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       # taz.de -- Frühjahrsklassiker im Radsport: Die Ecken der runden Sache
       
       > Von Strade Bianche bis Lüttich–Bastogne–Lüttich: Die ersten Rad-Rennen
       > des Jahres waren härter denn je.
       
   IMG Bild: Die Mühen des Aufstiegs aus der Ebene: Lüttich–Bastogne–Lüttich, 21. April 2024
       
       Manchmal ist Geschichte gerecht. So sah es jedenfalls Christoph Roodhooft,
       Teamchef des Weltmeisters [1][Mathieu van der Poel]. Der stand am Ende der
       diesjährigen Klassikersaison gemeinsam mit [2][Tadej Pogacar] auf dem
       Podium des letzten Monuments [3][Lüttich–Bastogne–Lüttich].
       
       Sein Schützling zog am Sonntag zwar den Kürzeren gegenüber Pogacar. Der
       Slowene entschied mit einer 35 Kilometer langen Soloattacke das Rennen. Van
       der Poel, zuvor Sieger der [4][Flandernrundfahrt] und von
       [5][Paris–Roubaix], gewann den Sprint einer Verfolgergruppe und wurde
       Dritter. Aber das war das maximal Mögliche an diesem Tag, wie der
       Niederländer selbst eingestand.
       
       Pogacar hingegen rahmte das Frühjahr ein. Schon beim Auftakt, den Strade
       Bianche, überzeugte er mit einer Soloflucht. Verrückte 81 Kilometer dauerte
       die an und hinterließ konsternierte Kontrahenten. Die insgesamt 116
       Fluchtkilometer des Slowenen toppte allerdings noch van der Poel mit 149
       Kilometer vor dem Feld – 44 Kilometer bei seinem Sieg beim Halbklassiker E3
       sowie 45 bei Flandernrundfahrt und 60 Kilometer bei Paris–Roubaix. Bei der
       Flandernrundfahrt schien er mit seinem eleganten Fahrstil regelrecht über
       den glitschigen Hellingen hinwegzuschweben, während die Kontrahenten
       entweder stürzten oder schoben.
       
       Leider trafen die beiden Dominatoren nur zwei Mal direkt aufeinander. Bei
       Lüttich–Bastogne–Lüttich setzte sich Pogacar durch, bei
       [6][Mailand–Sanremo] erwies sich van der Poel als Taktikfuchs, tat alles
       für den Sieg seines Teamkollegen Jasper Philipsen, weshalb sich Pogacar an
       der italienischen Riviera mit Rang 3 begnügen musste.
       
       Dass Pogacar nicht mehr Rennen fuhr und das mit drei Siegen auffälligste
       Team Alpecin Deceuninck um van der Poel und Philipsen nicht öfter
       herausforderte, liegt an seinem großen Saisonziel. Er peilt das Double aus
       Giro d’Italia und [7][Tour de France] an und reduzierte daher seine
       Wettkampfkilometer. Die Beschränkung erwies sich im Nachhinein sogar als
       Glück. Denn Pogacar wie auch van der Poel verzichteten auf den Flèche
       Wallonne. Statt sich dort Frostbeulen zu holen, trainierten sie vergnügt im
       heißen Spanien. Wer indes die Ardennenwoche komplett mitnahm, war einem
       Kälteschock ausgesetzt.
       
       ## Kältschock in den Ardennen
       
       Für die dramatischsten Bilder sorgte dabei der Däne Mattias Skjelmose. Er
       musste vom Rad getragen werden. Sein Körper zitterte vor Kälte. Die
       erstarrten Gliedmaßen verharrten in der Position, die sie auf dem Rad noch
       eingenommen hatten. Die Bilder waren derart erschreckend, dass sein Team
       Lidl Trek sich kurz darauf zur Entwarnung veranlasst sah. „Heiße Dusche,
       heißer Tee und die warme Luft im Teambus“ hätten gewirkt, hieß es. Nur 44
       Fahrer von ursprünglich 175 erreichten überhaupt das Ziel. Team UAE
       Emirates stieg komplett aus – auch weil Pogacars Helfer für das nächste
       Rennen Kräfte sparen wollten.
       
       Das Kälterennen in Wallonien wurde daher zur Bühne der Außenseiter. Das
       norwegische Pro Continental Team Uno-X brachte alle sieben Fahrer ins Ziel
       und erreichte mit Platz 6 einen Achtungserfolg. Sieger wurde der Brite
       Stephen Williams. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen war er zufrieden
       mit den Bedingungen. „Ich genieße es, bei so einem Wetter zu fahren“,
       meinte er, zusätzlich beglückt natürlich durch seinen Erfolg. Durchaus
       erfolgreich verlief die Frühjahrskampagne auch für den Kölner Nils Politt
       mit Platz 3 in Flandern und Platz 4 in Roubaix.
       
       Nicht eingreifen in den Kampf um die Monumente konnten Primoz Roglic und
       Remco Evenepoel. Die beiden früheren Sieger von Lüttich–Bastogne–Lüttich
       laborieren weiter an den Sturzverletzungen der Baskenlandrundfahrt im
       April.
       
       Weil es auch bei den Klassikern zahlreiche Stürze gab, flammte die
       Sicherheitsdebatte erneut auf. Neuer Aspekt hier ist, dass erfahrene Profis
       wie eben van der Poel und Pogacar den Jüngeren vermehrt ins Gewissen reden,
       weniger riskant zu fahren, um so Unfälle zu vermeiden.
       
       22 Apr 2024
       
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