenbeauftragten ernennen möchten. Sie läuft sozusagen außer der Reihe.
       
       Weitere Frauen kommen aus Kroatien, Finnland und Schweden. Auch Spanien
       dürfte mit Teresa Ribera, der bisherigen Vizeregierungschefin, eine
       prominente Politikerin nach Brüssel schicken. Das war’s aber auch schon.
       Die Frauen sind deutlich unterrepräsentiert. Selbst wenn die noch fehlenden
       fünf Staaten ihre Wahl treffen, dürfte sich die Lücke nicht mehr schließen.
       
       Dies ist nicht das einzige Problem, mit dem von der Leyen fertig werden
       muss. Hinzu kommt, dass die meisten Männer auch noch der konservativen
       Europäischen Volkspartei angehören – und dass sie einen wichtigen Posten
       für sich reklamieren. Männlich, konservativ und machtbewusst – so sieht das
       typische Profil der neuen EU-Kommission aus.
       
       ## Wichtigster Hebel
       
       Um allen Wünschen gerecht zu werden, hat von der Leyen in der letzten
       Legislaturperiode die Kategorie der „Executive Vice Presidents“ geschaffen,
       die noch über der „einfachen“ Vizepräsidentin stehen. Doch selbst das
       dürfte diesmal nicht reichen. Es gibt einfach nicht genug Posten, um den
       Machthunger zu stillen.
       
       Was tun? Von der Leyen und ihre Berater halten sich bedeckt. Man wolle erst
       einmal die vollständige Liste der Kandidaten abwarten, heißt es in Brüssel,
       danach werde man weitersehen. Einzelne Kandidaten kann von der Leyen nach
       deren Anhörung im Europaparlament zurückweisen – doch weibliche Bewerber
       erzwingen kann sie nicht.
       
       Ihr wichtigster Hebel ist die Verteilung der Aufgabengebiete. Neben den
       traditionell wichtigen Dossiers wie Wirtschaft, Finanzen, Binnenmarkt und
       Handel ist diesmal auch die Erweiterung heiß begehrt – Stichwort
       Ukraine-Beitritt. Neue Portfolios wie Verteidigung und Mittelmeerpolitik
       stoßen ebenfalls auf großes Interesse.
       
       Bei wichtigen Dossiers werde sie Frauen bevorzugen, lässt von der Leyen
       durchblicken. Doch selbst wenn es ihr gelingen sollte, Kommissarinnen auf
       mächtige Posten zu hieven: Die Geschlechterparität bleibt ein Problem. Von
       der Leyen droht ein Fehlstart – und das ausgerechnet in der Genderpolitik,
       auf die sie so viel Wert legt.
       
       27 Aug 2024
       
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   DIR Eric Bonse
       
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