URI:
       # taz.de -- Presserat tagt zu „Zeit“ und Friedrich: Wer verpfeift wen?
       
       > Der Verleger Holger Friedrich hat Reichelt verpetzt, die „Zeit“ hat Leaks
       > aus dem Springer-Verlag veröffentlicht. Beide sind nun Thema im
       > Presserat.
       
   IMG Bild: Der Verleger Holger Friedrich hat den armen Julian Reichelt an Springer verpfiffen
       
       Diese blöde Privatsphäre aber auch immer! Und wofür sie ständig herhalten
       muss. [1][Da verpfeift Berliner-Zeitung-Verleger Holger Friedrich den armen
       Julian Reichelt] an Springer, weil er mit angeblich privatsphärischen
       Details aus dem Springervorstand vor der Tür stand.
       
       „Der Springer-Vorstand privat“? Wäre jedenfalls mal eine hübsche
       Schlagzeile für eine Bild-Homestory. [2][Auch die Zeit] soll sich dafür
       verantworten, dass sie vor ein paar Wochen aus SMS und Mails von Mathias
       Döpfner zitierte. Zum Beispiel, was der Springer-Chef fein ironisch von
       Ossis usw. hält. Denn auch Springers Nummer 1 ist natürlich am Handy
       Privatmensch. Wobei Döpfner privat eher nach einem altmodischen Weinbrand
       klingt.
       
       Wie schade, dass die Beratungen der Beschwerdeausschüsse des Deutschen
       Presserats hinter verschlossenen Türen tagen! Am 15. Juni will der
       Presserat über den Fall Friedrich (Verstoß gegen Pressekodex Ziffer 5
       Berufsgeheimnis) und die Zeit-Berichterstattung (Ziffer 8 Schutz der
       Persönlichkeit) befinden. Das wird bestimmt lustig. In der Sache werden
       sich hoffentlich alle schnell einig. [3][Friedrich geht gar nicht]. Wobei
       wir auf den Wortlaut der Rüge genauso gespannt sein dürfen und ob die
       Berliner Zeitung sie abdruckt.
       
       „Petze, Petze ging in’ Laden, wollt für’n 6er Käse haben. Käse, Käse gab es
       nicht, Petze, Petze ärgert sich! Geht es jetzt darum, welcher Fauxpas
       schlimmer als der andere ist? Schön, dass alle mitreden, sich aufregen und
       recht haben wollen“, fragt die Mitbewohnerin.
       
       ## Kai Diekmann verliert den Prozess
       
       Bei der Zeit liegt die Sache anders. Sie hat schließlich das Material als
       Beleg dafür zitiert, welcher Geist im Hause Springer bzw. im Hirn des Dr.
       Döpfner herrscht. Und welche Auswirkungen das auf die Konzernpolitik und
       das Betriebsklima hat. Womit wir wieder bei Julian Reichelt wären.
       
       Wie die Süddeutsche berichtet, will Springer die Petzerei von Friedrich,
       dass Reichelt mit Konzern-Interna hausieren geht, jetzt auch im
       gerichtlichen Verfahren gegen den ehemaligen Bild-Chef verwenden.
       
       Klingelt da irgendwas? Na klar! Anno 2006 hatte sich der damalige Bild-Chef
       Kai Diekmann mit dem Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg
       angelegt. Der hatte in der Zeit über Diekmann geschrieben, was Dieki nicht
       passte. Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zog sofort den Schwanz ein
       und tilgte wie gewünscht den Namen Diekmann aus den entscheidenden Absätzen
       des Artikels.
       
       Mehr noch, „ich bedaure das sehr“, hatte sich di Lorenzo per Fax
       ausdrücklich entschuldigt und dem „Lieben Kai“ noch geschrieben, „ich gehe
       davon aus, dass dies ein persönliches Fax an Dich ist“. Was Diekmann so
       persönlich nahm, dass sich das Fax als „Anlage K 4 B“ im Prozess als
       Beweismittel wiederfand. Einen Prozess, den Diekmann übrigens mit Pauken
       und Trompeten verlor.
       
       19 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Julian-Reichelt-ohne-Quellenschutz/!5928936
   DIR [2] /Enthuellung-ueber-Springer-Chef-Doepfner/!5924617
   DIR [3] /Holger-Friedrich-in-russischer-Botschaft/!5933975
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffen Grimberg
       
       ## TAGS
       
   DIR Julian Reichelt
   DIR Mathias Döpfner
   DIR Giovanni di Lorenzo
   DIR Axel Springer
   DIR Die Zeit
   DIR Presserat
   DIR Holger Friedrich 
   DIR Presserat
   DIR Medien
   DIR Kolumne Flimmern und Rauschen
   DIR Kolumne Flimmern und Rauschen
   DIR Berliner Zeitung
   DIR Julian Reichelt
   DIR Benjamin von Stuckrad-Barre
   DIR Jan Böhmermann
   DIR bild.de
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Deutscher Presserat rügt 73 mal: 2023 mehr Verstöße als je zuvor
       
       Die Selbstkontrolle der Medien hat vor allem für Sorgfaltspflicht-Verstöße
       gerügt. Bei brisanten politischen Themen wurde meistens sauber gearbeitet.
       
   DIR Vorwurf gegen „Hamburger Abendblatt“: Gute Nachrichten für den Sponsor
       
       Das „Hamburger Abendblatt“ lässt sich die Beleuchtung des TV-Turms in
       Firmenfarben sponsern. Zugleich gibt es einen großen Artikel über den
       Geldgeber.
       
   DIR Döpfner gegen „Medieninsider“: Stress nach Party
       
       Springer-Chef Mathias Döpfner ist gegen einen Bericht über seine
       Geburstagsparty des Branchendienstes „Medieninsider“ vorgegangen – nicht
       aber gegen einen der „FT“.
       
   DIR „Berliner Zeitung“ und der Fall Reichelt: Von Austern und Instanzen
       
       Holger Friedrich hat den Negativpreis „Verschlossene Auster“ gewonnen. Das
       ist hochverdient, obwohl er geredet statt geschwiegen hat.
       
   DIR Springer verklagt Julian Reichelt: Sein Chatverlauf vor Gericht
       
       Der Springer-Verlag verlangt von Ex-"Bild"-Chefredakteur Reichelt 2
       Millionen Euro Abfindung zurück. Bei Gericht zeigt sich, worüber gestritten
       wird.
       
   DIR Reichelt gegen Springer: Es geht nicht um Machtmissbrauch
       
       Ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Berlin soll den Konflikt zwischen
       Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt und seinem Ex-Arbeitgeber
       schlichten.
       
   DIR Stuckrad-Barres #MeToo-Roman: Privilegiertheit, dient der Sache
       
       Patriarchale Machtstrukturen existieren noch. Deshalb hilft es, wenn
       mächtige Autoren wie Benjamin von Stuckrad-Barre dies anprangern.
       
   DIR Böhmermann vs. „Bild“ im neuen Podcast: Achtung, Reichelt!
       
       Der Podcast „Boys Club“ ergründet die Machtstrukturen im Springer-Verlag –
       über die Reichelt-Affäre hinaus.
       
   DIR „Bild“-Zeitung in Bestform: „Drecksblatt“ spielt Saubermann
       
       Die „Bild“-Zeitung kassiert nach ihrer Solingen-Berichterstattung einen
       Shitstorm – und wehrt sich gegen eine moralische Verurteilung.