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       # taz.de -- Daniel Rapoport über das Jüdischsein: „Jude sein ist kein Beruf“
       
       > Der Naturwissenschaftler Daniel Rapoport entstammt einer bekannten
       > jüdischen Familie aus der DDR. Ein Gespräch über Herkünfte und
       > Schubladen.
       
   IMG Bild: Will bis zu den Wurzeln. Daniel Rapoport im Garten der Familien-Datsche, 2023
       
       Daniel Rapoport lebt in Lübeck, arbeitet dort an der Universität als
       Biotechnologe und war zuvor beim Fraunhofer-Institut. Gelegentlich ist er
       an den Wochenenden in Berlin. Wir treffen uns in der Wohnung seiner Eltern
       im Nordosten der Stadt in Pankow. 
       
       wochentaz: Herr Rapoport, ist Ihnen das Jüdische als Thema recht? 
       
       Daniel Rapoport: So recht wie alles Streitbare.
       
       Wäre es etwa Ihrer Großmutter Ingeborg lieb gewesen, sie als jüdische
       Medizinerin zu bezeichnen? 
       
       Für meine Oma wäre das wohl eher ein Stigma gewesen.
       
       Im westdeutschen Sprechen bedeutet Jüdischsein von jeher, jedenfalls
       staatsoffiziell, meist kein Makel. 
       
       Im ostdeutschen, bis zum Ende der DDR, auch nicht. Aber meine Oma verstand
       sich, wie alle in meiner Familie, zunächst in beruflicher Hinsicht, also
       als Ärztin. Und wahrscheinlich auch als Wissenschaftlerin. Für die
       Öffentlichkeit zählte nur ihr Beruf und das war, glaube ich, auch
       wesentlich für ihr Selbstverständnis.
       
       Das ist erstaunlich. Sie wurde ja als jüdische Deutsche 1937 nicht zur
       Verteidigung ihrer Doktorarbeit zugelassen. Erst 2015 war ihr dies an der
       Hamburger Universität möglich. Die Prüfung bestand sie im Alter von 102
       Jahren mit Bravour. Sie widmete ihre Doktorarbeit den „Opfern“ des
       Nationalsozialismus – nicht einer besonderen Gruppe an Leidtragenden. 
       
       Dass sie Jüdin ist, stand natürlich nie in Zweifel. Es war ihr immer
       bewusst. Es war ihr bloß für die Öffentlichkeit nicht wichtig. Sie hatte
       ihre Doktorarbeit nicht als Jüdin erarbeitet, sondern als angehende Ärztin.
       Nach dem Fall der Mauer kam das Jüdische dann wieder stärker in den Fokus.
       Im Zusammenhang mit der Doktorarbeit war es dann natürlich noch einmal ganz
       zentral. Ihr Hauptlebenswerk bestand nicht darin, einer religiösen oder
       Schicksalsgemeinschaft anzugehören, sondern Medizinerin im Fach
       Neonatologie zu sein. Und Kommunistin. Darin lag ihr Schaffen und auch ihr
       größter Ehrgeiz.
       
       Ihre Großeltern waren, wenn man das so formulieren darf, linientreue
       DDR-Bürger, richtig? 
       
       Doch, ja. Sie waren politische Menschen in einem grundsätzlichen Sinne.
       Meine Oma wuchs eigentlich in einer eher unpolitischen, protestantischen
       Familie auf, mit einer jüdischen Mutter. Ihr Jüdisches konnte sie
       angesichts der nationalsozialistischen Erfolge schon vor der Machtübernahme
       1933 nicht verleugnen und wollte es auch nicht. Sie verließ Deutschland
       dann auf Drängen ihrer Mutter 1937 und traf in den USA meinen Großvater,
       Samuel Mitja. Er war Biochemiker und Imo – so hieß meine Oma in unserer
       Familie – war Kinderärztin. Dann ging mit der McCarthy-Ära in den USA die
       Kommunistenhatz los, deshalb flohen sie wieder nach Europa zurück.
       
       In die [1][DDR]? 
       
       Nein, zunächst nach Österreich, aber dort wollte man sie nicht, sie waren
       als Kommunisten unerwünscht.
       
       Hätte nicht auch Israel in Frage kommen können? 
       
       Ja, das wäre möglich gewesen. Allerdings bot man ihnen, soweit ich weiß,
       keine Arbeitsmöglichkeiten für ihre Qualifikationen an. Stattdessen hörte
       man in der DDR von ihnen – und so zogen sie in die, wie es hieß, junge
       Arbeiter-und-Bauern-Republik. Das war ein Experiment nach ihrem Geschmack,
       vor allem nach dem meines Großvaters.
       
       Politisch war das auch ein klares Bekenntnis. 
       
       Auf jeden Fall! Wie viele ihrer Freunde dachten sie, es würde eine
       neuartige Staatseinrichtung sein. Sie machten sich keine Illusionen
       darüber, dass auch in der DDR viele ehemalige Nazis herumliefen. Die DDR
       brauchte ja Fachleute, und die wuchsen nun mal nicht an den Bäumen. Aber
       trotzdem verstanden sie die DDR als ernsthaften welthistorischen Versuch,
       die Klassengesellschaften zu überwinden.
       
       In Form einer Diktatur … 
       
       Ja. Diktatur des Proletariats hieß das damals, übrigens ganz offiziell. Man
       hielt sie für ein notwendiges, aber auch provisorisches Übel. Praktisch
       hieß das allerdings, dass es keine freie Presse gab, keine unabhängige
       Gerichtsbarkeit und einen völlig überdimensionierten und unkontrollierten
       Geheimdienst. Über diese und andere Mängel des Staates wussten meine
       Großeltern Bescheid, aber sie dachten vermutlich, es wären die Wehen einer
       Übergangszeit. Ein tragischer Irrtum.
       
       In Israel hätten sie mit Alt-Nazis nichts mehr zu tun haben müssen. Warum
       also gingen sie als Juden in die DDR? 
       
       Das habe ich erst nach der Wende in meiner Familie gefragt. Mein Großvater
       erzählte mir dann, dass für ihn als Jugendlicher die Frage im Raum stand:
       Zionismus oder Sozialismus? Und da sah er das zionistische Projekt als das
       kleinere an. Er sagte sich, wenn schon Gerechtigkeit, warum nur für die
       Juden und nicht gleich für die gesamte Menschheit? In solchen Sachen war
       mein Großvater kein Mann für kleine Aufgaben.
       
       Hatten Ihre Großeltern, hatte Ihre Familie nie Angst vor dem auch in der
       DDR fühlbaren Antisemitismus? 
       
       Soweit ich weiß, nein. Es gab ja einen, wie ich es mal formuliert habe,
       grundsätzlichen Staatshumanismus. Den Begriff meine ich als Gegensatz zum
       völkischen Staat. Das Jüdische war privat und hatte es auch zu sein. Das
       war gleichzeitig eine Zumutung und eine Entlastung für die Juden. Und es
       war ein entscheidender Unterschied zum Nationalsozialismus und zum ganzen
       Deutschland zuvor. Ausdrücklich hatte alles, was das Selbstverständnis der
       Menschen betraf – der Glauben etwa – nichts in der Öffentlichkeit zu
       suchen.
       
       Es gab Juden in der DDR, denen das als Zumutung erschien. 
       
       Sag ich ja. Es gibt solche, die reden gern in der Öffentlichkeit drüber,
       dass sie Juden sind. Warum auch immer. Andere Juden haben das Bedürfnis
       nicht. Zu denen gehörten meine Großeltern. Ich glaube, wir konnten und
       können einander am Ende ertragen, also die öffentlich redseligen und die
       öffentlich maulfaulen Juden. Nicht ertragen können wir die öffentlichen
       Antisemiten. Da darf man dann nicht schweigen, so gern man auch wollte.
       
       Das gab es doch ebenso in der DDR: Antijüdische Schmierereien und
       Vandalismus gegen jüdische Gräber. 
       
       Ja, doch das war von der Partei nicht geduldet. Man konnte solcher
       „Graswurzel-Antisemiten“ natürlich nicht immer habhaft werden.
       Antisemitische Vorfälle waren letztlich Sache der Polizei. Aber bei allem,
       was man an der DDR kritisieren kann und muss: Antisemitisches hatte mit
       Sicherheit keinen Platz in der sozialistischen Staatsdoktrin.
       
       Mich irritiert der Begriff Staatshumanismus. Was soll er konkret bedeuten?
       Die Oberfläche darf glänzen – was in der Packung steckt, ist egal? 
       
       Nein, natürlich nicht. Mit Staatshumanismus meine ich das Gegenteil von
       völkischer Öffentlichkeit. Also, dass diese Frage: „Was bist’n du für
       einer?“, keine öffentliche Frage sein sollte. Dass da nicht dieses
       zwanghafte Bekennertum herrscht und kein Ausschließen, dass dieses ganze
       leidige Zugehörigkeitsspiel einfach nicht stattfindet.
       
       Was meinen Sie mit Bekennertum? 
       
       Das Jüdische soll weder Vor- noch Nachteil sein, sondern ein privater
       Umstand, eine von vielen möglichen Arten, sein Herkommen zu begreifen oder
       religiös zu sein. Es geht den Staat genauso wenig an, wie zum Beispiel, was
       die Leute gern in ihren Betten anstellen.
       
       Würden Sie diese Beschreibung auch für die Bundesrepublik gelten lassen? 
       
       Ja. Es gehört auch zum bundesdeutschen Konsens, dass Politisches nicht
       völkisch oder antisemitisch sein darf. Es gibt zwar in der Bundesrepublik
       auch Politiker, die antisemitisches Zeug reden, aber das war nie Mainstream
       oder Staatsdoktrin. Insgesamt ist es im Vergleich zur DDR so, dass
       Befindlichkeiten und Privates eher für öffentlichkeitstauglich gehalten
       werden. Ich find’s langweilig, aber ich muss es ja nicht lesen. Der hiesige
       Staatshumanismus ist aktuell in Gefahr, auch wegen der AfD. Die Welt wird
       gerade allgemein wieder nationalistischer, kriegerischer, brutaler. Ich bin
       allerdings optimistisch. Ich glaube, dass genügend Menschen verstanden
       haben, dass das Konzept des Staatsbürgers ungleich humanistischer und
       tragfähiger ist als das Konzept des Biodeutschen.
       
       Israel wehrte sich 1967 im Sechstagekrieg gegen seine arabischen Angreifer
       – die DDR positionierte sich danach an deren Seite. In der Parteizeitung
       Neues Deutschland wurde im Anschluss eine Verurteilung des Staates Israel,
       vor allem der Holocaust-Überlebenden, veröffentlicht. Haben ihre Großeltern
       mitunterzeichnet? 
       
       Ich glaube nicht. Es war ja vor meiner Geburt und ich kann mich nicht
       erinnern, dass wir jemals darüber gesprochen hätten. Also über den
       Sechstagekrieg schon, aber nicht über diese Petition.
       
       War es nicht von Nachteil, dass das Jüdische in der DDR privat zu sein
       hatte? Dass man nicht, wie in der Bundesrepublik spätestens seit der
       Ausstrahlung der TV-Serie „Holocaust“ 1979, über die Verfolgung von Juden,
       über die Schoah sprechen konnte? 
       
       Man konnte doch über die Schoah sprechen. Es gab zum Beispiel diesen Film
       „Jakob der Lügner“, es gab die KZ-Gedenkstätten und den Wiederaufbau der
       Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte. Aber ich verstehe
       schon, was Sie erfragen wollen. Das Problem war, dass die öffentlichen
       Themen von oben gesetzt wurden und es in der DDR keine unabhängige Presse
       gab. Öffentlichkeit gab es nur mit dem Segen der Partei. Und da die
       privaten Umstände privat zu bleiben hatten, spielte das Jüdische …
       
       … nur als Unsagbares eine Rolle? 
       
       Wie gesagt: Unsagbar war das nicht. Die Schoah war Thema, nur eben in
       staatsgenehmer Weise. Aber gelenkte Öffentlichkeiten haben das prinzipielle
       Problem, dass sie keinen Dissens aushalten, keine echten Debatten erlauben
       und eben auch kein Korrektiv für den Staat sein können. Sie machen die
       Meinungen und Befindlichkeiten nicht spürbar – und damit nicht
       verhandelbar.
       
       Haben Sie, hat Ihre Familie mit jüdischen Riten gelebt? 
       
       Nein. Wir haben keine Feiertage gefeiert und die meisten der jüdischen Ge-
       und Verbote ignoriert. Was mir jetzt, wo wir drüber reden, lustig vorkommt:
       Diese Regeln sind ja im Wesentlichen solche des Lebens und Zusammenlebens,
       also auch Regeln fürs Öffentliche. Insofern ist Judesein auch intrinsisch
       vielleicht nicht nur eine beliebige private Befindlichkeit. Es hat eine
       Geschichte, von mörderischer Judenfeindschaft bis zu den heutigen
       Antisemiten. In dieser Hinsicht haben Juden auch heute ein Recht auf
       Öffentlichkeit. Deswegen reden wir beide auch jetzt.
       
       Das ist ein Widerspruch zu dem, was Sie über Ihre Familie berichten. 
       
       Na ja. Nur weil es nach wie vor nicht normal ist, jüdisch zu sein. Es ist
       wieder unnormaler geworden. In der DDR hätten wir dieses Interview einfach
       nicht geführt. Ich meine nicht, weil es verboten worden wäre – wäre es
       vermutlich auch –, sondern weil es einfach nicht als Thema auftauchte. Ich
       finde das normaler.
       
       Was heißt normal? 
       
       Normal bedeutet, dass das Jüdische als so gewöhnlich wahrgenommen wird wie
       anderes an einem Menschen. Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Religiöses. In
       gewisser Weise bedeutet es, dass etwas wieder in den Grund des Ungesagten
       absinkt. Deswegen kann man Normalität auch nicht qua Dekret herstellen. Qua
       Dekret geht höchstens das Öffentliche. Aber dann gibt es doch untergründig
       etwas Widerständigeres, Unverfügbareres, das die Normalität bestimmt.
       
       Darf ich abermals fragen: Was ist Ihnen das Jüdische? 
       
       Etwas, das man konstruiert. Ich finde mich über die Erzählungen meiner
       Eltern, Großeltern, über Erlebnisse, Erfahrungen und so weiter in eine
       jüdische Identität ein. Das ist ein Prozess und er dauert das ganze Leben
       an.
       
       Und das heißt? 
       
       Es gibt nur diesen Prozess. Es gibt nichts, was man von außen sehen kann.
       Sie können mich fragen, das ist alles. Es gibt nichts anderes als diese
       Selbstauskunft eines Menschen. Also keine Nase, kein Ivritsprechen, kein
       Beschnittensein, kein Irgendwas. Das ist alles Quatsch. Für mich ist das
       Wichtigste am Jüdischsein der Teil meiner Geschichte, der mit meinen
       Verwandten zu tun hat, mit deren Bekannten, mit deren Einordnung ins
       Weltenganze; der Teil, der ein bisschen erklärt, warum ich so bin, wie ich
       bin. Natürlich nicht vollständig – könnte ich das ausführen?
       
       Bitte! 
       
       Ich weiß, dass meine Eltern und deren Eltern und so weiter Juden waren. Die
       Vorfahren meiner Mutter waren Weinhändler. Die Mutter meiner Oma war
       Klavierlehrerin. Solche Geschichten werden peu à peu zur eigenen
       Geschichte. Und zum anderen gibt es sicherlich Werte und Anschauungen, die
       in bestimmten jüdischen Traditionen immer hochgehalten wurden und qua
       Erziehung und Vorbildwirkung auf mich weiter übertragen wurden. Zum
       Beispiel, Wissen gilt als echter Wert in meiner Familie. Man muss etwas
       wissen oder können, wenn man darüber reden möchte. Meine Mutter sagt dazu
       immer: „Was man weiß, ist gut.“ Das hat sie von ihrem Vater.
       
       Könnte ich mich zum Juden erklären? 
       
       Sie könnten konvertieren, klar. Das kann jeder. Aber man kann das nicht
       einfach so erfinden, wie es einem beliebt. Sonst müssten Sie ja lügen. Das
       können Sie natürlich machen, eine ganze Geschichte auf erfundenem Judentum
       aufbauen. Aber es bliebe natürlich eine Lügengeschichte, und mindestens Sie
       selbst wüssten das auch immer. Wodurch sich der Hauptzweck des Ganzen
       erübrigte, nämlich ein wahrhaftiges und welthaltiges Selbstverständnis zu
       erzeugen. Glauben Sie mir: Man sucht es sich nicht aus.
       
       Nun hat ja ein Autor wie Fabian Wolff bei Zeit Online einfach behauptet, er
       sei Jude. 
       
       Ja, der wollte sich als Juden erfinden. Was ich bei dem nicht verstanden
       habe, war: Warum er die Welt als Jude erklären wollte? Judesein ist ja kein
       Beruf oder eine Fertigkeit. Hätte er nicht einfach sagen können: Ich
       erklär’ dir die Welt als Fabian Wolff? Da ist es wieder, das Thema
       Normalität, das ist für mich der Unterschied. Der zwischen den beiden
       Fragen „Wer bist du?“ und „Was bist’n du für einer?“ Die zweite Frage
       fordert einen dazu auf, sich in ein bestehendes System einzuordnen. Man tut
       dem anderen einen Gefallen, man erleichtert ihm, dich – und sei es nur
       scheinbar – zu begreifen, indem man sich in seine Schubladen legt. Ich hab’
       da eine Abneigung gegen. Ach, und dann ging es bei der Story auch ums
       Gatekeeping – wer darf mit welcher Autorität reden? Mir wär’ es lieb, wenn
       es diesen Vorteil beim öffentlichen Sprechen überhaupt nicht gäbe – oder
       wenn, für alle gleichermaßen. Außer für Faschisten und Antisemiten.
       
       Die aus den USA stammende Autorin Deborah Feldman, so auch der Titel ihres
       Buchs, spricht von einem „Judenfetisch“ in Deutschland. 
       
       Keine Ahnung, wen und was sie meint. Vielleicht die Kreise, in denen Israel
       als Unglücksherd der ganzen Welt gilt. Ich weiß es nicht. Ich bin natürlich
       nicht glücklich über die derzeitige Regierung in Israel. Aber ich glaube,
       zumal ja Hunderttausende seit Monaten gegen die Regierung demonstrieren,
       dass Israel wandlungsfähig ist. Ich glaube sogar, dass es dort Frieden
       geben kann. Es dauert nur. Es gibt Israel noch nicht mal hundert Jahre, das
       ist ein Jungspund unter den Staaten. Es leben schlaue Leute da. Es wird
       Vernunft und damit auch Frieden einziehen. So haben wir das in unserer
       Familie bei allen Unterschieden im Blick auf die Palästinenser immer
       gesehen.
       
       Manche, [2][zumal in linken Zirkeln], sagen: Israel dürfe man nicht
       kritisieren. 
       
       Natürlich darf jeder Israel kritisieren, niemand ist je für irgendeine
       Israelkritik eingesperrt worden.
       
       Gehen Sie in die Synagoge? 
       
       Nee. Ich folge da wohl eher der Tradition meines Großvaters, der, soweit
       ich weiß, in seinem Erwachsenenleben nie in den Tempel ging. Aber er hat zu
       keiner Sekunde auf andere Juden herabgeschaut, die regelmäßig hingehen.
       Mein Großvater allerdings liegt auch nicht auf dem Jüdischen Friedhof,
       sondern auf dem Friedhof in Pankow, bei seinen Leuten, bei den Sozialisten.
       Und meine Imo mit ihm.
       
       17 Sep 2023
       
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