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       # taz.de -- Internes Papier aus Studentenverbindung: Zu reaktionär für eine Verbindung
       
       > Bei den katholischen Studentenverbindungen sorgt ein internes Papier für
       > Streit. Es liegt der taz vor.
       
   IMG Bild: Für das „Memorandum Romanum“ gibt es Zuspruch, vor allem von Erzbischof Nikola Eterović, dem Botschafter des Papstes in Deutschland
       
       Ein buntes Begleitprogramm erwartet die Teilnehmer der 138. Versammlung des
       Cartellverbands, die am Donnerstag in Berlin beginnt. Doch wenn der Verband
       katholischer Studentenverbindungen, der rund 25.000 Mitglieder zählt, zu
       seiner obersten Versammlung zusammenkommt, dürften nicht nur der
       „Traditionelle Akademische Frühschoppen“ oder eine Dampferfahrt durch das
       Regierungsviertel, sondern auch hitzige Diskussionen auf dem Programm
       stehen.
       
       Grund ist ein internes Papier, das von Mitgliedern des „Berliner Vororts“
       im letzten Sommer verfasst und verschickt wurde, kurz nachdem dieser die
       Führung des Verbands übernommen hatte. Das 31-seitige Schreiben mit dem
       Titel „Memorandum Romanum“ kommt so extrem reaktionär daher, dass es
       [1][selbst unter den katholischen Verbindungsstudenten] auf Kritik stößt.
       Der Streit lässt sich anhand interner E-Mails nachvollziehen, die die
       Autonome Antifa Freiburg einsah und der taz zugänglich machte, ebenso wie
       das strittige Papier selbst.
       
       Vor allem stilistisch wird das Papier intern kritisiert, etwa als
       „pathetisch“, „ausufernd“, „selbstreferenziell“ und „pseudo-theologisch“.
       Auch inhaltlich üben einige Verbandsmitglieder Kritik. Gründe dafür gibt es
       genug. Die sechs Verfasser des Schreibens, die verschiedenen Berliner
       Studentenverbindungen angehören, verurteilen nicht nur die heutige Zeit für
       ihre „grassierende Dekadenz, [die] jegliche Formen der Demut und
       Sittlichkeit zersetzt“. Sie finden auch scharfe Worte für den [2][Synodalen
       Weg], das Reformprojekt der katholischen Kirche in Folge der
       Missbrauchsskandale.
       
       Die [3][Missbrauchsfälle] selbst werden relativiert: Die Kirche werde zum
       „alleinigen Sündenbock“ für das eigentliche Problem gemacht, das in
       Wirklichkeit die gesamte Gesellschaft betreffe und aus „krankhaften
       Deformationen von Liebe auf dem Nährboden zügelloser, unkontrollierter
       Sexualität“ bestehe. Gewarnt wird vor jeglichen Liberalisierungsbemühungen
       in der katholischen Kirche, sei es hinsichtlich der Rolle der Frau oder der
       von Homosexuellen. „Geschlechtliche Vielfalt“, Lebensmodelle jenseits der
       heterosexuellen Ehe, Säkularisierung und Wissenschaft werden als Bedrohung
       des „christlichen Erbe des Abendlandes“ dargestellt, um das es laut den
       Verfassern so schlecht wie noch nie stehe.
       
       ## Friedrich Merz ist auch ein „Alter Herr“
       
       Doch für das „Memorandum Romanum“ gibt es nicht nur Kritik, sondern auch
       Zuspruch – von einzelnen Verbindungsmitgliedern, vor allem aber von
       Erzbischof Nikola Eterović, dem Botschafter des Papstes in Deutschland. Der
       Vatikan hat den Synodalen Weg und die damit einhergehenden Reformbemühungen
       in der katholischen Kirche in Deutschland immer wieder kritisiert. Kein
       Wunder also, dass Eterović das Papier für seine „klare katholische Haltung“
       lobt, wie es eine Meldung auf der Homepage des Cartellverbands stolz
       verkündet.
       
       Der Cartellverband ist der größte Verband von Studentenverbindungen in
       Europa. Insbesondere in der Union finden sich zahlreiche Mitglieder, zu den
       „Alten Herren“ zählen etwa der CDU-Vorsitzende [4][Friedrich Merz] oder der
       ehemalige CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak.
       
       29 May 2024
       
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