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       # taz.de -- Korruption in Honduras: Politischer Schock
       
       > In einem Video verhandelt der Schwager der Präsidentin mit Drogen-Capos
       > über Wahlkampffinanzierung. Xiomara Castros Glaubwürdigkeit ist
       > erschüttert.
       
   IMG Bild: Demonstrierende fordern Rücktritt der Präsidentin in der Hauptstadt
       
       Hamburg taz | Ein Video hat in Honduras für einen Skandal gesorgt, dessen
       Tragweite kaum zu unterschätzen ist. Am 3. September veröffentlichte das
       investigative Onlineportal [1][Insight Crime] eine Analyse, wie weit der
       Einfluss der Narco-Banden in die politischen Strukturen reicht.
       
       Als Beleg veröffentlichte die Redaktion ein Video, in dem Carlos Zelaya,
       Schwager der Präsidentin und Führungsfigur der Partei Libre, mit bekannten
       Drogen-Capos zu sehen ist. Das 34-minütige Video aus dem Jahr 2013 ist der
       Beweis, dass „Libre“ zumindest Kontakt zu den ökonomisch so potenten
       Drogenbanden hatte und womöglich noch hat und eventuell Geld im Wahlkampf
       2013 annahm.
       
       Letzteres lässt sich bis dato nicht beweisen. Allerdings ist das Video für
       Präsidentin Xiomara Castro, [2][2022 angetreten, um Honduras zu
       demokratisieren,] die Justiz zu stärken und Korruption auf allen Ebenen zu
       bekämpfen, ein Desaster.
       
       „Sie steht vor den Scherben ihrer Politik, hat immens an Glaubwürdigkeit
       verloren. Zumal ihr Umgang mit diesem Skandal schockierend ist“, kritisiert
       der [3][Menschenrechtsanwalt Joaquín Mejía] gegenüber der taz und fährt
       fort: „Xiomara Castro hat wenige Tage vor der Veröffentlichung des Berichts
       und des Videos am 28. August einseitig das Auslieferungsabkommen mit den
       USA storniert. Hat sie im Interesse ihrer Familie gehandelt?“, fragt der
       47-jährige international gut vernetzte Jurist.
       
       Dazu muss man wissen, dass die Redaktion von Insight Crime wenige Tage vor
       der Veröffentlichung von Bericht und Video bei der Präsidentin um ein
       Statement nachgefragt hatte. Xiomara Castro wusste also in etwa, welche
       Sprengkraft das Video haben würde.
       
       In dem ist Carlos Zelaya, Schlüsselfigur der Libre-Fraktion im Parlament,
       zu sehen, wie er sich mit mehreren bekannten Drogen-Capos, darunter Devis
       und Javier Rivera von der Drogenbande „Los Cachiros“, trifft. Sie boten
       Zelaya und seiner Partei Libre rund eine halbe Million US-Dollar für den
       Wahlkampf an – unklar ist, ob das Geld geflossen ist. Allerdings ist das
       Video Beleg dafür, dass die 2011 gegründete linke Partei bereits 2013 über
       direkte Kontakte zur organisierten Kriminalität verfügte.
       
       Dass die Drogenbanden längst die honduranische Politik infiltriert haben,
       ist nicht neu: Der [4][Prozess gegen Ex-Präsident Juan Orlando Hernández in
       den USA] hat Anfang des Jahres viele Details über das Netzwerk um den
       Narco-Präsidenten und seine Nationale Partei zutage gefördert. Hernández,
       in Honduras nur JOH genannt, [5][wurde im Juni wegen Drogenschmuggels im
       großen Stil zu 45 Jahren Haft verurteilt]. Neu ist jedoch, dass auch die
       Partei Libre, die sich gern als Vorkämpferin gegen Korruption und
       organisierte Kriminalität geriert, ein Problem mit der Infiltration ihrer
       Strukturen hat.
       
       Genau das versucht die Präsidentin herunterzuspielen. In einer
       [6][Ansprache an die Nation] am 3. September im Fernsehen nahm sie die
       anderen Parteien und deren Narco-Verbindungen ins Visier und versuchte vom
       eigentlichen Skandal abzulenken. Das kritisieren Joaquín Mejía und der
       prominente Jesuitenpadre Ismael Soto Morena. Morena, in Honduras nur als
       Padre Melo bekannt, plädiert für die Beibehaltung des
       Auslieferungsabkommens. „Es ist das wichtigste Instrument gegen die
       Drogenbanden, denn unsere Justiz ist überaus fragil.“
       
       Tatsächlich hat die amtierende Regierung zu wenig getan, um die
       Unabhängigkeit der Justiz zu stärken. So ist die UN-Kommission gegen
       Korruption und Straflosigkeit, ein Wahlversprechen der Präsidentin, auch 28
       Monate nach ihrer Vereidigung immer noch nicht Realität. Auch die Justiz
       agiert nur schleppend. Erst vor wenigen Tagen legte der Generalstaatsanwalt
       eine Liste mit 30 Namen von Personen vor, gegen die Untersuchungen laufen.
       Darauf finden sich auch die Namen von Carlos und Manuel Zelaya, aber auch
       der von Ex-Verteidigungsminister Héctor Manuel Zelaya – allesamt verwandt
       mit der Präsidentin.
       
       Seit Wochen sind die Beziehungen zu den USA schwer gestört. Die Regierung
       in Tegucigalpa hat als eines der ersten Länder der Region den wohl
       vorsätzlich [7][manipulierten Wahlsieg von Präsident Nicolás Maduro in
       Venezuela] anerkannt. Das, aber auch ein Treffen von Verteidigungsminister
       Héctor Manuel Zelaya mit seinem venezolanischen Amtskollegen Vladimir
       Padrino, haben das bilaterale Klima auf den Gefrierpunkt sinken lassen.
       „Die USA befürchten, dass Honduras zu einem weiteren Venezuela oder
       Nicaragua werden könne. Sie gehen auf Konfrontationskurs zu Xiomara Castro
       und zu Libre“, erklärt Padre Melo. Die politische Krise in Honduras könnte
       kaum gravierender sein.
       
       11 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://insightcrime.org/news/narco-video-shows-traffickers-discussing-bribes-with-honduras-presidents-brother-in-law/
   DIR [2] /Praesidentschaftswahlen-in-Honduras/!5818445
   DIR [3] /Honduras-frueherer-Praesident/!5838712
   DIR [4] /Honduras-Ex-Praesident-ausgeliefert/!5849937
   DIR [5] /Urteil-gegen-Juan-Orlando-Hernandez/!6016632
   DIR [6] https://www.youtube.com/watch?v=dgdyA2_CGDA&ab_channel=UnivisionNoticias
   DIR [7] /Umstrittene-Wiederwahl-Maduros/!6031965
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Knut Henkel
       
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