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       # taz.de -- Einigung auf Legalisierung von Cannabis: Kein schlechter Deal
       
       > Das Kabinett hat die begrenzte Cannabis-Legalisierung auf den Weg
       > gebracht. Damit beschreitet die Regierung einen Mittelweg – und das ist
       > auch gut so.
       
   IMG Bild: Demnächst ein Feierabendtütchen statt ein Bier?
       
       Die Debatte um die Legalisierung von Cannabis ist – wie die um ähnlich
       emotionale Themen – mal wieder eine Einladung zum Aushalten von
       Ambivalenzen. Wer sich auf die seriösen Argumente von
       Befürworter*innen und Gegner*innen gleichermaßen einlässt, wird
       kaum zu einem vorbehaltlosen „Ja klar machen wir das (nicht)“ finden.
       Insofern ist der am [1][Mittwoch im Kabinett verabschiedete Gesetzentwurf]
       kein schlechter Deal.
       
       Ob Genuss oder medizinische Gründe: Menschen konsumieren Cannabis. Davon
       ist erst einmal auszugehen und daran ändert ganz offensichtlich auch eine
       Kriminalisierung nichts. Vielmehr führt sie zu organisierten kriminellen
       Strukturen mit allen bekannten wie unerwünschten Begleiterscheinungen – für
       die Gesellschaft und für die Betroffenen. Dass Cannabis- und Alkoholkonsum
       unterschiedlich behandelt werden, ist auch nur im Sinne eines
       Traditionsrechts hinnehmbar.
       
       Neben den guten Erfahrungen, die Länder mit fortgeschrittener Legalisierung
       gemacht haben, gibt es allerdings auch diese: Der Konsum steigt nach einer
       Legalisierung erst einmal an und kriminelle Strukturen werden nur dann
       maximal eingedämmt, wenn der Verkauf von Cannabis so wenig wie möglich
       reguliert wird. Das wiederum birgt aber die Gefahr der Kommerzialisierung
       und damit wiederum einer Erhöhung des Konsums. Auch bei Kindern und
       Jugendlichen kann die Verfügbarkeit und Akzeptiertheit von Drogen den
       Konsum erhöhen.
       
       ## Nur gesunde Menschen können ohne Probleme kiffen
       
       Natürlich bekommt nur ein ganz kleiner Teil der Konsumierenden
       gesundheitliche Probleme. Aber das sind eben die besonders schützenswerten,
       ein Spiegel für andere gravierende Probleme unserer Gesellschaft. „Nur
       psychisch, ökonomisch und sozial gesunde Menschen können ohne Probleme
       saufen, kiffen und Partydrogen nehmen“, sagte der inzwischen
       [2][verstorbene Berliner Substitutionsmediziner Chaim Jellinek].
       
       Die Abgründe der Vernachlässigung von Kindern, die massiver Drogenkonsum
       sichtbar macht, sind kaum zu ertragen – wenn man sie an sich heranlässt.
       Und sie bleiben – Stichwort Kinder- und Jugendschutz – eine
       gesellschaftliche Aufgabe, mit und ohne Legalisierung.
       
       Wenn wir jetzt also eine [3][Teillegalisierung bekommen, die stark
       reguliert ist], mit Erprobung und Evaluierung arbeitet und von einer vor
       allem auch an Kinder und Jugendliche gerichteten Aufklärungskampagne
       begleitet wird, dann mag das den einen schon zu viel und den anderen noch
       zu wenig sein. Womöglich ist aber ein Mittelweg gefunden, der sowohl
       medizinischen Bedenken Rechnung trägt als auch Fragen der
       Kriminalprävention und Selbstbestimmtheit.
       
       16 Aug 2023
       
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