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       # taz.de -- Impeachmentverfahren gegen Joe Biden?: Machtspiele in Washington
       
       > Republikaner Kevin McCarthy will dem Repräsentantenhaus ein
       > Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Joe Biden empfehlen. Grund ist
       > ein interner Machtkampf.
       
   IMG Bild: Muss den rechten Flügel der Republikaner beruhigen: Repräsentantenhaussprecher Kevin McCarthy
       
       Washington taz | Die republikanische Opposition im US-Kongress hat formell
       die Untersuchungen eingeleitet, um ein mögliches Amtsenthebungsverfahren
       gegen US-Präsident Joe Biden auf den Weg zu bringen. Dies verkündete der
       Sprecher des amerikanischen Repräsentantenhauses, [1][Kevin McCarthy],
       während einer Pressekonferenz am Dienstag in Washington.
       
       „Ich beauftrage unsere Ausschüsse im Repräsentantenhaus heute damit,
       offiziell mit den Ermittlungen bezüglich eines Amtsenthebungsverfahrens
       gegen Präsident Joe Biden zu beginnen“, sagte der kalifornische Abgeordnete
       in einer Stellungnahme.
       
       Grund für diesen Schritt sind die angeblichen geschäftlichen Verwicklungen
       von Präsident Biden und dessen Sohn [2][Hunter Biden]. Diesem wird
       vorgeworfen, während der Präsidentschaft von Barack Obama die Position
       seines Vaters, der damals Vizepräsident war, für seine persönliche
       finanzielle Bereicherung und die der gesamten Biden-Familie ausgenutzt zu
       haben.
       
       Gleichzeitig versucht McCarthy mit diesem Vorstoß aber auch den äußerst
       [3][rechten Flügel seiner Partei] zu besänftigen. Diese Gruppe wirft dem
       58-jährigen Sprecher vor, nicht hart genug gegen den Präsidenten vorzugehen
       und die ihrer Meinung nach staatliche Geldverschwendung einzubremsen.
       Sollte McCarthy seine Taktik in Zukunft nicht ändern, haben diese sogar
       damit gedroht, ihm seine Sprecherposition zu entziehen.
       
       ## Trotz monatelanger Suche bislang keine Beweise
       
       Insgesamt drei Ausschüsse, nämlich die Aufsichtskommission, der
       Rechtsausschuss und der Finanz- und Steuerausschuss, werden die
       Untersuchungen im Repräsentantenhaus gegen Biden und dessen Familie leiten
       und versuchen, Beweise für mögliche finanzielle Verstöße oder gar
       Korruption aufzudecken.
       
       Republikaner, die in der Aufsichtskommission sitzen, haben in den
       vergangenen Monaten bereits die geschäftlichen Beziehungen von Hunter Biden
       unter die Lupe genommen. Bislang wurden keine konkreten Beweise gefunden,
       die gezeigt hätten, dass der Präsident direkt von den Geschäften seines
       Sohnes profitiert hätte oder dass diese Auswirkungen auf politische
       Entscheidungen gehabt hätten.
       
       Trotzdem warf McCarthy in einer kurzen Stellungnahme dem Präsidenten vor,
       diesbezüglich gelogen zu haben. Er spielte zudem darauf an, dass die
       Millionenbeträge, die Hunter Biden und andere Familienmitglieder während
       der Vizepräsidentschaft von Joe Biden von ausländischen Firmen erhalten
       hätten, verdächtig seien.
       
       „Republikaner im Repräsentantenhaus haben schwerwiegende und glaubhafte
       Anschuldigungen in Bezug auf Präsident Bidens Verhalten aufgedeckt.
       Zusammengenommen zeichnen diese Anschuldigungen ein Bild der Korruption
       ab“, so der Sprecher. Außerdem steht der Vorwurf im Raum, dass Biden die
       US-Regierung dazu missbraucht hätte, seinem Sohn in dessen rechtlichen
       Angelegenheiten eine “bevorzugte Behandlung“ zu erteilen. Beweise gibt es
       hierfür keine.
       
       ## McCarthys Position wackelt
       
       Ein Sprecher der US-Regierung wies alle Vorwürfe zurück und bezeichnete
       McCarthys Versuch, einen Amtsenthebung-Prozess zu erzwingen, als
       „Extrempolitik in seiner schlimmsten Form“.
       
       “Republikaner ermitteln seit neun Monaten gegen den Präsidenten und sie
       haben keinerlei Beweise für ein Fehlverhalten gefunden. Selbst
       republikanische Abgeordnete haben dies bestätigt“, so Regierungssprecher
       Ian Sams in einem Post auf X, ehemals Twitter.
       
       Obwohl McCarthy in den vergangenen Wochen darauf hingedeutet hatte, dass er
       diesen ersten Schritt Richtung Amtsenthebungsverfahren unternehmen werde,
       verzichtet er auf eine obligatorische Abstimmung im Repräsentantenhaus. Es
       wird angenommen, dass McCarthy nicht alle Republikaner für diesen Schritt
       hätte gewinnen können und ein Abstimmungserfolg aufgrund der geringen
       Mehrheitsverhältnisse damit nicht sicher war.
       
       Ob McCarthys politisches Kalkül am Ende aufgehen wird, bleibt abzuwarten.
       Es dürfte ihm jedoch ein bisschen Zeit geben, um mit seinen Kritikern aus
       dem rechten Lager an einer Lösung für das nächste Problem zu feilen.
       
       Bis spätestens 30. September muss sich der Kongress auf einen neuen
       Haushaltsetat einigen, ansonsten kommt es zu einem „Government Shutdown“,
       also einer teilweisen Stilllegung der Bundesregierung. Hardliner vom
       rechten Flügel verlangen drastische Kürzungen. Ohne diese würden sie für
       kein Übergangsbudget stimmen.
       
       McCarthys Zukunft als Sprecher hängt am seidenen Faden.
       
       13 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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