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       # taz.de -- Vorwürfe gegen Philosoph Omri Boehm: Eklat vor Rede an historischem Ort
       
       > Der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm trat bei den Wiener
       > Festwochen auf. Seine Rede sorgte schon im Voraus für Kontroverse.
       
   IMG Bild: Erfolgsphilosoph Omri Boehm erklärt sich heute in Wien
       
       Die Rede des [1][israelisch-deutschen Philosophen Omri Boehm] in Wien
       sorgte, noch ehe sie gehalten wurde, für erbitterten Streit zwischen den
       veranstaltenden Wiener Festwochen und Vertretern der Israelitischen
       Kultusgemeinde. Diese werfen Boehm vor – etwa in seinem Buch „Haifa
       Republic“ (Deutsch: „Israel eine Utopie“) –, mit seinen Thesen zum
       Nahostkonflikt und zur Zukunft des jüdischen Staates Israel in seiner
       Existenz zu delegitimieren.
       
       Eine Bank sprang als Hauptsponsor der [2][„Rede an Europa“] ab, auch das
       Wiener Jüdische Museum zog sich aus der Kooperation mit den Festwochen und
       dem Wiener Institut für die Wissenschaft von Menschen (IWM) für die
       Veranstaltung am Dienstagabend zurück.
       
       Boehm war eingeladen, um über den israelisch-palästinensischen Konflikt und
       seine Auswirkungen auf Europa zu sprechen. Seine Gegner werfen ihm vor, den
       Holocaust in seiner Einzigartigkeit zu relativieren. Für Ariel Muzicant,
       den Präsidenten des Europäischen Jüdischen Kongresses, und andere Vertreter
       der israelitischen Kultusgemeinde ist es „die falsche Rede am falschen
       Ort“.
       
       Der Journalist und Präsident der liberalen jüdischen Gemeinde Or Chadasch
       Eric Frey hingegen sieht bei Boehm zwar „verschrobene Ansichten“ zum
       Nahostkonflikt, aber sicher keinen Antisemitismus. Seine Gegner störe, so
       Boehm, „dass ich die Aufklärung vertrete“.
       
       ## Nicht irgendein Ort
       
       Der Ort der Rede unter freiem Himmel ist nicht irgendeiner. Am Wiener
       Judenplatz gedenkt Österreich der 65.000 in der Shoah ermordeten
       österreichischen Jüdinnen und Juden. Ihr Mahnmal steht mit Ablagerungen aus
       Jahrhunderten dazwischen letztlich auf den Trümmern des mittelalterlichen
       Ghettos, das 1420 in der „Wiener Geserah“ zerstört wurde.
       
       Selten bildet ein Ort die Kontinuität jüdischer Verfolgungsgeschichte
       derart in einer geografischen Einheit ab. Von der gegenüberliegenden Seite
       blickt eine Lessing-Statue auf das Ensemble herab und verspricht eine
       bessere Zukunft im Geist der Aufklärung; in einer Stadt, die in den
       vergangenen Jahrzehnten vielfältiges jüdischen Leben hervorgebracht hat.
       
       Dieses Vertrauen ist nach dem 7. Oktober auch in Wien erschüttert. Zentrale
       Vorwürfe gegen Boehm mögen der Überprüfung am Text nicht standhalten.
       Dennoch wäre eine andere Auseinandersetzung mit der Verunsicherung von
       Jüdinnen und Juden in dieser Stadt wünschenswerter als ein Theaterskandal
       nach bewährtem Wiener Muster. Der Judenplatz ist nicht [3][„Heldenplatz“
       von Thomas Bernhard] in umgekehrter Richtung.
       
       7 May 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Philosoph-Kant-im-Dialog/!5996032
   DIR [2] https://www.festwochen.at/eine-rede-an-europa-2024
   DIR [3] /Theater-Inszenierung-Heldenplatz/!5990219
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Mattheiß
       
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