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       # taz.de -- Olympia-Eröffnungsfeier in Paris: Regen und Tränen
       
       > Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen fand am Freitag die Eröffnung der
       > Pariser Sommerspiele statt. Sie stellte sich als sehr feuchte
       > Angelegenheit heraus.
       
   IMG Bild: Wer einen der teuren guten Plätze am Ufer der Seine oder auf einer Brücke ergattern konnte, musste dann aber auch dem Niederschlag trotzen
       
       PARIS taz | Am Ende sollte geweint werden. Und es wurde geweint. Céline
       Dion,die kanadische Star-Diseuse, die wegen einer schweren Krankheit lange
       nicht mehr aufgetreten ist, hatte oben vom Eiffelturm aus die „L’hymne à
       l’amour“ der französischen Chanson-Legende Edith Piaff geschmettert und
       damit für einen letzten Höhepunkt der Eröffnungsfeier der Olympischen
       Spiele von Paris gesorgt.
       
       Da war das Event von [1][Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron]
       offiziell schon eröffnet worden. Thomas Bach, der Präsident des
       Internationalen Olympischen Komitees, hatte seine obligatorische Rede
       gehalten. Militärs hatten die Olympische Flagge, die wie ein Heiligtum zum
       Fahnenmast getragen wurde, gehisst, und das Olympische Feuer brannte in
       einem Ring mit sieben Metern Durchmesser, der von einem Heißluftballon über
       den Place de la Concorde im Herzen von Paris in die Höhe getragen wurde.
       
       Der olympische Feuerballon war auch für viele zu sehen, die sich keinen
       Premiumplatz für 3.000 Euro in der Nähe der Ehrentribüne unter dem
       Eiffelturm leisten konnten. Über 300.000 Menschen sollen sich an der Seine
       postiert haben, um das Spektakel, [2][das die berühmtesten historischen
       Stätten von Paris zur Kulisse für die große Show] zum Auftakt der
       Sommerspiele gemacht hat, vor Ort zu verfolgen. Ursprünglich sollten noch
       viel mehr Zuschauende zu dem Open-Air-Spektakel zugelassen werden. [3][Doch
       aus Sicherheitsgründen] hatten die Organisatoren ihre Zahl begrenzt.
       
       Wer vor Ort etwas von der Show sehen wollte, musste sich zuvor registrieren
       lassen und einen speziellen Pass für die Feier besorgen. Heerscharen von
       Polizisten kontrollierten die Zugänge zum Fluss und scannten die QR-Codes,
       die den Fans zugewiesen worden waren. Wer die Kontrolle passiert hatte,
       durfte sich an einer vorgegebenen Stelle mit freier Sicht auf die Seine
       postieren. Es dauerte dann ein paar Stunden, bis alle Boote, von denen die
       Mitglieder der Olympiateams mit großer Fahne und kleinen Fähnchen winkten,
       vorbeigeschippert waren.
       
       ## Das TV-Bild war weitaus freundlicher
       
       Das war ja eine der Besonderheiten dieser ungewöhnlichen Eröffnungsfeier.
       Sie fand nicht im Stadion statt, sondern mitten in der Stadt. Die
       Athletinnen und Athleten marschierten nicht über die Laufbahn ein, sondern
       wurden auf dem Fluss transportiert. Die Idee wurde dann aber doch reichlich
       verwässert. Es regnete in Strömen an diesem arg grauen Sommerabend in
       Paris. Und so waren etliche Olympiafans schon auf dem Weg nach Hause, als
       die letzten Boote noch unterwegs waren.
       
       Den größten Teil der Show, die ja über die Stadt verteilt aufgeführt wurde,
       konnten die Zuschauer vor Ort sowieso nur über die zahlreichen an der Seine
       entlang postierten Großbildschirme verfolgen. Das erwies sich als gar nicht
       mal so schlecht: Das TV-Bild war weitaus freundlicher, der Bildschirmhimmel
       heller als das finstere Gewölbe über Paris. Und so kam durchaus Stimmung
       auf, als kurz nach Beginn der Show US-Superstar Lady Gaga auf den
       Leinwänden erschien, um auf Französisch das Lied „Mon truc en plumes“ von
       der 2020 verstorbenen und in Frankreich so sehr verehrten Sängerin und
       Schauspielerin Zizi Jeanmairie zu performen. Lady Gaga ist ja eine
       erfahrene Eröffnungssängerin für Sportgroßereignisse. 2015 gab sie die
       John-Lennon-Schnulze „Imagine“ zum Opening der European Games in Baku zum
       Besten.
       
       Daran, dass Lady Gaga einst für die aserbaidschanischen Öldiktatur
       geträllert hat, wollte sich an diesem Abend natürlich niemand stören, auch
       wenn da was nicht wirklich zusammenpasst. Die Eröffnungsfeier von Paris
       wurde als Weihefest für Diversität inszeniert. Ein gleichgeschlechtliches
       Pärchen, das sich in der alten Nationalbibliothek kennenlernt, spielt dabei
       eine Hauptrolle. Und auch, dass die malisch-französische Sängerin [4][Aya
       Nakamura] bei ihrem Auftritt vom Orchester der republikanischen Garde in
       Frankreich begleitet wurde, war Teil des bunten Frankreich-Gemäldes, das da
       vor dem Louvre präsentiert wurde.
       
       Von dem bekamen die zahlreichen Menschen, die sich ohne Zugangsberechtigung
       dem kilometerlangen Eventgelände genähert hatten,kaum etwas mit. Manchmal
       war am Ende einer Gasse ein Teil eines Bildschirms zu sehen. Und wer Glück
       hatte, erspähte doch tatsächlich in der Ferne ein paar Tänzer am
       Seine-Ufer. Wer dem Zaun zu nahe kam, um vielleicht mal ein Beweisfoto für
       Freunde zu schießen, wurde umgehend von einem Polizeibeamten
       zurechtgewiesen. Es galt, einen gehörigen Sicherheitsabstand einzuhalten.
       
       Dennoch harrten etliche Fans, oft eingehüllt in die Fahne ihres
       Heimatlandes, lange im Regen aus. Vor dem Hôtel de Ville hatte sich eine
       Gruppe von Leuten aus Kolumbien eingefunden, die laut aufschrien, als sie
       das Boot ihres Teams auf dem Bildschirm erkannten. Ein chinesischer
       Liveblogger, der das wenige filmte, was von seinem Platz aus zu sehen war,
       freute sich, dass er endlich einmal etwas berichten konnte, was seine
       Follower zu Hause nicht auch auf dem TV-Bildschirm sehen konnten. Dazu
       gehörten auch die lauten Buhrufe vieler Anwesender, die ertönten, als das
       Boot Israels auf der Leinwand erschien. Nachdem das vorbeigefahren war,
       verließen die Krakeeler umgehend ihre Plätze, und es sah fast so aus, als
       seien sie nur zur Seine gekommen, um ihre Schmährufe abzusetzen.
       
       Davon wie sich Frankreich an diesem Abend präsentiert hat, als arg stolze,
       aber eben auch offene Gesellschaft, die endlich auch die historischen
       Verdienste von Frauen für das Land zu würdigen beginnt, werden sie nicht
       viel mitbekommen haben. Vielleicht waren sie ja vor dem Ende der Show schon
       zu Hause und konnten am Bildschirm mitverfolgen, wie Frankreichs geliebte
       und zwischenzeitlich tief gefallene Sprinterin Marie-José Perec, dreifache
       Olympiasiegerin in den 1990er Jahren, und Teddy Riner, der Judoka, der in
       Paris seine dritte Goldmedaille gewinnen möchte, den olympischen Feuerkranz
       entflammten.
       
       27 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] https://www.youtube.com/@AyaNakamura
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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