# taz.de -- Kauf von Vonovia-Wohnungen: Kleinkauf statt Großenteignung
> Das kommunale Berliner Wohnungsunternehmen Howoge erwirbt 4.500 Wohnungen
> von Vonovia. Der Bürgermeister jubelt und erteilt Enteignung eine Absage.
IMG Bild: Wohnungen in Friedrichsfelde
Berlin taz | Berlins Wohnungs- und Mietenproblem ist gelöst. Diesen
Eindruck zumindest vermittelten die Vertreter des Senats – der Regierende
Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Finanzsenator Stefan Evers (CDU) und
Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) – im Beisein der Chefs von
Howoge und Berlinovo am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Roten
Rathaus.
Zu verkünden war laut Wegner eine „große Entscheidung“, eine „gute
Nachricht für den Wohnungsmarkt“, die dazu beitrage, „die Mieten bezahlbar
zu halten“. Nein, um die Vergesellschaftung von Wohnungen im großen Stil
ging es dabei nicht, auch nicht um das erstmalige Erreichen des
selbstgesteckten [1][Ziels neu gebauter (Sozial-)Wohnungen]. Stattdessen
ging es um den Ankauf von 4.500 Wohnungen in Lichtenberg und
Treptow-Köpenick sowie einer Baufläche von 7 Hektar im Neubaugebiet „Am
Sandhaus“ in Buch durch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften.
Dem privaten Immobilienkonzern [2][Vonovia] bringt das Geschäft 700
Millionen Euro ein, die die Gesellschaften aus Eigenmitteln und mittels
Kreditaufnahmen in die Hand nehmen, ohne den Landeshaushalt zu belasten,
wie Evers betonte. Für etwa 155.000 Euro pro Wohnung erwerbe man laut
Howoge-Chef Ulrich Schiller ein „sehr gepflegtes Portfolio“ mit „moderaten
Mieten“ von durchschnittlich 7,04 Euro pro Quadratmeter. Etwa 2.500 der
Wohnungen befinden sich in Friedrichsfelde, mehr als 1.000 in Plänterwald
sowie 600 im Ortsteil Lichtenberg.
Perspektivisch, womöglich mit einem ersten Spatenstich 2026, sollen in Buch
dann durch die Landeseigenen 1.200 Neubauwohnungen entstehen – insgesamt
sind rings um das ehemalige Krankenhaus der Staatssicherheit 2.700
Wohnungen geplant.
## Nicht alle sind euphorisch
Der Berliner Mieterverein teilte die Euphorie des Senats nicht. Der
Wohnungsankauf sei nur ein „kleiner Schritt“ in Richtung des Ziels, 50
Prozent der Wohnungen in kommunale Hand zu holen. Und auch dieses Ziel
verfange nur dann, „wenn die landeseigenen Wohnungsunternehmen ihren Kurs
nach einer sozial ausgerichteten Wohnraumversorgung nicht noch weiter
verlassen“. Zuletzt waren die Sozialvorgaben und Mietanstiegsbegrenzungen
für die Gesellschaften mit einer neuen Kooperationsvereinbarung nahezu
aufgehoben worden.
Die Linke drang darauf, in Buch „ausschließlich bezahlbare Wohnungen neu zu
bauen“ und verwies darauf, dass das Geschäft zeige, dass Vonovia „keine
Ambitionen hat, durch eigenen Neubau Wohnraum zu schaffen“.
Für Wegner war nichtsdestotrotz dann auch der demokratische Mehrheitswille,
den die Berliner:innen im Enteignungs-Volksentscheid kundgetan hatten,
abgeräumt. „Das heutige Beispiel zeigt, dass es bessere Wege gibt als
willkürliche, ideologische und teure Enteignungen.“ Wegner hatte bereits am
Dienstagabend bei einer Veranstaltung des „Hauptstadtboard“ verkündet: „Mit
mir als Regierendem Bürgermeister wird es Enteignungen von
Wohnungsunternehmen in dieser Stadt nicht geben. Punkt.“
Die Initiative [3][Deutsche Wohnen & Co enteignen] reagierte umgehend: „Von
Wegners Demokratiefeindlichkeit in Basta-Manier sind wir keineswegs
überrascht, und trotzdem offenbaren seine jüngsten Einlassungen nichts mehr
als Verächtlichkeit gegenüber dem eindeutigen Votum der Berliner:innen.“
Die Umsetzung des Volksentscheids werde umso dringlicher „angesichts der
immer dramatischeren Zuspitzung der Berliner Wohnraumkrise“. In
Zusammenarbeit mit dem Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn planen
die Mieten-Aktivist:innen eine Demonstration für den 1. Juni.
24 Apr 2024
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## AUTOREN
DIR Erik Peter
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