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       # taz.de -- Bau einer TSMC-Fabrik bei Dresden: Silizium-Schutzschild mit Löchern
       
       > Auf den ersten Blick ist die Mikrochip-Fabrik von TSMC in Sachsen ein
       > Coup. Aber für Taiwan ist die Diversifizierung eine gefährliche
       > Strategie.
       
   IMG Bild: TSMC produziert auch in China: Fabrikhallen von TSMC in Nanjing
       
       Für den Wirtschaftsstandort in Sachsen ist der Bau des TSMC-Werks
       zweifelsohne ein Grund zum Feiern, doch in Taiwan, der Heimat des
       Mikrochip-Giganten, ist das Thema in den Tageszeitungen bestenfalls nur
       eine Randnotiz. In ihrem Alltag sind die 23 Millionen Inselbewohner mit
       ganz anderen Themen beschäftigt; und überhaupt ist die Fabrik in
       Ostdeutschland nur eine von vielen: TSMC expandiert in die USA, nach Japan
       und auch nach China.
       
       Auf den ersten Blick ist die deutsch-taiwanische Wirtschaftskooperation
       eine klassische Win-win-Situation: Die Bundesregierung kann kurz vor den
       Landtagswahlen ein Zeichen setzen, dass sie die ostdeutschen Bundesländer
       nicht vergessen hat – das ist ihr in diesem Fall auch [1][5 Milliarden Euro
       an Subventionen] wert.
       
       Und TSMC kann seine Präsenz auf dem europäischen Markt ausweiten und neue
       Fachkräfte anwerben. Zudem hat der Deal auch eine Signalwirkung: Taiwan
       präsentiert sich als attraktiver Handelspartner – und wirbt damit auch
       politisch um jene Solidarität, die es so dringend benötigt.
       
       ## Ein zweischneidiges Schwert
       
       Dennoch ist die Diversifizierung von TSMC auf lange Sicht ein
       zweischneidiges Schwert. Um das zu verstehen, muss man die Theorie des
       „Silizium-Schutzschildes“ kennen: Nicht wenige Experten gehen davon aus,
       dass Taiwan vor allem aufgrund seiner krassen Marktdominanz bei
       hochkomplexen Halbleitern eine wirtschaftliche Abhängigkeit geschaffen hat,
       welche auch abschreckend auf die chinesische Volksbefreiungsarmee wirkt.
       Peking hat weniger Anreize, Taiwan einzunehmen, weil eine Invasion der
       eigenen Wirtschaft immens schaden würde.
       
       Je mehr allerdings TSMC seine Produktion in andere Länder verlagert, ja
       aufgrund des internationalen Drucks verlagern muss, desto löchriger wird
       der [2][unsichtbare Schutzschild Taiwans]. Der Inselstaat muss also allein
       schon aus Eigeninteresse jene Abhängigkeit aufrechterhalten, die der Westen
       aus ökonomischem Interesse vermeiden möchte. Anders ausgedrückt: Die
       Kosten, die China für einen Krieg zahlen müsste, würden mit jeder weiteren
       Fabrik im Ausland sinken.
       
       20 Aug 2024
       
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